Heute gibt es wie versprochen das Abschluss-Special zu meinem – die christlichen Traditionen brechenden – nicht vierteiligen, sondern natürlich fünfzackigen 'Adventskalender' – wie ein Stern!
Und heute wechseln wir ein bisschen das Genre, das heißt, heute gibt es keine Pin-ups aus den 1940er & 1950ern mit Soul-Musik aus den 1960er Jahren, sondern andere alte Held*innen. Und dabei kreuzen (!) wir nach unserem bewusst weltlich gehaltenen Kalender tatsächlich noch einmal den eigentlichen Anlass des Weihnachtsfestes: Christi Geburt, auch bekannt als Jesus (*lach*). Aber als Gegner*innen der Todesstrafe 'kreuzen' wir natürlich überhaupt niemanden, sondern wollen lieber ein bisschen feiern and glücklich sein!
Und das ist natürlich auch der eigentliche Grund für diesen Post.
Denn heute hören wir Musik meiner geliebten Siouxsie & The Banshees, der (neben vielem anderen, wie natürlich ihrer Musik & Texte, ihrer Moden & Styles) Band mit den schönsten Plattencovern, von denen wir hier nur eines von so vielen sehen!
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As I promised, today here is the final special
of my atheist 'advent calendar' (which was made of lovely pin-ups by Gil Elvgren) which – breaking with Christian traditions – does not consist of four parts, but of course is five-pointed – like a star!
And finally, we also change the genre a bit, which means that today there aren't pin-ups from the 1940s & 1950s combined with soul music from the 1960s, but other old heroines & heroes.
And as it happens, along with that we really cross (!) – after our deliberately worldly calendar – the actual occasion of the 'Christmas Festival': the Birth of Christ, also known as Jesus (*lol*).
But as opponents of the death penalty, of course we don't crucify anybody,
but instead want to celebrate a bit and be happy!
And this of course is the actual reason for this post!
Since today we listen to music of my beloved Siouxsie & The Banshees, the (among many other things like of course their music & lyrics, their fashion & styles) band with the most beautiful record covers, of which we see here only one out of so many!
Inside label of the single
Siouxsie And The Banshees: Melt - Il Est Ne Divin Enfant
Polydor - UK - POSP 539
Ich habe diesen Song (der auf einem traditionellen französischen Weihnachtslied beruht) einer meiner absoluten Lieblingsbands immer geliebt (er ist aus ihrer Phase des wunderschönen "A Kiss In The Dreamhouse"-Albums 1982) und ihn manchmal ganz am Anfang oder ganz am Schluss eines DJ-Sets gespielt. Aber in all den Jahren hatte ich nie ein Video gesehen, denn es ist ein sehr seltener Song (viele von Siouxsie's Single-B-Seiten waren solche Meister*innenwerke!) und ich hatte ihn 'nur' auf der ziemlich raren 7" inch Single, die Ihr hier seht. Eines Tages hat meine Freundin Pezi von Dollbreak dieses Video hier aus dem französischen Fernsehen gefunden, und sogar das frühere Band-Mitglied Robert Smith (The Cure) spielt dort Percussion!
Sehr süßes Video:
I always loved this song (which is derived from a Traditional French Christmas Carol) from one of my favorite bands ever (it comes from the era of their beautiful "A Kiss In The Dreamhouse" album 1982) and I sometimes played it very early or at the very end of a DJ-set. But in all that years I never saw this video, since it's a very rare track (many of Siouxsie's single B sides were such masterpieces!) and I 'only' got it on the quite rare 7"inch single you see here. One day, my friend Pezi from Dollbreak found this video from French TV, and it contains former band member Robert Smith (The Cure) on percussion in it! Very cute video:
SIOUXSIE & THE BANSHEES Il est né, le divin enfant
from 'Les Enfants du Rock - L' Embûche de Noël 82', French TV, 23 Décembre 1982
Il est né le divin Enfant!
Jouez, hautbois, résonnez, musettes;
Il est né le divin Enfant;
Chansons tous son avènement.
Depuis plus de quatre mille ans
Nous le promettaient les prophètes:
Depuis plus de quatre mille ans
Chansons tous en cet heureux temps
Die Rückseite der Siouxsie & The Banshees - Single * The back side of the single:
Melt / Il Est Né Le Divin Enfant (1982)
7", 45 RPM, Single
Nachdem wir schon mit Gil Elvgren's liebenswerten
Pin-ups gefeiert haben,
süße schwarze Soul-Musik aus den 1960ern gehört haben,
können wir also die diesjährigen wunderbaren Feiertage mit meinen großartigen Held*innen Siouxsie & The Banshees beenden.
Himmel auf Erden!
Beinahe perfekt.
