Showing posts with label Weihnachten. Show all posts
Showing posts with label Weihnachten. Show all posts

Saturday, December 22, 2018

SIOUXSIE & THE BANSHEES ☆ Il est né le divin enfant

Das wunderschöne Cover der Siouxsie & The Banshees - Single * Such a beautiful cover!
Melt / Il Est Né Le Divin Enfant
1982
7", 45 RPM, Single
Design – Rocking Russian
Painting – Gill Thompson
Producer – Siouxsie And The Banshees
℗ & © 1982 Polydor Limited (London)

☆       ☆
☆   ☆

Heute gibt es wie versprochen das Abschluss-Special zu meinem – die christlichen Traditionen brechenden – nicht vierteiligen, sondern natürlich fünfzackigen 'Adventskalender' – wie ein Stern!

Und heute wechseln wir ein bisschen das Genre, das heißt, heute gibt es keine Pin-ups aus den 1940er & 1950ern mit Soul-Musik aus den 1960er Jahren, sondern andere alte Held*innen. Und dabei kreuzen (!) wir nach unserem bewusst weltlich gehaltenen Kalender tatsächlich noch einmal den eigentlichen Anlass des Weihnachtsfestes: Christi Geburt, auch bekannt als Jesus (*lach*). Aber als Gegner*innen der Todesstrafe 'kreuzen' wir natürlich überhaupt niemanden, sondern wollen lieber ein bisschen feiern and glücklich sein!
Und das ist natürlich auch der eigentliche Grund für diesen Post.
Denn heute hören wir Musik meiner geliebten Siouxsie & The Banshees, der (neben vielem anderen, wie natürlich ihrer Musik & Texte, ihrer Moden & Styles) Band mit den schönsten Plattencovern, von denen wir hier nur eines von so vielen sehen!

☆       ☆
☆   ☆

As I promised, today here is the final special of my atheist 'advent calendar' (which was made of lovely pin-ups by Gil Elvgren) which – breaking with Christian traditions – does not consist of four parts, but of course is five-pointed – like a star!

And finally, we also change the genre a bit, which means that today there aren't pin-ups from the 1940s & 1950s combined with soul music from the 1960s, but other old heroines & heroes. And as it happens, along with that we really cross (!) – after our deliberately worldly calendar – the actual occasion of the 'Christmas Festival': the Birth of Christ, also known as Jesus (*lol*).
But as opponents of the death penalty, of course we don't crucify anybody,
but instead want to celebrate a bit and be happy!
And this of course is the actual reason for this post!
Since today we listen to music of my beloved Siouxsie & The Banshees, the (among many other things like of course their music & lyrics, their fashion & styles) band with the most beautiful record covers, of which we see here only one out of so many!

Inside label of the single
Siouxsie And The Banshees: Melt - Il Est Ne Divin Enfant
Polydor - UK - POSP 539

Ich habe diesen Song (der auf einem traditionellen französischen Weihnachtslied beruht) einer meiner absoluten Lieblingsbands ‎immer geliebt (er ist aus ihrer Phase des wunderschönen "A Kiss In The Dreamhouse"-Albums 1982) und ihn manchmal ganz am Anfang oder ganz am Schluss eines DJ-Sets gespielt. Aber in all den Jahren hatte ich nie ein Video gesehen, denn es ist ein sehr seltener Song (viele von Siouxsie's Single-B-Seiten waren solche Meister*innenwerke!) und ich hatte ihn 'nur' auf der ziemlich raren 7" inch Single, die Ihr hier seht. Eines Tages hat meine Freundin Pezi von Dollbreak dieses Video hier aus dem französischen Fernsehen gefunden, und sogar das frühere Band-Mitglied Robert Smith (The Cure) spielt dort Percussion!
Sehr süßes Video:

I always loved this song (which is derived from a Traditional French Christmas Carol) from one of my favorite bands ever ‎(it comes from the era of their beautiful "A Kiss In The Dreamhouse" album 1982) and I sometimes played it very early or at the very end of a DJ-set. But in all that years I never saw this video, since it's a very rare track (many of Siouxsie's single B sides were such masterpieces!) and I 'only' got it on the quite rare 7" inch single you see here. One day, my friend Pezi from Dollbreak found this video from French TV, and it contains former band member Robert Smith (The Cure) on percussion in it! Very cute video:


SIOUXSIE & THE BANSHEES Il est né, le divin enfant
from 'Les Enfants du Rock - L' Embûche de Noël 82', French TV, 23 Décembre 1982


Il est né le divin Enfant!
Jouez, hautbois, résonnez, musettes;
Il est né le divin Enfant;
Chansons tous son avènement.
Depuis plus de quatre mille ans
Nous le promettaient les prophètes:
Depuis plus de quatre mille ans
Chansons tous en cet heureux temps


Die Rückseite der Siouxsie & The Banshees - Single * The back side of the single:
Melt / Il Est Né Le Divin Enfant (1982)
7", 45 RPM, Single

Nachdem wir schon mit Gil Elvgren's liebenswerten Pin-ups gefeiert haben,
süße schwarze Soul-Musik aus den 1960ern gehört haben,
können wir also die diesjährigen wunderbaren Feiertage mit meinen großartigen Held*innen Siouxsie & The Banshees beenden.
Himmel auf Erden!
Beinahe perfekt.

So after we celebrated already with Gil Elvgren's lovely Pin-ups,
listened to 196Os sweet black soul music,
we can end this year's wonderful celebrations with my great hero*ines
Siouxsie & The Banshees.
Heaven on Earth!
Nearly perfect.


Magenta wünscht Euch * Magenta wishes you


MERRY EVERYTHING
&
A HAPPY NEW YEAR!


Überblick meines ☆ Overview of my

Merry Xmas Charity Pin-up Calendar 2018


   

I ~ II

III ~ IV

 

V

Es gab auch eine * there also was a
Maxi-Single
Siouxsie & The Banshees: Melt // A Sleeping Rain / Il Est Ne Le Divin Enfant (1982)

Merry Xmas Charity Pin-up Calendar IV/V

Gil Elvgren - A Christmas Eve (Waiting For Santa)
1954, Öl auf Leinwand / Oil on Canvas, 76 x 61 cm
Art from the archives of Brown & Bigelow, St. Paul, Minnesota / USA

Unser heutiges, doch schon ganz schön erwachsen, frech und selbstständig aussehendes 'Pin-up-Mädchen' kann es, wie wir sehen, schon gar nicht mehr erwarten und auch unser kleiner hübscher Kalender nähert sich seinem Ende entgegen. Das Beste ist: wir haben die dunkelsten Tage des Jahres schon überstanden. So lange es aber noch so ungemütlich ist, machen wir es uns zu Hause bequem, kuschelig und warm. Schließlich waren wir schon fleissig genug, heute gönnen wir uns selbst mal was und genießen...


Marshmallows, Schleifchen & sexy Strümpfe

Ich hatte ja im ersten Teil versprochen, dass es für jedes Kalenderblatt eine zur Nummer passende Anzahl an Gil Elvgren Pin-up-Gemälden gibt, das wären heute also vier. Allerdings wird es trotz meines ziemlich gut ausgestatteten Archives erotischer Photographie und Kunst bereits eng (deshalb hatte ich schon in Teil II vergleichend, also aber auch absichtlich ein Pin-up von Elvgen's Genre-Kollegen Enoch Bolles reingeschmuggelt), denn soweit ich das Gesamtwerk des Malers überschauen kann, hat er zwar sehr viele Pin-ups gemalt, aber überraschend (und auch erfreulich) wenige, die eindeutig einen – wie bereits im zweiten Teil festgestellt freilich ohnehin wenig christlich oder überhaupt religiösen – 'weihnachtlichen' Bezug haben (wie wir ihn oben in Form eines 'Weihnachtsbaumes' und unten rechts in Form eines 'Adventskranzes' sehen).

Das kam für mich zunächst selbst überraschend, schließlich kennen wir 'Weihnachten' ja alle als den kapitalistischen Verkaufsschlager schlechthin.
Dies hat sicherlich auch etwas mit der gewünschten 'Multifunktionalität' der Bilder zu tun (zu Ökonomie & Produktionsbedingungen der Bilder siehe Teil III). So hatte Elvgren zum Beispiel mal ein sehr schönes "Valentine's Day"-Bild gemalt, dass anlässlich des Valentinstages ein 'Redhead'-Model auf einem knallroten Sessel in Herzform zeigt – aber das Motiv lässt sich der Situation und Auftragslage des Künstlers entsprechend und bis heute (Elvgren selbst starb leider 1980) ganz ökonomisch-multifunktional auch für allerlei andere Anlässe, Glückwünsche und Grußkarten (Geburtstage, Weihnachten, Silvester usw.) verwenden und verkaufen und genau das gleiche gilt auch für die Wünsche und Verwendungsideen der 'Konsument*innen', Betrachter*innen, Nutzer*innen und Fans (auch von mir gibt es dieses besonders schöne Bild ein anderes Mal).