♥
So after we celebrated already with Gil Elvgren's lovely Pin-ups,
listened to 196Os sweet black soul music,
we can end this year's wonderful celebrations with my great hero*ines
THE LIBERTINES 12. Sept. 2015 live @Lollapalooza Festival, Berlin-Tempelhof
Photo by Clemens Bilan (Lollapalooza Official)
Regenwolken aus England
"I am the rain, who's held in disdain
The truth is I'm ruthless, I can't be contained Up in the sky, we've demand to supply
I am necessity, base of the recipe
I am the rain, am the rain"
PETER DOHERTY - I Am The Rain (2009)
Kurzzeitig schien es so, als sei der Auftritt der THE LIBERTINES beim Berliner Lollapalooza-Festival in Frage gestellt, nachdem direkt davor die Konzerte in London (Camden) und Manchester (Ritz) am 10. bzw. 11. September wegen gesundheitlichen Problemen von Peter Doherty ("medical situation" im offiziellen Statement) kurzfristig abgesagt wurden, darunter immerhin das offizielle Release-Konzert des ersten Libertines-Albums seit elf Jahren, "Anthems For Doomed Youth", im Londoner Electric Ballroom (zur Absage siehe auch den New Musical Express), was – auch wenn betont wurde, es handele sich nur um eine Vorsichtsmaßnahme – angesichts der bekannten Drogenprobleme von Doherty durchaus Schlimmstes befürchten ließ.
In London ließ man die Fans bis kurz vor Mitternacht warten, bevor die Absage kam (vermutlich wurde noch alles versucht; oder wollte man einen Riot provozieren? ^.^) und eine von Bierbechern übersäte Bühne und teils verärgerte, größtenteils jedoch verständnisvolle Fans hinterließ (die Konzerte werden natürlich nachgeholt). In den Fan-Foren vertraten erfreulich viele den Standpunkt "Fuck the gigs, health comes first!", was mir die Crowd gleich sympathisch machte.
Da ich fastausschließlich wegen den Libertines auf das Lollapalooza-Festival wollte (was im Unterschied zu den Auftritten in UK ja auch nicht nachzuholen gewesen wäre) und schon seit Wochen im Freudestaumel war, war ich allerdings gelinde gesagt nicht unbedingt erpicht darauf, jetzt Zeugin eines jener legendären, in einer Absage oder im Chaos endenden Libertines-Konzerte zu werden, auch wenn ich das (zumindest wenn es nicht um die Gesundheit geht) prinzipiell ziemlich lustig finde und für mich einfach zur Band, zum Punk und zum echten Leben gehört...
Horrorshow
Aber es ist alles gut gegangen, und während Heerscharen der den Samstag deutlich dominierenden 'Deichkind-Fraktion' bereits anfingen, feiernd und glücklich das Festivalgelände vor dem alten Flughafen Tempelhof zu verlassen, betraten – nach der üblichen Einleitung mit Vera Lynn's weltberühmtem "We'll Meet Again" (1939) – die vier Libertines als letzter Live-Act des ersten Tages die vergleichsweise 'kleine' Alternative Stage (mit ohne Videoleinwänden und auch von Seiten der Band unter Verzicht auf jegliches Spektakel, wenn wir von dem schicken roten Banner mit der Riot-Police vom Cover ihrer ersten Platte "Up The Bracket" absehen) und es zeigte sich von den ersten Sekunden an, dass Peter Doherty sich gut erholt hatte und es der Band weder an Energie noch an der nötigen Aggression fehlte: kaum auf der Bühne, kickte Doherty zu den ersten Takten von "Horrorshow" mit einem beherzten Schuss einen Bierbecher zurück ins Publikum, kurz darauf trat er seinen Mikrophonständer um, da wusste ich sofort: es kann losgehen, das wird gut! Und so war es dann auch:
THE LIBERTINES "Horrorshow", 12. Sept. 2015 live @Lollapalooza Festival, Berlin-Tempelhof
Da ich mit einer schwangeren Freundin unterwegs war, positionierten wir uns anfangs an einem sicheren 'Ehrenplatz' in der Mitte (in etwa die Sicht des gerade gesehenen Videos; herzlichen Dank nochmal an die Frauen von der Security dort!), aber mich hielt schnell nichts mehr und ich musste dringendst nach vorne. Da das Interesse an den Libertines vergleichsweise gering war (kein Wunder, da das Line-Up mit 'Headlinern' wie Deichkind, Seeed etc. oder den parallel zu den Libertines auftretenden Macklemore & Ryan Lewis und Fatboy Slim ja in eine ganz andere Richtung ging und die Libertines da eigentlich nicht so gut reinpassten), war es auch kein Problem ratzfatz nach ganz vorne zu kommen, um solche Doherty-typischen Diven-Szenen nicht mehr aus der Nahsicht zu verpassen. Für mich war es keine Frage, dass ich mich auf der linken Seite durchschlängeln würde, bis ich dann in lustiger Gesellschaft etwas links von Doherty (fast front row) ankam. Also nochmal "Horrorshow", diesmal mit Direktsicht auf Pete und die Mikrophon-Attacke (^.^) (interessant auch, wie unterschiedlich der Eindruck über zwei verschiedene Filmpositionen und klangliche Aufnahmequalitäten ist):