Außerdem gehörte 'die Kirche' sicherlich nicht zu den größten Fans der "Great American Pin-ups" (klassischer Buchtitel zum Thema), auch darauf hatte ich ja schon hingewiesen. Und das war und ist, gerade in Zeiten eines (versuchten) neokonservativen Rollbacks, auch gut so.
Austreten – und uns hedonistischen Atheist*innen einen 'Heidenspass'!
[wobei auch das Heidentum – wie alle anderen – eine von mir abgelehnte und vor allem auch nicht 'geglaubte' Religion ist, der ich – wie bei allen anderen Religionen – höchstens Elemente oder Ideen 'klaue' bzw. sie mir ganz irdisch-hedonistisch aneigne, wenn mir etwas gefällt oder brauchbar erscheint, wie hier in diesem atheistisch-'postmodernen' Xmas-Kalender exemplarisch-experimentell ausprobiert]
Ansonsten gilt das Wort von Johann Most (Die Gottespest, New York 1883):
"Wenn es einen Gott gäbe, müsste mensch ihn abschaffen!" (^.^)

Und so sind wir beim zweiten Gemälde heute mit dem Titel "A Warm Welcome" bereits beim keinesfalls nur zur Winterzeit praktizierten und restlos weltlichen Marshmallows grillen angelangt (hier am Spieß in einem – wie uns die ersten drei Bilder heute und auch das III. Kalender-Titelbild suggerieren (oder auch erzählen!) – damals in den USA offenbar sehr populären heimischen Kamin), eine lustige Sache mit dem wabblig-fluffigen Süßzeugs, die ich vor allem aus den USA selbst kenne (allerdings eher im Sommer beim Barbecue oder am Lagerfeuer). Aber die beiden nächsten Bilder passen trotzdem einfach wunderbar zusammen.

  
Gil Elvgren - A Warm Welcome (1959) & unknown title & year
Öl auf Leinwand / Oil on Canvas, 76 x 61 cm
Art from the archives of Brown & Bigelow, St. Paul, Minnesota / USA

Außerdem sind heute noch einmal 'alle' Haarfarben vereint:
von blond (Titelbilder I, II und IV) über rothaarig (III & IV oben rechts u. unten rechts) zu braun-blond/brünett bis schwarz (in III & IV oben links).
Lustigerweise haben mit Ausnahme der 'Nikoläusin' aus Teil I (fast) alle Frauen diese kleinen Schleifchen im Haar (ob einfach im Haar befestigt oder – danach sieht für mich z. B. der blaue Streifen im Haar der Rothaarigen hier oben rechts aus – mit einem Haarreifen ist allein anhand der Gemälde nicht immer eindeutig auszumachen) wie mir selbst erst nach und nach bei genauerer und vergleichender Betrachtung aufgefallen ist. Heute fast alle (drei von vier) in blau, in Teil II in schwarz und in Teil III in rot. Bin allerdings noch nicht dahinter gekommen, ob es etwas Spezifisches damit auf sich hat. Vielleicht eine Art – dann allerdings trotz der Häufung hier nur hin und wieder auftauchendes – 'Markenzeichen' von Gil Elvgren, ähnlich der ein paar Jahre später entstandenen 'Bunny-Ohren'?
[der erste "Playboy" mit Marilyn Monroe auf dem Cover erschien 1953 und die Zeitschrift benutzte von Anfang an das bis heute unveränderte Bunny-Logo, das Älteste der hier erwähnten Elvgren-Gemälde mit diesen Haarschleifchen (aus Teil II) ist aber bereits von 1947]
Allerdings waren verschiedene Arten von Haarschleifchen und Haarbändern in der Ära definitiv auch eine zeitgenössische Mode, wie ich auch auf Photographien und Gemälden anderer Künstler*innen gesehen habe (zumindest in bestimmten (sub-)kulturellen Nischen und Phasen ist es eine bis heute existente 'Mode', wenn auch weniger im so genannten 'Mainstream').

So oder so wieder das Genre-typische Augenzwinkern und – wie stets – ich mag das auch oder gerade als Femme-Lesbe gerne leiden, sowohl bei anderen als auch selbst, denn ich trage gerne Verspieltes und Niedliches im Haar (da die Accessoires mit den Haarreifen mich leider manchmal drücken und dann irgendwie Kopfschmerzen machen habe ich generell lieber die, die sich direkt ins Haar klipsen lassen). Das gilt übrigens nicht nur für Haarschleifchen und Haarblumen, sondern auch für die besonders in den letzten Jahren wieder populär gewordenen Kätzchen- und 'Bunny-Ohren', an denen ich mich selbst allerdings noch nicht versucht habe (vor allem aus dem geschilderten Haarreifen-Problem heraus, aber ist natürlich auch eine Stimmungs- und Umgebungssache).

Eine andere Frage, die sich beim Betrachten der Gemälde besonders aufmerksamen Leser*innen stellen könnte, ist die, ob ich eigentlich bei meiner in Teil II angekündigten Suche nach neuer schicker 'Unterwäsche' fündig geworden bin, denn im Unterschied zu den ersten beiden Titelmädchen tragen die Folgenden nun neben schicken Schuhen auch Dessous & Lingerie, eventuell hautfarbene Nylons (bei manchen Bildern, etwa den Titelbildern aus Teil III & IV hier, schwer zu beurteilen oder der Phantasie überlassen) und hautfarbene (wirklich halterlose?, vgl. hier oben rechts) oder schwarze Straps-Strümpfe (unten rechts). Das waren – wir erinnern uns, dass Gil Elvgren letztlich Werbemaler war (wenn auch nicht für spezifische Mode-Labels, sondern meist andere Firmen) – in der damaligen Zeit heiß begehrte Mode-Produkte und sie werden bis heute geliebt, getragen und – so auch von mir – auch ein bisschen als Fetische begehrt.
Die Antwort auf die Frage lasse ich als "secret girl" hier heute unbeantwortet (wir sind ja heute ohnehin mit einer gehörigen Portion Neugier gestartet, falls Ihr Euch vor lauter Lesen noch an unser heutiges Titel-Pin-up erinnern könnt), aber vielleicht könnten Euch die Rothaarige oben rechts oder auch die/das 'Redhead' unten einen Hinweis geben?

Denn erst ist der Karton noch leer, aber wenn das Gemälde oder der Kalender erst mal fertig ist...
...by the way, wollt Ihr eine Praline?
(^.^)

Gil Elvgren - Model Photography & the finished painting Sweet Presentation
via oldhollywoodglamour.blogspot.com

Ich jedenfalls war bei den oft ungemütlichen Temperaturen gerne in meiner wunderbar nach petrolfarbenen Amber-Räucherkegeln duftenden Dezember-Wohnung (es soll lecker & süßlich riechen, aber nicht nach Weihrauch, Tannen oder Weihnachten, das kann ich nicht lange, wenn überhaupt, ertragen *schüttel*, sondern eher wie Parfüm; der Gothic-Klassiker Patchouli geht natürlich auch immer, aber den habe ich auch sonst ab und zu) und würde am liebsten gar nicht mehr raus!


Wärme & Hoffnung für Rojava

Damit es andere Menschen hoffentlich eines Tages auch so kuschelig und gemütlich haben können und sich vielleicht sogar eines Tages wie unsere schönen, US-amerikanischen Pin-up-Models in zauberhaft vielfältigen heimischen Paradiesen wärmen oder lustige Marshmallows grillen können anstatt von Erdogan's türkischem Militär und verbündeten 'Dschihadisten' beschossen, bombardiert, getötet und vertrieben zu werden, habe ich auch den letzten Teil meines kleinen "Spenden-Marathons" (für Teil V gibt es 2018 keine Spende mehr) nicht vergessen (wie könnte ich?). Und meine letzte Spende geht – das wird keine, die mich kennt, überraschen – noch einmal (wie die erste) ins revolutionäre Rojava in Nord-Syrien.
Und dort sieht es in diesen Tagen leider zappenduster aus, weshalb ich nicht umhin komme, dazu auch hier und heute etwas zu sagen (obwohl für längere politische Abhandlungen zu den Spendenthemen ja die von mir so genannten "Kalender-Rückseiten" gedacht sind/waren, aber diese werde ich aufgrund der extremen Bedeutung des Themas sowohl für mich persönlich, die Menschen in Rojava wie auch für die ganze Welt und auch aufgrund der im Moment völlig unklaren Situation erst Anfang nächsten Jahres schreiben).

Die dortigen revolutionären Kräfte haben dort bekanntlich zwischen 2014 und 2018 unter endlosen Opfern für uns alle den IS (Islamischer Staat / Daesh) größtenteils besiegt und nicht zufällig gerade jetzt, wo die Menschen endlich anfangen könnten, in Frieden zu leben und die unglaublichen eigenen Wiederaufbaubemühungen der letzten Jahre zu 'ernten' und zu 'genießen', hat US-Präsident Trump den Abzug der US-Truppen beschlossen (die in den letzten Jahren eine Art, wenn auch von Anfang an höchst unzuverlässige und restlos egoistische, 'Schutzmacht' für Rojava sowohl vor dem bezüglich Rojava bisher eher zurückhaltenden Assad-Regime als auch vor allem gegen die daueraggressive Türkei waren) und
– damit zusammenhängend, aber viel schlimmer noch – der faschistische türkische Diktator, IS-Unterstützer und Kurdenkiller Erdogan die nächste Invasion von Rojava angekündigt, diesmal direkt von der Türkei aus (ohne dschihadistische Stellvertreter vorzuschicken), wie bereits Anfang des Jahres im ebenfalls zu Rojava gehörenden, seither brutal besetzten Afrîn.

Wenn kein Wunder geschieht, ist es also gut möglich, dass die Häuser, die Schulen, die Grünflächen und Wälder, für die ich und zahllose Menschen aus aller Welt in den letzten Jahren gespendet haben, die die multiethnische und multireligiöse Bevölkerung in den letzten Jahren mit so viel Kraft und Liebe gemeinsam aufgebaut oder ganz neu errichtet haben, in wenigen Wochen vom NATO-Partner Türkei und Freund der Bundesregierung Erdogan wieder in Schutt und Asche gelegt werden. Und wir statt für den Neubau von Wohngebieten und Einrichtungen im Bereich von Gemeinwesen oder Ökologie zu spenden (so war es gedacht) für medizinische Notversorgungen, Gasmasken und Prothesen spenden müssen.


Erdogan der 'Weihnachtskiller'

Das ist allerdings alles andere als ein schönes oder passendes 'Weihnachtsthema' – ganz egal, ob mensch diese Zeit als religiös-verstandener 'Beginn einer neuen, hoffnungsvollen Zeit', als "Fest der (Nächsten-) Liebe", als winterlich-romantisches oder lustig-verkitschtes, irgendwie auch popkulturelles Kulturgut, als traditionelles 'Brauchtum' oder eher als "Familienfest" versteht.
Erdogan ist nicht nur ein Kurdenkiller, Erdogan ist auch ein 'Weihnachtskiller':

Es ist bereits das 5. Jahr in Folge, in dem ihm zwischen November und Januar einfällt, seinen Kurdenhass noch eine Schraube weiter zu drehen:

im Winter 2014/15 die Unterstützung des IS während der erbitterten kurdischen Verteidigung von Kobanê (Rojava),
im Winter 2015/16 die Massakrierung der Kurd*innen und Auslöschung ganzer Stadtteile und Städte im eigenen Land,
im November 2016 und den darauf folgenden Monaten 2017 die Verhaftung der kompletten Spitze der pro-kurdischen Partei HDP und zahlloser demokratisch gewählter kurdischer Bürgermeister*innen in der Türkei (mittlerweile sitzt bekanntlich fast jede*r in der Türkei, die*der ein kritisches Wort sagt, im Knast),
im Winter 2017/18 die Vorbereitungen und im Januar dann der Einmarsch in Afrîn (hierzu hatte ich im Blog gar nichts mehr berichtet, da war ich aufgrund der Dynamik und des Tempos entweder auf Twitter oder gleich auf der Straße aktiv)
Und nun, 2018/19 (ist ja wieder 'besinnliche Weihnachtszeit'), Erdogan's – wie es aussieht verrückterweise mittlerweile von sämtlichen, sonst so 'verfeindeten' Weltmächten USA & Iran, EU & Russland, NATO & Türkei, Katar & Irak, Saudi-Arabien & Iran... gedeckelter – 'letzter und finaler Vernichtungsfeldzug'. Globales Hitler-Appeasement, ick hör' Dir trapsen.

Die deutschen Nazis wurden – darauf hatte ich das letzte Mal schon kurz hingewiesen –
im II. Weltkrieg auch von Kriegsflugzeugen mit von US-Soldaten eigenhändig aufgemalten, bunten Gil Elvgren-Pin-ups bombardiert. Auf die USA, NATO, EU oder Russland und überhaupt auf Bombenflieger will heutzutage hoffentlich niemand mehr mit Herz und Verstand zählen, um eine bessere Welt aufzubauen (Nie wieder! Das war das Versprechen und der Schwur!),
aber die Idee, den Faschismus 'mit Pin-ups zu bombardieren' gefällt mir immer noch.
Nur ohne Bomben. Und viel besser!


Rojava für Manchester Bunnies

Ich habe schon früh im Leben beschlossen, mir weder von Neonazis und Rassist*innen noch (später hinzukommend) vom IS und "Babykiller Erdogan" auch nur irgendetwas 'wegnehmen' zu lassen (übrigens auch von niemandem sonst!). Im Gegenteil: was sie hassen, müssen wir unterstützen und verteidigen, was sie buchstäblich vernichten wollen, verstärken wir,
wenn ihnen unsere Musik zu laut ist, drehen wir die Lautsprecher auf und wenn sie meine kurdischen Freund*innen töten wollen – tanzen sie!!! Wie die Kurd*innen sagen:
"Sie wollen uns vergraben, aber sie haben vergessen, dass wir Samen sind!"

Und deshalb kratze auch ich hier mit einer wahren Geschichte eine wildkatzige Kurve, um auch heute, wo wir so schön fröhlich und verspielt, sexy und naschkatzig, feminin-duftend und genussvoll angefangen haben, zu einem schönen Ende zu kommen (das werden wir, Ihr seid schließlich auf Magenta's Blog!):

Nachdem die Kurd*innen und ihre Verbündeten im Oktober 2017 nach einem langen, opferreichen Kampf die Großstadt und IS-Hochburg Rakka (ar-Raqqa) vom IS befreit hatten, sorgte ein Mann aus der multiethnischen Befreiungsallianz SDF (Syrian Democratic Forces, das von den revolutionären Befreiungskräften YPG & YPJ gegründete nordsyrische Bündnis gegen den IS) dafür, dass das allererste Lied welches im befreiten Rakka erklang (unter der Herrschaft des IS war übrigens jede Musik verboten) ein Lied von Ariana Grande war, welches er – mit Blick auf und verbunden mit Grüßen nach Manchester – demonstrativ vor laufender Kamera laut auf seinem Smartphone abspielte. Eine Hommage an die Opfer des brutalen IS-Anschlages auf das Ariana Grande - Konzert ihrer "Dangerous Woman"-Tour 2017 in Manchester. Ich erwähne diese Geschichte hier, weil ich vorhin kurz auf das Thema der Kätzchen- und 'Bunny-Ohren'-Mode gekommen war. Denn Ariana Grande trägt beides gerne und immer wieder bei ihren Performances (das Cover des Touralbums und die Tour-Werbung zierten Bilder von Ariana Grande mit einer Art Latex-Masken-Version der Bunny-Ohren, siehe unten) und es war meiner Meinung nach eben kein 'Zufall' (dazu hatte ich schon damals direkt danach einen langen Twitter-Thread geschrieben), dass der widerwärtige, restlos misogyne, ultra-antifeminine IS – mit gewohnt nicht zufälliger Zielwahl – einen Anschlag genau auf diese Tour, mit diesem Titel, mit der fetischartigen Latex-Bunny-Maske als 'Logo', genau auf diese 'Girly Culture' und deren junge, tendenziell feminin-geprägte 'Protagonist*innen' verübt hat. Schon in der Anschlagserklärung zum Anschlag auf den Bataclan-Club 2015 sprach der IS von einer "perversen westlichen Kultur" und meinte damit wirklich alles, was mir lieb und teuer ist: von Pop-Musik über freie Sexualität, Fetischismus & BDSM, Feminitäten & LGBTIQ* etc., einem selbstbestimmten Leben & Lebenslust bis hin zu Kunst & sogar Comics, denn Lachen ist bekanntlich gefährlich (ist es auch! Für die Herrschenden.).

Daher Charlie Hebdo (da ging es gegen Meinungsfreiheit, die Subversion der Künste und des Humors), daher Bataclan (das zielte auf die alternativen Rockszenen & hedonistischen Clubkulturen so wie Orlando auf die LGBTIQ*-Szenen zielte), daher Manchester, und ja, daher auch der Angriff auf die multikulturelle Strandpromenade von Nizza und den Berliner Weihnachtsmarkt (auch hier ging es um einen Angriff nicht nur auf eine andere Religion, sondern auch und vielleicht sogar vor allem um einen Angriff auf die "multikulturelle Gesellschaft", wie auch die Mischung der Todesopfer in Nizza und Berlin belegen). Sämtliche IS-Anschläge von Kobanê und Qamişlo (beides Rojava) über Tunesien bis Türkei fußten auf diesem Muster. Die Killer und / oder ihre Auftraggeber wissen genau, was sie tun!

Und ich hatte bereits nach dem Anschlag von Kobanê 2015 hier öffentlich geschworen, mich am IS in jeder erdenklichen Form zu rächen und ich bin noch lange nicht damit fertig!
Beim Bataclan und bei Manchester fühlte ich mich ganz direkt mitgemeint (mehr noch als beim Weihnachtsmarkt-Anschlag in Berlin, obwohl ich auch da gewesen sein hätte können, aber im Bataclan waren z. B. schon Musiker*innen wie Lou Reed oder Nico von meinen Held*innen Velvet Underground aufgetreten, das band mich wahrscheinlich mehr an den Club in Paris als an den Ort in Berlin). Bataclan hat mich fertig gemacht, aber bei Manchester habe ich tagelang geweint.