THE LIBERTINES "Horrorshow", 12. Sept. 2015 live @Lollapalooza Festival, Berlin-Tempelhof
Dohertys etwaiger Unmut über den anfangs tatsächlich noch suboptimal abgemischten Gesang wurde auf alle Fälle schnell erhört, denn mit dem Sound gab es danach zumindest in den vorderen Reihen nix mehr zu meckern (außer dass es, wie Musik heutzutage so oft, zu leise war!!! *lach*)! Doch auch von Besucher*innen gab es Beschwerden über den Sound, wobei ich vermute, dass dies vor allem in den Reihen weiter hinten auch damit zusammenhing, dass dort ständig der Macklemore & Ryan Lewis-Auftritt störend herüberwehte, oder wie es jemand auf Facebook böse ausdrückte: "Libertines? Das war das Konzert mit dem Sound
von Macklewieheißternoch auf der Main Stage, oder?" Ich hab das da vorne nicht mehr gehört. ;-) (^.^)
Und da Doherty das eigentlich sowieso fast immer macht, ist das wohl auch weniger eine Frage der 'individuellen Schuld der Mikrophone'... denn mit Mikrophonen, Kabeln und Technik stand die Band ja schon immer auf Kriegsfuß... während das Publikum – soviel sei schon vorweggenommen – die faulen Hintern auch schon einmal mehr dazu bewegt hatte als in Berlin... Daher "Horrorshow", die Dritte (nein, das ist nicht 1977, das ist von 2002!!!):
THE LIBERTINES "Horrorshow", Live at the Rhythm Factory, London, X'mas 2002.
"But if you've lost your faith in love and music the end wont be long Because if its gone for you then i too may lose it and that would be wrong"
THE LIBERTINES - The Good Old Days (2002)
Nein, es war alles andere als eine Horrorshow. Aber eine Band, deren gesamte Geschichte vor der Reunion 2010, also von der Gründung 1997 bis zur (inoffiziellen) Auflösung 2004 auf Wikipedia charmanterweise in den beiden Kapiteln "Der Abstieg" und "Das Ende" zusammengefasst wird (ich hatte mich darüber schon in meiner Band-Vorstellung lustig gemacht) darf ihre Konzerte auch mit einem Song namens "Horrorshow" beginnen – und macht dies übrigens schon das ganze Jahr über. Und wie grandios die Band auch in dieser Berliner Nacht war, kommt gerade auch in einem soundtechnisch weniger perfekten Video zur Geltung, der wunderschön gedreht ist und das Kamera-Mikrophon von Filmer Mikey Clay fast zum Bersten brachte. Die 'Lolla'-Version von "The Good Old Days", meines Erachtens eines der besten Lieder der Gruppe, in einer atemberaubenden Version (hier wurde dann auch fleissig mitgesungen, aber es war auch schon das letzte Stück vor den Zugaben): Hören und sehen wir selbst, was Peter Doherty – noch Anfang des Jahres in einer Reha-Klinik in Thailand – zum Thema und zu seinem Zustand zu sagen hat, gepaart mit den besten 'Gitarrensolos', die ich seit den Butthole Surfers (einer der wenigen Bands, der ich überhaupt erlaube, Gitarrensolos zu spielen) gehört habe (zweimal nicht länger als ca. 20 Sekunden, das muss so!!!):
"Tried so hard to keep myself from falling Back into my bad old ways And it chars my heart to always hear you calling Calling for the good old days Cos there were no good old days These are the good old days!"
THE LIBERTINES "The Good Old Days", 12. Sept. 2015 live @Lollapalooza Festival, Berlin-Tempelhof
filmed by YouTube-Channel MikeyClay who just has the right spirit:
"I sometimes wish I could bring a proper camera to gigs, but on the other
hand it's great not having to worry too much about equipment and just
being able to enjoy the gig. And this little camera might be old and
battered, but it still does a good job."
Thanx so much, Mikey, this is amazing!!!
Love it!
♥
... denn:
"And its not about, tenements and needles And all the evils in their eyes and the backs of their minds Daisy chains and school yard games A list of things we said we'd do tomorrow List of things we said we'd do tomorrow!"