Daher hier nochmal in voller Pracht,
nicht nur weil es irgendwie gut in diesen Blog-Post passt,
sondern auch mit einem großen FUCK YOU
an den IS und dessen größten Unterstützer ERDOGAN:

Ariana Grande mit riesigen Bunny-Ohren
auf dem Cover von Dangerous Women (2017)


Bunny Love für Rojava

In diesem Sinne könnt Ihr Euch darauf verlassen, dass ich nach den Feiertagen noch einmal mit weit aufgerissenen Augen und riesigen Ohren klären und entscheiden werde (ich hatte eigentlich schon entschieden, möchte das aber unter den aktuellen Umständen noch einmal in Ruhe klären), wo (nicht ob!) mein Geld für die Verteidigung und Zukunft von Rojava im Moment am besten genutzt werden kann. Ebenfalls bereits beschlossen ist, dass ich entgegen der Ankündigung im Text zu meinen Spenden für die Seenotrettung – und obwohl ich kein Geld für Lotto habe – diese Spende für das IV. Kalenderblatt als Spende für Rojava mit 50 €+ doch noch zur größten Gesamtspende pro Kalenderblatt aufstocken werde.

Denn – auch dafür muss mensch nicht religiös sein – 'guten' Menschen gönne ich alles, 'bösen' Menschen gönne ich nix!
Nur dass viele der Menschen, die ich definitiv zu den 'Guten' zähle, nach 'religiösen' Definitionen in die 'Hölle' kommen würden (wie z. B. ich und meine Freund*innen aus den LGBTIQ* und Fetisch-Szenen) oder nach staatlichen Definitionen 'Terroristen' sind (wie meine Genoss*innen von der PKK und den YPG & YPJ), während ich für pseudo-hyperreligiöse Schlächter wie Erdogan (den 'guten' Bombengeschäfts-, EU- & NATO-Partner) selbst 'die Hölle' zu schade finde!


The Bells Of St. Mary

Glitzerkugeln * Baubles & Glitter Balls
Magenta's pink Xmas tree situation
(from Magenta's private photo archive)

Und so ist heute sogar ein ein bisschen kirchlich angehauchtes Liedchen aus Phil Spectors legendärem Christmas Album (1963/1972) drin.
Weil's einfach ein wunderschöner Song ist!
In der Hoffnung, dass die Glocken von "St. Mary" und alle Glitzerkugeln der Welt zum Totengeläut für religiös-rassistisch-nationalistisch-imperialistisch-faschistischen Wahn werden.
Und ganz besonders, weil wir selbst es sind, die die Welt gemeinsam zu einem besseren Ort machen können! Wenn ich dabei mit ein bisschen guter Laune und unerschütterlichem Optimismus helfen kann, sehr gerne!
Wir hören “The Bells Of St. Mary” von der Band mit dem lustigen Namen Bob B. Soxx & The Blue Jeans:


Das Lied von den Glocken ist auch deshalb ein schöner Abschluss heute, weil Glocken und Glöckchen zu den weiteren, auch mit der Weihnachtszeit assoziierten 'Accessoires' gehören, die ich gerne mag (vorgestellt hatte ich schon meine süßen Keksförmchen & Keksdosen, Rentierfiguren, Backtraditionen, ein paar 'Nikolaus'-Referenzen & meinen weltlichen Schwibbogen).
Ich habe eine Freundin aus der Gothic-Szene, die hat so kleine Glöckchen am Rucksack, dann hörst Du immer gleich: "Ah cool, die liebe Anna kommt!". Finde das sehr schön und freue mich immer darüber.

Und angesichts der zumindest in der Stadt nicht so schönen kahlen Bäume verstehe ich auch den traditionellen Wunsch, sich wenigstens ein bisschen 'Grün' in die Wohnung holen zu wollen, sei es in Form von Zweigen, Gestecken, Kränzen oder 'Weihnachtsbäumen'. Ich hole mir auch immer einen Mistelzweig, denn mein kleiner 'Weihnachtsbaum' ist ein wenig pink geraten. Oooops! (^.^)
Und da es nun – aus kalendarischen Gründen dieses Jahr besonders eng zusammenfallend – gleich nach dem 4. Advent de facto auch schon Weihnachten ist, sage ich schon mal für alle die Spaß dran haben:

Another Magenta's pink Xmas tree situation
(from Magenta's private photo archive)


Den Abschluss meines kleinen Kalenders bildet ein
aus der bisherigen Form ausbrechender V. Post,
der quasi die feierlich-düsterpunkige Spitze
meines fünfzackigen Adventskalender-Sterns bildet.
☆☆☆☆☆
Noch so eine
Überraschung!

Zauberhafte Winter-Feiertage wünschend

Eure ganz ehrenamtliche
'Entklerikalisierungsbeauftragte'
xxx
Magenta
🌸

MERRY EVERYTHING!


Überblick meines ☆ Overview of my

Merry Xmas Charity Pin-up Calendar 2018


   

I ~ II

III ~ IV

 

V

Wednesday, December 5, 2018

Merry Xmas Charity Pin-up Calendar II/V

Gil Elvgren - Surprise Package (Maybe You Weren't Expecting This)
1947, Öl auf Leinwand / Oil on canvas, 76 x 61 cm
Art from the archives of Brown & Bigelow, St. Paul, Minnesota / USA

Heute geht unser kleiner Adventskalender – wegen des Themas deutlich vorgezogen – schon in die zweite Runde, denn ja, Nikolaus steht schon gleich vor der Tür!
Wie bereits das letzte Mal angedeutet, mag ich ja – auch und vielleicht sogar gerade als Atheistin – die globalen Legenden und Traditionen, Kulturen und Praktiken des Helfens, Schenkens und Teilens (in der christlichen Geschichte vielleicht noch mehr als mit dem Nikolaus mit dem Bischof Sankt Martin von Tours verbunden) ganz jenseits aller Religiösität sehr gerne (es gibt sie außerdem selbstverständlich in allen Kulturen!).
Dies ist ja letztlich auch ein zentrales Thema meines hübschen atheistischen Kalenders, wohingegen ich gerne der Versuchung widerstehe, in die komplexen Tiefen (und Abgründe) der christlichen Geschichte, deren Überlieferungen, Interpretationen, Wohl- und Übeltaten hinabzusteigen. Schließlich bin ich ja Kunst- & Kulturwissenschaftlerin und keine Religionswissenschaftlerin – und schon gar nicht "Im Auftrag des Herrn" (Blues Brothers) unterwegs. (^.^)

Und so werden wir wohl nie erfahren, ob der alte Herr Nikolaus – anno dunnemals immerhin an das irdischen Lüsten feindliche Zölibat gebundener Bischof von Myra – auch ein heimlicher Liebhaber oder Verehrer, ein Voyeur oder vielleicht auch ein 'lüsterner Sack' gewesen sein könnte (alles ist jenen vergönnt, die sich respektvoll zu benehmen wissen!).
Wann aber hat jemand diese ketzerisch-freche Idee so herrlich augenzwinkernd & (selbst-)ironisch auf die Leinwand gebracht wie der US-amerikanische Künstler und Werbemaler Gil Elvgren?

💖


Vielleicht hast Du (habt Ihr) das nicht erwartet
Maybe you weren't expecting this

Das vielfach reproduzierte Gemälde entstand im Jahre 1947, in einer Zeit, als viele US-amerikanische Soldaten, die aufopferungsvoll gegen die Nazis gekämpft haben, noch in Europa weilten oder gerade erst wieder aus dem Krieg zurückkamen. Wenn sie denn überhaupt lebend zurückkamen. Wie viele Frauen warteten vergeblich oder blieben allein?
Andererseits war es eine Zeit, in der die Frauen oft ein neues Selbstbewusstsein erlangten, da viele von ihnen zum ersten Mal von der häuslichen Umgebung, in die sie verbannt waren, ins Arbeitsleben getreten waren (häufig in der Kriegsindustrie) und – ob sie wollten oder nicht – ihr Leben ohne Vater oder Mann meistern mussten (oder auch konnten). Damit einher ging – nicht nur in den USA – teilweise auch eine erfreuliche größere gesellschaftliche & sexuelle 'Freizügigkeit', wenn auch freilich aus der Not geboren und aller Veränderung und Bewegung zum Trotz sehr relativ. Entsprechend lässt sich der Blick des Nikolauses / Weihnachtsmannes (der für den in der Ferne abwesenden Partner/Ehe-Mann oder auch Vater stehen kann) durchaus auch anders interpretieren:
ein bißchen empört über das nackte Mädchen (eine junge Frau, die sich vielleicht derweil vieler Konventionen entledigt hat). Ein "Nanana"-Blick, wie neben den überrascht-aufgerissenen Augen auch der gewohnt mehrdeutige und doppelbödige Untertitel andeuten könnte:
"Maybe you weren't expecting this" ("Vielleicht hast Du das nicht erwartet") könnten nämlich sowohl der abwesende Absender (z. B. Partner/Ehemann/Vater im entfernten militärischen Einsatz, aber auch ein näher lebender Verehrer oder Liebhaber) in Bezug auf das gemachte Geschenk, die dargestellte nackte Frau selbst ('ertappt' in ihrer Freizügigkeit) oder auch der humorvoll und fast schon 'episch-dekonstruierend' wie ein "Über-Ich" (dieser Verweis ohne mir Freud's Psychoanalyse zu eigen zu machen, da ich sie nur sehr bedingt teile) ins Bild montierte Nikolaus sagen (der sinnbildlich identisch mit dem abwesenden Absender sein kann, aber nicht muss, er kann zum Beispiel auch eine 'Vaterfigur', einen älteren Bruder oder neugierigen Nachbarn verkörpern, die sich für die 'Machenschaften' oder Verehrer der Tochter interessieren).
Zudem lässt sich der Satz auch mit "Vielleicht habt Ihr das nicht erwartet" übersetzen, womit anstelle der Geschenksendung sowohl das familiäre und gesellschaftliche Umfeld (vgl. "Über-Ich") der jungen Frau als auch Elvgrens Werbekund*innen und (wir) Bildbetrachter*innen selbst ins Spiel gebracht würden bzw. werden... Die Zeit und der gesellschaftliche Hintergrund lassen wie der Untertitel viele Interpretationsebenen zu.

* Anmerkung / Exkurs: Die Titel der Illustrationen wurden übrigens meist von den Auftraggebern der Agentur Elvgrens vergeben (darunter z. B. – wir haben es schon beim ersten Pin-up in Teil I geahnt – Coca Cola oder die in beiden Weltkriegen auch im Rüstungsbereich aktive Motorradfirma Royal Enfield, mit der ich mich bereits 2014 in einem thematisch ganz anders gelagerten Post namens "The Politics Of The In-Between" kurz auseinandergesetzt habe), und bei manchen seiner Arbeiten existieren verschiedene Varianten der Untertitel, je nach dem, ob sie auf einem Kalender, in Zeitschriften, auf Spielkarten oder anderen Alltagsgegenständen abgedruckt waren.
Und so können auch unterschiedliche Titel unterschiedliche Interpretationen befördern. Ich habe mich zum Beispiel von Anfang an gefragt, ob die Frau auf unserem Bild das Paket aus- oder aber vielleicht auch (für jemanden anderes) einpackt und mich – in Kombination mit dem hier diskutierten, verbürgten Titel – ein bisschen auf die Seite der Auspacken-Variante geschlagen.
Ein – allerdings nicht als 'offiziell' verifizierter – ebenfalls kursierender Titel lautet hingegen: "Wrapping for Christmas" ("Einwickeln für Weihnachten").
Auch das ein vieldeutiges Wortspiel, denn "wrapping" ist nicht nur die Verpackung (Umschlag, Hülle), sondern bedeutet auch "einhüllen", "einwickeln". Und zwar sowohl sich selbst, etwa in Form von warmer Kleidung, aber auch im übertragenen Sinne andere mit Charme oder den eigenen Reizen – wie in der Redewendung "Jemanden um den Finger wickeln".
Der Titel kann sich also sowohl auf das Geschenke einpacken (nicht: auspacken) beziehen, spielt aber natürlich auch mit dem "einwickelnden" Charme der trotz Winterzeit keinerlei "Hülle" tragenden Protagonistin, die beim Geschenke einpacken darauf verzichtet hat, sich selbst 'einzupacken' (natürlich ist sie in allen Interpretationen letztlich selbst das begehrte 'Geschenk').

Solche verschiedenen Titel und Lesarten waren vermutlich auch funktional
im sich ständig wandelnden, auch regional unterschiedlichen und Verwendungszweck-abhängigen Kontext von Zensur, aber auch generell, um die gleichen, von Agenturen oder Firmen bezahlten Bilder für verschiedene Zwecke nutzbar zu machen (das Bild von Elvgren funktioniert genauso als Zeitschriften-Cover oder Zeitungs-Illustration für den Nikolaustag wie auch für eine Weihnachtskarte, kann aber auch am "Heiligabend" genutzt werden).
Das gilt aber nicht nur für die Titel, sondern bereits für die Konzeption und Entstehung der Gemälde selbst. So ist es – ganz abgesehen von Elvgrens ohnehin höchst 'irdischen' Blick – für einen auf zahlende Kunden angewiesenen Werbemaler sehr funktional, wenn gar nicht so klar ist, ob wir nun den (heiligen) St. Nikolaus, seinen je nach Region unterschiedlich genannten und inszenierten Gehilfen 'Knecht Ruprecht', ob wir 'Santa Claus' oder den Weihnachtsmann sehen. Und so verschwinden auch alle verdeutlichenden, aber eben auch trennenden Symbole aus der christlichen Ikonographie. Mehr potentielle Verwendungsmöglichkeiten, mehr zahlende Abnehmer, "One painting fits all". Mehr Marx geht eigentlich nicht! Eine voranschreitende Säkularisierung der gesellschaftlichen Verhältnisse – in einem Pin-up. But of course.

💖


Girls next door:
Mädchen aus der Nachbarschaft
öffnen neue Türen der Gesellschaft! * open new doors of society!

Wie bei allen Bildern und ihrer immer subjektiven Betrachtung, wie bei jeder (Darstellung von) Sexualität und jedem Begehren gibt es auch kein einfaches Passiv-Aktiv-Schema. Die Dargestellte ist sowohl (Betrachtungs-)Objekt als auch (Geschichts-)Subjekt, sie ist Ideal, Ikone, Rebellin, begehrtes Begehrens-Objekt & begehrendes Begehrens-Subjekt und vieles mehr.
Und natürlich gab es ohnehin schon damals nicht nur Männer, sondern auch viele Frauen, die Elvgrens schnell populär gewordenen, in Druckform massenhaft verbreiteten Bilder und Illustrationen liebten und – so eine gängige Kritik – sich eventuell auch an den entsprechenden (allerdings nicht von den Malern 'erfundenen') zeitgenössischen Schönheitsidealen orientierten.
Dies wurde sogar öfters selbst Gegenstand von Scherzen in Elvgrens Illustrationen, etwa in dem Gemälde "I Must Be Going to Waist" ("Ich muss mich um meine Taille kümmern") von 1946, welches eine Frau in einer Art Fitnessstudio zeigt (Schönheitsarbeit gab es schon immer) und den mehrdeutigen Untertitel "Waisted Effort" trägt – ein Wortspiel aus "waist" (Taille) mit dem gleich klingenden englischen Wort "waste" (überflüssig, unnütz, verschwenden).
Ein "wa(i)sted effort" wäre also ein nutzloses, unnötiges Bemühen um die 'perfekte Taille'. ;-)

Ohne Vorwissen für uns heute schwer zu erkennen (da die Schönheitsideale und Moden sich ja ständig ändern) und auf den ersten Blick vielleicht sogar überraschend, dass die von Elvgren nach echten Modellen (dazu komme ich in Teil III) gemalten Frauen eher das alltägliche amerikanische "Girl Next Door" darstellten – und trotz erotisch konnotiierter und heutzutage im Alltag weniger verbreiteter, eher fetischisierter Kleidungsstücke wie (Sling-)Pumps (unser Titelmädchen heute), halterlosen Nylon-Strümpfen, kurzen oder halbdurchsichtigen Negligés (vgl. die kommenden Elvgren-Bilder in Teil III & IV) nicht etwa eine unerreichbare "Femme Fatale".
Es ging um ein – freilich wie meistens in Mode, Kunst oder Werbung idealisiertes – Bild der 'normalen' Frau in der Gesellschaft, denn die amerikanische Pin-up-Werbekunst war keine bildungsbürgerliche Kunst, sondern eine Alltagskultur und damit auch eine proletarische Kultur.
Und genau das mag ich – neben vielen weiteren Aspekten – auch an ihr.
Natürlich war es auch eine Erotisierung des Alltags - aber auch das mag ich.
Ganz im Unterschied zur Kirche (besonders der in den USA weit verbreiteten protestantischen Spielart), die weniger "amused" über solche 'Trends' und Entwicklungen war.

Entsprechend wirkten die Bilder andererseits damals auch ermutigend auf viele Frauen, denn ihre fröhliche Unbeschwertheit und Unverklemmtheit konnte auch als Signal gelesen werden, sich von Konventionen und überkommenen Moralvorstellungen zu befreien (so eine nur kurz skizzierte, von mir geteilte, allgemeine Verteidigung erotischer Künste).

Aufgrund der immer augenzwinkernden Fröhlichkeit werden die Bilder dieses Genres übrigens auch scherzhaft "cheesecake paintings" genannt. Gerade in unserer Zeit, in der verbitterte Unfreundlichkeit und soziale Kälte immer mehr um sich greifen, können wir davon vielleicht sogar wieder lernen! Einfach mal wieder schmunzeln, lächeln, freundlich sein. Und zwar ausdrücklich nicht, weil der/die Chef*in es heute verlangt, sondern den Mitmenschen gegenüber und nicht zuletzt auch uns selbst zu Liebe.

💖


Ist Santa ein Mädchenname?
Is Santa a girls name?

Und wer schließlich sagt denn eigentlich, dass auch der moderne Nikolaus immer ein Mann sein muss?
Sieben Jahre nach diesem Gemälde hat Gil Elvgren in "Out In The Cold (My Tale's Told)" von 1954 selbst einen entsprechenden Vorschlag gemacht, in dem er aus Santa Claus eine Art Marilyn Monroe in roten Winterstiefeln und Nikolausmantel gemacht hat (siehe das erste 'Türchen' von meinem Pin-up-Kalender). Interessant, wie seine Kunst – auch was die Geschlechterbeziehungen angeht – durchaus immer mit der Zeit ging. Auch Elvgrens 'Kollege' Enoch Bolles, zusammen mit Elvgren mein liebster Pin-up-Illustrator, hatte bereits 1940 aus Santa Claus eine Frau gemacht, auch wenn letztlich unklar bleibt, ob sie die Beschenkte oder – schließlich ist sie ja im Unterschied zur Frau auf unserem heutigen Titelbild selbst die 'Nikoläusin' – die Schenkende ist (oder beides). Aus Sicht Eurer femme-lesbischen Bloggerin Magenta ist es eindeutig eine lesbische Nikoläusin, die ihrer Liebsten Perlenketten & andere glamouröse Überraschungen mitgebracht hat 😜:

Enoch Bolles - A Neat Little Package, 1940

💖


The Ronettes
I Saw Mommy Kissing Santa Claus
1963

Heute hören wir von Phil Spectors Weihnachtsalbum "Santa Claus Is Comin' To Town" von The Crystals, "Here Comes Santa Claus" von Bob B. Soxx & The Blue Jeans und natürlich auch das niedliche "I Saw Mommy Kissing Santa Claus" in der schönsten Version von The Ronettes (1963).
Das von Tommie Connor geschriebene Lied erschien gesungen vom 13-jährigen Jimmy Boyd erstmals Ende November 1952 – also nur fünf Jahre nach unserem Kalenderblatt – und liefert vielleicht einen weiteren Hinweis zur Interpretation von Gil Elvgren's Bild "Surprise Package".
Aber wie gesagt, ich lasse es die wundervollen The Ronettes singen:




💖


Noch mehr weibliche Nikoläusinnen:
Mutterliebe

Stillleben mit einigen von Mama's leckeren Keksen
So viel Liebe!
Sie hat sich sogar extra ein Förmchen mit meinem geliebten Berliner Fernsehturm besorgt!
Leider brechen die Spitzen immer auf dem weiten Sende-Weg nach Berlin ab – was der nicht zu toppenden Leckerheit der Kekse freilich keinen Abbruch tut!
Die "Vanillekipferl" und die in uralten handgeschnitzten Förmchen aus Familienbesitz gebackenen "Springerle" (hier im Uhrzeigersinn die Motive Schmetterling, Rentier, Vogel & Eichelzweige), die pralinenartigen Kekse aus weißer, mit ungespritzten Orangenschalen versetzter & brauner, mit Cornflakes gemixter Schokolade – sowie alle anderen – sind meine Liebsten. Und einen Davidstern als Ausstechform hat meine nicht-praktizierende protestantische Mutter auch! Mein Vater ist atheistischer ex-Katholik, ich atheistische ex-Protestantin, mein Bruder ist dabei geblieben – wir sind eine wunderbar säkulare Familie!
💖


Still Life with some of Mummy's delicious cookies
So much love!
She even bought a cookie cutter in the shape of my beloved TV tower of Berlin!
Sadly they always break on the long postal way to Berlin – which of course doesn't effect the endless deliciousness of the cookies!
My non-practicing Protestant mother even has a Star of David! My father is an atheist ex-Catholic, I'm an atheist ex-Protestant, my brother stayed Protestant – we are a wonderful secular family!
💖


Refugees Welcome

Kekse essend Nüsse knackend zünden wir auch die zweite Kerze an – und dann wollen wir ja auch noch eine gute Tat vollbringen!
Wie wäre es denn – wo ich heute zu Anfang schon kurz bei den Themen Krieg(sopfer) und Kampf gegen Nazis gelandet bin – mit einer 'Nikolaus-Spende' für Refugees und Flüchtlingsprojekte?
Ein bisschen (bei mir nicht gerade explodierenden) Wohlstand teilen und Nächstenliebe verschenken – das ist "Santa Magenta's" Wahl für das zweite Kalenderblatt!

Konkret habe ich mich dazu entschlossen, drei Organisationen der zivilen Seenotrettung, nämlich Sea-Watch, Mission Lifeline und Sea-Eye, mit jeweils einer Spende zu unterstützen. Alle drei retten mit Schiffen schiffbrüchige Flüchtende im Mittelmeer vor dem Ertrinken und setzen sich für sichere Fluchtwege, offene Grenzen und Bewegungsfreiheit für alle Menschen ein.
Mehr dazu auf der 'Rückseite' dieses zweiten Kalenderblattes in Form meines nächsten Posts unter dem Titel "Seenotrettung".

Auch zum ersten Teil gab es natürlich eine Spende, nämlich an das Projekt "Make Rojava Green Again", ich komme im Moment nur nicht mehr hinterher, auch weil sich die recht aufwändige Produktion dieses Kalenders und meine vielen anderen Aktivitäten überlappen, aber ich werde darauf in Updates noch genauer eingehen (die erste Kalenderrückseite zu "Make Rojava Green Again" ist aktuell noch in Arbeit, aber die Spende ist schon raus). Denn es heißt natürlich nicht umsonst "Charity Calendar" und soll auch konkrete Anregungen für meine lieben Leser*innen geben!

💖


Baby, it's cold outside

Für mich selbst schaue ich die Tage mal nach schicker neuer Unterwäsche, damit ich nicht ganz so nackig rumlaufen muss wie unser heutiges Pin-up. (^.^)

Denn – auch ohne Schnee:

"Baby it's cold outside!"

In diesem Sinne "Tschüsss" und bis zum nächsten Mal,
wenn es wieder heißt:

"Gute Mädchen kommen in den Himmel,
böse Mädchen kommen überall hin!"

xxx
Eure Magenta
💖

 
I like this!
Artist unknown, from a Xmas Card


Link zur 'Rückseite' dieses II. Kalenderblattes zum Thema "Seenotrettung"

Link zum ersten Teil meines * Link to the first part of my



Verwandte * Related Blog-Posts:

Christmas Trees for Fashion Girls 24 Dec 2016
Boutique mannequins dressed as fashionable Xmas trees

Breitscheidplatz: Lux lucet in tenebris 23 Dec 2016
A visit to the Christmas market at #Breitscheidplatz Berlin
shortly after the IS terror attack there

Die blaue Kathedrale des Schuhfetischismus 22 Febr 2016
Über die einzige 'Kirche', für die ich zu haben bin - und unendlich viel schöne blaue Mode!
"The Blue Cathedral of Shoe Fetishism" is about the only church I can relate to & all about beautiful blue fashion!

Joyeux Noël dans la forêt 24 Dec 2015
Enchanting & dreamy photos by Agnieszka Lorek

Girls & Horses 19 Dec 2015
Frauen mit Pferden in allen Jahreszeiten

Weihnachten mit der PKK? Na klar! 13 Dec 2015
Xmas with the PKK? But of course!
About a Santa Claus PKK solidarity action & the secularism of the Kurdish freedom movement.

Merry Christmas Everybody! 24 Dec 2014
Xmas greetings in 60 languages

FRIENDLY SOCIETY 27 Dec 2012
A December visit in the beautiful art gallery & fashion boutique in Berlin-Mitte.

Friday, December 23, 2016

Breitscheidplatz: Lux lucet in tenebris

Grablichter & weiße Rosen in Gedenken an die Opfer des IS-Terroranschlags auf dem Breitscheidplatz in Berlin
23 Dezember 2016 (Photo von mir, ich bitte um Beachtung des Hinweises am Ende des Posts)

Lux lucet in tenebris ("Ein Licht leuchtet in der Finsternis") – diesen Satz 'bekam' ich zu meiner evangelischen Konfirmation (!), und auch wenn ich der Überzeugung bin, dass ich schon damals das Weite hätte suchen sollen vor jeder Art von Religiösität, mag ich den Satz trotzdem, damals schon, und auch heute noch. Er lässt sich nämlich auch wunderbar in einem aufklärerischen Sinne benutzen und verstehen. Zuletzt habe ich ihn in meinem Post zu dem entsetzlichen IS-Massaker in der nordsyrisch-kurdischen Stadt Kobanê im Juni 2015 (mit über 240 Toten!) zitiert, der den Titel trug: "Das Letzte Massaker der Dschihadisten", obwohl mir auch damals durchaus klar war, dass es keinesfalls 'das letzte' Massaker der Killerbanden von Daesh (pejorative arabische Bezeichnung für den pseudo-islamischen Pseudo-Staat 'IS') und dessen globalen Anhängern sein würde. Wie wir alle wissen, war es das auch nicht (und wird es leider auch in Zukunft nicht sein). Mein Text trug den Titel nicht zuletzt deshalb, weil ich mir damals vorgenommen habe, diesem blutigen Terror, der ja nicht zuletzt auch ein blutiges 'Medienspiel' ist, zumindest dahingehend ein Ende zu machen, dass ich nicht mehr über ihre Greueltaten berichte, sondern nur noch darüber, wie die Terrororganisation bekämpft werden kann und dies beispielhaft mit meinen beschränkten Mitteln als Bloggerin vorführe oder positive Beispiele medial verstärke. In diesem Sinne ist das aufgrund der Methode mit dem Lastwagen vordergründig naheliegende Beispiel Nice / Nizza mit der dortigen Welle des Rassismus und der Islamophobie ein ganz negatives, Orlando mit der auch einer Stadt wie Berlin angemessenen kosmopolitisch-liebevollen Trotzreaktion der globalen LGBTQ-Community hingegen ein wundervolles und vorbildliches Beispiel. Während das Kalifat im Irak und in Syrien nicht zuletzt aufgrund des aufopferungsvollen Kampfes vor allem der kurdischen Peschmerga und der PKK im Irak und der syrischen Kurd*innen von der YPG & YPJ mit ihren multi-ethnischen, säkularen Verbündeten (SDF) und Alliierten (vor allem Obamas USA) immer weiter Richtung Zusammenbruch steuert und seit mittlerweile fast zwei Jahren praktisch jede Schlacht verliert, treffen die Anschläge ihrer Gefolgsleute wie schon seit Jahren weiterhin Unschuldige in aller Welt, ob im Irak, in Syrien, in Libyen, in der Türkei, den USA, Asien, Afrika oder Europa.

Im Gegensatz zu (vor allem) 'den' Kurd*innen, die längst verstanden haben, dass es sich bei den IS-Terroristen im Grunde um menschenverachtende Faschisten handelt (die auch auf ähnliche Art und Weise bekämpft werden müssen), hat sich Europa ja bekanntlich dafür entschieden, auf islamistischen Terror mit Demokratieabbau, absurden und unnützen Ausnahmezuständen, Waffenlieferungen an Dschihadisten-fördernde Staaten wie die Türkei oder Saudi-Arabien, Kleingeistigkeit, Kleinstaaterei und EU-Austritt, mit rassistischem Terror (auch in Berlin), Abschottung und Abschiebungen in Kriegsgebiete wie Afghanistan zu reagieren. Während die Verletzten noch um Leben und Gesundheit bangen, werden von 'unseren' Politiker*innen bereits wieder weitere Schritte in diese falschen Richtungen vorbereitet... Und so war es auch absehbar, dass auch in Berlin so genannte 'Rechtspopulisten', Rassist*innen und Neo-Nazis den Anschlag vom Montag erneut dazu nutzen würden, um ihre menschenverachtenden Gesellschafts-Vorstellungen zu propagieren, obwohl oder auch weil der Anschlag (wie alle anderen des IS) genau in die Mitte der bunten, multikulturellen Berliner Gesellschaft traf: ein erschossener polnischer Lastwagenfahrer, Todesopfer aus Deutschland, der Ukraine, ein Mann aus Tschechien, eine Frau aus Italien und eine aus Israel, unter den Verletzten viele weitere Staatsangehörigkeiten (u. a. aus dem Libanon, den USA, Spanien, Großbritannien, Ungarn, Finnland und Frankreich).
Welches Ziel IS-Terroristen auch auswählen, es geht immer – ob in einem Regionalzug (Würzburg 18. Juli 2016: fünf verletzte Tourist*innen aus Hongkong), einer Kleinstadt (Selbstmordattentat auf das Musik-Festival "Ansbach Open" am 27. Juli 2016 mit 15 Verletzten), bei Anschlägen auf einen Sikh-Tempel (wie in Essen, 16. April 2016, drei verletzte Sikhs) oder eine Moschee in Kuwait (25. Juni 2015), auf Märkte in Syrien oder dem Irak, kurdische Hochzeiten in der Türkei oder Badestrände in Ägypten oder Tunesiengegen eine solche, kosmopolitische Mischung, denn wie alle Faschisten zielen sie auf die Zerstörung von Vielfalt, Freiheit und Mitmenschlichkeit (was auch in ihrem mörderischen Kalifat selbst studiert werden kann).

Glücklicherweise ist ein Großteil (nicht nur) der Berliner*innen schlauer und läßt sich weder einschüchtern noch dazu verleiten, den deutschnationalen, rassistisch-faschistischen Zwillingen der globalen, rassistisch-islamofaschistischen Dschihadisten hinterherzulaufen und reagiert erstens cool und zweitens, noch viel besser, mit Anteilnahme, Kerzen und Blumen. Mehr noch:
mit warmherziger internationaler Gemeinsamkeit auf dem Platz und Aufrufen zu einer Verteidigung unserer offenen, freien Gesellschaft. Das ist, bei allem Leid und aller Trauer, schön. Und weihnachtlicher, als es sich alle Faschisten dieser Welt auch nur ausmalen könnten. Unsere Trauer gilt den Opfern, den Hinterbliebenen unser herzlichstes Beileid und unser Mitgefühl den Verletzten. Wir hoffen, dass alle möglichst bald und mit möglichst geringen psychischen und physischen Folgen genesen aus den Krankenhäusern Berlins zurück zu uns kommen! Wir sind in Gedanken bei Euch! Solidarische Grüße auch an die Überstunden schiebenden Krankenschwestern und Krankenpfleger*innen, Ärzt*innen und alle anderen, die sich im Moment, während der kommenden Feiertage oder auch das ganze Jahr über – ich denke etwa an die vielen Ehrenamtlichen in der Flüchtlings-, Obdachlosen- und Nachbarschaftshilfe, aber auch an 'die' Antifa und andere (Selbsthilfe-) Initiativen – für unsere hoffentlich solidarisch und offen bleibende Gesellschaft einsetzen! Kommt, wir gehen zum


Breitscheidplatz

Alles in einem Bild: die Gedächtniskirche, die (post-)modernen Bauten, der Weihnachtsmarkt, die Lichter und viele kugelförmige, glitzernde und spiegelnde Welten... Ich mochte den Platz und die Gegend eigentlich nie besonders, aber heute habe ich ihn zum ersten Mal als irgendwie schön und beinahe poetisch empfunden...

Aus Respekt vor den Opfern und angewidert von Nachrichten rechter Aufmärsche dort, wollte ich ursprünglich nicht zum Ort des Anschlags gehen, aber da mich die Suche nach neuen Winterstiefeln (!, ich habe dieses Jahr viel zu wenig für meinen Ruf als Mode-Bloggerin gemacht, dieser Hinweis muss jetzt sein!) heute ohnehin ungewöhnlicherweise Richtung ‚City West’ trieb, beschloss ich doch noch einen Abstecher zum Breitscheidplatz, auch weil ich es nicht mag, wenn Macker, Faschisten und Terroristen die Stadt für sich definieren und meine Bewegungsfreiheit einschränken (ich reagiere schon viel zu oft auf diese 'falsche' Art: bei Herrenfußballspielen und WMs, am 'Nationalfeiertag', am 'Vatertag', bei rechten Ansammlungen, betrunkenen Männerhorden usw.). Außerdem wollte ich mir selbst einen Eindruck von der inzwischen dort herrschenden Stimmung machen. Dabei sind die Photos entstanden.

 
Ein anderer Blick auf den Weihnachtsmarkt und für mich das Beste auf dem Breitscheidplatz:
der 1983 errichtete Weltkugelbrunnen (auch 'Wasserklops' genannt) von Joachim Schmettau und seiner Bildhauerkollegin Susanne Wehland, im Sommer ein schöner, sehr verspielter Springbrunnen mit lustigen Skulpturen und Inschriften in verschiedenen Sprachen, dessen Treppen zum rechts nebenan liegenden Europa-Center (nicht im Bild) führen. Das weiße Hochhaus im Hintergrund ist das so genannte Zoofenster in der Hardenbergstraße, das derzeit dritthöchste Hochhaus Berlins, links davon der eingerüstete neue Glockenturm der Gedächtniskirche (mit goldenem Kreuz auf dem Dach, Fertigstellung 1961, Sanierung seit 2014), dazwischen die (im Zweiten Weltkrieg zerstörte) Ruine als Mahnmal für den Frieden.

Als ich heute morgen losgegangen war, wurde der mutmaßliche Attentäter noch gesucht, erst im Laufe des Tages kam die Meldung, er sei bei Mailand von einem italienischen Polizisten erschossen worden. Gestern hatte ich noch kurz überlegt, deutsche Polizeistellen via Twitter darum zu 'bitten', ihn bei einer eventuellen Festnahme „bitte nicht gleich 'wieder' zu erschießen“, damit im Laufe eines Prozesses vielleicht auch einmal Informationen über Strukturen, Werdegang, etwaige ‚Hintermänner’ und Netzwerke ans Tageslicht kommen könnten, mich aber dagegen entschieden, um die ermittelnden Beamt*innen nicht unnötig mit einem kritischen ‚Diskussionsbeitrag’ zu stören… Nun also der nächste tote (mutmaßliche) Täter – und (potentielle) Zeuge (auch wenn es in diesem konkreten Fall wohl tatsächlich unvermeidbar gewesen ist).

Die Polizei war am Nachmittag sichtbar im Umfeld, aber angenehm 'dezent' anwesend.
Es gab keine Platz- und Taschenkontrollen und auch meine Photographiererei störte sie nicht.
Die Berliner Verkehrsbetriebe der BVG hingegen haben offensichtlich 'Terrorfahndung' mit 'Fahrscheinkontrollen' verwechselt, denn noch nie wurde ich in Berlin derartig inflationär an gefühlt jeder zweiten Station kontrolliert wie heute... Nicht schön.

Im Bildhintergrund links der Neue Glockenturm und die Ruine der alten Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche (mit 1959 modernisierter, leuchtender Uhr), rechts zwei neuere Hochhäuser der 'City West', das dieses Jahr fertiggestellte Upper West (mit rosa Herzbeleuchtung) und das ein paar Jahre ältere Zoofenster.


Obwohl ich keine Angst hatte (oder beschlossen hatte, keine zu haben), ging es also ohne die aktuellen Nachrichten heute morgen mit eher gedrückter Stimmung und sehr gemischten Gefühlen Richtung Charlottenburg (irgendein innerer Impuls zog mich doch dort hin) und schon in der U-Bahn wurde ich von einer Truppe von ‚mit Pauken und Trompeten’ Weihnachtslieder spielenden Musikant*innen ("Jingle Bells"!!!) erheitert. Das ging dann in Charlottenburg zwischen KaDeWe und Zoo, zwischen Wittenbergplatz und Breitscheidplatz so weiter und hatte außerordentlich positive Wirkung auf meine Stimmung, da ich mir ursprünglich selbst nicht so sicher war, ob es eine gute Idee ist, dem Ort des Anschlags weitere Aufmerksamkeit zu schenken. Im Drogeriemarkt in dem angrenzenden Europa-Center war das Regal mit den Kerzen praktisch leergefegt, Grablichter waren komplett ausverkauft… ich habe dennoch eine Lösung gefunden, denn ein Kerzchen anzuzünden fand ich dann doch eine nette Idee (wer noch hinfahren will: vielleicht schon auf dem Hinweg Kerzen besorgen).

Der Breitscheidplatz wurde 1947 nach dem von den Nationalsozialisten verfolgten Sozialisten und SPD-Politiker Rudolf Breitscheid († 24. August 1944 im KZ Buchenwald) benannt.

Dennoch waren, wie ich fand (ich habe keinen Vergleich, da ich normalerweise andere Weihnachtsmärkte besuche und auch sonst eher selten in Charlottenburg bin), nicht so viele Menschen auf dem Platz, die Stimmung war eher ruhig, aber nicht still, in fast allen Gesprächen, die ich ‚belauscht’ habe, ging es aber immer noch um das Attentat. Ansonsten hatte ich das Gefühl eines sehr herzlichen Umgangs miteinander, von Berliner*innen, Zugezogenen und Tourist*innen, und auch beim Kerzen anzünden gab es nette Szenen mit Menschen aus aller Welt (ich habe versucht, keine zu photographieren). Nachdem ich die weitgehende, erfreuliche Abwesenheit von Deutschlandsymbolen, dafür umso deutlicheren Botschaften für eine solidarische und menschliche Gesellschaft bemerkt hatte, waren meine anfänglichen Zweifel schnell verflogen und ich fand es eine gute Entscheidung, hingegangen zu sein. Denn:


The Message(s) of Berlin

 

Ein nahegelegener T-Shirt-Stand spendierte ein paar passende Exemplare:
"Make Love - Not War" und "Stop Wars". :-) ❤
Ansonsten waren heute nachmittag eher wenige Besucher*innen auf dem Platz.

Mit viel Herz und ohne Worte.

"Berlin hat keine Angst" (Berlin has no fear)

Eine kleine Laterne im Geäst, ein Briefchen und ein Kuscheltier. 💕

"Freiheit, Offenheit, Gerechtigkeit - davon lassen wir uns nicht abbringen!"
steht auf dieser Postkarte (ich glaube von der Partei Die Linke)

"Gemeinsam sind wir stark" - ein Transparent der türkisch-kurdischen DIDF (Föderation der Demokratischen Arbeitervereine, türkisch: Demokratik İşçi Dernekleri Federasyonu), die ich von vielen gewerkschaftlichen, antifaschistischen und auch pro-kurdischen Demonstrationen kenne.
Links zündet eine Frau eine Kerze für den ermordeten polnischen Lastwagenfahrer
Lukasz Urban an.

Und last but not least:
("The signs of the prophets are written on the subway walls, tenement halls...")

"Defend our open society: Berlin stays united #NoHate #NoTerror #NoRacism"
(unter dem grünen Herz steht:
"Darkness cannot drive out darkness, only light can do that
Hate cannot drive out hate, only love can do that!")

Der Weihnachtsmarkt auf dem Breitscheidplatz findet wie geplant noch bis zum 1. Januar 2017 statt und die in Mitleidenschaft gezogenen Standbetreiber und Schausteller freut es sicherlich auch, wenn Ihr ihnen irgendwelchen netten Glitzer-Tinnef (aus dem Aramäischen und Hebräischen bzw. Jiddischen stammendes Wort für 'nutzlose Ware'), niedlichen Nippes (aus dem Französischen für 'Beiwerk' oder 'Zierrat', etwa Putten) und wundervollen Plunder (aus dem Mittelniederdeutschen für 'wertloses Zeug', Klumpatsch, Kram oder Krempel), Süßwaren, Lebkuchen-Herzen, einen Glühwein oder wie ich eine Berliner Rostbratwurst mit Senf, gebrannte Mandeln und leckere Esskastanien (serbo-kroatisch: Kesten) abkauft. Schließlich sollten wir – ich habe das schon am Ende meines Posts zu den November-Anschlägen in Paris 2015 geschrieben – auch weiterhin unserem wunderbar ‚perversen Lebensstil’ (entsprechend äußerte sich ausgerechnet der an Menschenverachtung kaum zu überbietende IS in dessen Erklärung zu ihrem Massenmord im Pariser Musik- und Nachtclub Bataclan) frönen.

Denn wie singen die Engel in der Weihnachtsgeschichte so schön:

"Fürchtet Euch nicht!"

Im Übrigen bin ich schon lange der Meinung, dass Berlin (wie bereits Rom) Partnerstadt von Kobanê, dem nordsyrisch-kurdischen Trauma und 'Stalingrad' von Daesh, werden sollte.

#SmashDaesh!
  Biji Berxwedana Rojava!
[kurdisch für "Es lebe der Widerstand (gegen den IS) in Rojava (Westkurdistan/Nordsyrien)"]
Refugees Welcome!
Berlin bleibt bunt!

xxx
Eure Magenta,
die heute – fast schon eine kleine 'Sensation'! – den ganzen Tag in Charlottenburg verbracht hat.


All photos from 23rd December 2016 (sorry for the partly bad photo quality!).
© by Magenta / STYLE! IT! TAKES! Blog Berlin (http://style-berlin.blogspot.de)

In order to prevent political misuse of these photos, any use (also in social media) is strictly prohibited as long you have no ok. by me. To ask, please write a short message to Magenta Netzwerk @ http://twitter.com/magentanetzwerk. And of course you are invited to link to this post.

Um politischem Missbrauch vorzubeugen, untersage ich in diesem Fall absolut jede Verwendung der Photos (auch in den sozialen Medien) ohne ausdrückliche Erlaubnis von mir (bitte vorher über Twitter, Magenta Netzwerk @ http://twitter.com/magentanetzwerk, fragen). Es kann aber natürlich gerne auf diesen Post verlinkt werden.


STYLE! IT! TAKES! Blog-Links:

Über die einzige 'Kirche', für die ich zu haben bin:
Die blaue Kathedrale des Schuhfetischismus (Februar 2016)
Einer meiner persönlichen 'Lieblingsposts'.

Zum 'Cyber-Krieg' gegen den IS (Daesh):
Pac-Man gegen #daeshbags (November 2015)

Zum 'Schrumpf-Kalifat' in Syrien & den Siegen der YPG / YPJ in Rojava:
Der kürzeste Weg nach Tall Abyad (Juni 2015)
Mit Pferdeschwänzen gegen Terroristen (März 2015)
Befreiung & Wiederaufbau der Stadt Kobanê (Februar 2015).
all in German & English (English titles: "The shortest way to Tell Abyad", "With Ponytails against Terrorists" and "Liberation & Reconstruction of the City of Kobanî")

Zu den IS-Anschlägen in Qamişlo (Föderation Rojava - Nordsyrien):
Qamişlo 27 Juli 2016 - Terroropfer zweiter Klasse? (August 2016)

Über die falschen Konsequenzen aus den dschihadistischen Anschlägen in Paris:
K(l)eine Lehren aus Paris (November 2015)
Leider hat sich die europäische Politik seither genau in die gegenteilige Richtung meiner dort im Kapitel "L'amour plus fort que la haine - Love is stronger than hate - Die Liebe ist stärker als der Tod!" gemachten Vorschläge zum Umgang mit dem IS-Terror entwickelt. Dies schon damals ahnend (siehe Titel!), gibt es dort auch den Abschnitt "Die kleinen Privatkriege gegen Daesh". ;-)

Zum IS-Massaker in Kobanê (25. Juni 2015):
Das Letzte Massaker der Dschihadisten (Juni 2015)
in German & English (English title: "The Last Massacre of the Jihadists")

Zu den 'Charlie Hebdo-Massakern' in Paris (7. - 9. Januar 2015):
Je suis Charlie... je suis Ahmed... je suis juif... (Januar 2015)
in German & English