Auch das nochmal, diesmal in einer sehr 'sauberen' Version, professionell gefilmt vom französischen Fernsehen auf dem Rock en Seine-Festival zwei Wochen vorher, weil in diesen Aufnahmen endlich mal der geniale Drummer Gary Powell (von dem wir ohne Kameras und Leinwände ja leider fast nur akkustisch etwas mitbekommen) in Aktion zu sehen ist (wie auch der sich in seiner notorischen "Ich-bin-garnicht-da"-Attitüde dermaßen zurück haltende, tolle Bassist John Hassal, dessen 'britisches Understatement' so cool ist, dass ich immer Angst habe, er würde plötzlich im Bühnenboden versinken und nie mehr zurückkommen ^.^) und um zu verdeutlichen, wie 'dreckig' das Berlin-Konzert eigentlich im positivsten Sinne des Wortes war:
THE LIBERTINES "The Good Old Days", 29. Aug. 2015 live @Rock en Seine Festival, Saint-Cloud, France
Turn up loud!
THE LIBERTINES live @Rock en Seine (29. Aug. 2015)
Da keine der für die selbsternannte 'Kulturhauptstadt' Berlin peinlich wenigen bekannt gewordenen Aufnahmen des Berliner Konzertes (ich habe extra noch ein bißchen abgewartet, es scheint keinen Zuwachs mehr zu geben) auch nur im Geringsten an die Qualität herankommt, die das französische Fernsehen nur zwei Wochen vorher gemacht hat, und die Band dort ebenfalls einen wunderbaren Auftritt (vor deutlich größerem und fröhlicherem Publikum) gespielt hat, hier das Video vom kompletten Konzert dort,
das eine musikalisch-klanglich-optische Freude und insgesamt sicherlich besser in der
Lage zu transportieren ist, wie gut die Band tatsächlich immernoch bzw.
gerade ist (die Setlist ist übrigens mit kleineren Abweichungen weitgehend ähnlich zum Auftritt beim Lollapalooza-Festival):
THE LIBERTINES live, 29. Aug. 2015 @Rock en Seine Festival, Parc de Saint-Cloud, France
0:00 We'll Meet Again
(Vera Lynn song) 1:40 - Horrorshow 4:55 - Vertigo 8:00 - The Delaney 10:40 - Can't Stand Me Now 14:35 - Time For Heroes 17:17 - Fame And Fortune 21:05 - Music When the Lights Go Out 25:20 - Begging 28:23 - What Katie Did 32:50 - Gunga Din 36:45 - Boys in the Band 41:05 - The Ha Ha Wall 44:38 - The Last Post on The Bugle 47:24 - Death on The Stairs 52:30 - Tell the King 55:55 - Anthem for Doomed Youth 1:01:55 - The Good Old Days Encore 1:09:55 - Barbarians 1:13:25 - Up The Bracket 1:18:40 - France 1:21:02 - I Get Along 1:25:30 - Don't Look Back Into the Sun
♥ Welcome To The Free World! ♥
Peter Doherty, 12. Sept. 2015 @Lollapalooza Festival, Berlin-Tempelhof
Zwischen diesen beiden Eckpunkten des regulären Berliner Sets, dem fulminanten Einstieg mit "Horrowshow" und dem bombastischen "The Good Old Days" als Abschluss vor den Zugaben, fehlte es wahrlich nicht an weiteren Höhepunkten. Ganz besonders gefreut hat mich, dass die Band das schon recht früh gespielte Stück "Music When The Lights Go Out" (eigentlich eine Art Liebeslied) zu einer kurzen Begrüßung derRefugees nutzte und den so umgewidmeten Song dann mit dem nicht unklugen Zwischenruf ergänzte: "Hallo everyone, welcome to the free world!" (letzteres ist auch in einem Handy-Video festgehalten (0:26), das allerdings aufgrund der Aufnahmequalität wirklich keine Freude ist). Schon vorher wurde bekannt, dass die Band Tourerlöse an die Flüchtlingshilfsorganisation MOAS (Migrant Offshore Aid Station) (siehe dazu auch meinen letzten Libertines-Post) spenden will (auch Deichkind positionierten sich an diesem Abend übrigens erfreulich deutlich mit "Refugees Welcome"-Outfits). Fein! :-)
Ansonsten war die Band nicht so gesprächig oder gar zu Scherzen aufgelegt wie auf anderen Festivals gesehen (besonders augenfällig beim Rock en Seine-Auftritt, wo Peter Doherty – wie vor allem im Zugabenblock des Konzertvideos oben zu sehen – gar nicht genug von seinen (pseudo-)französischen Scherzchen und zwischen die Songs geschobenen 'Ständchen' bekommen konnte), aber für eine kurze augenzwinkernde deutschsprachige Ansage von Peter hat es gereicht, der uns irgendwann mal als "Lieblinge" und / oder "Schätzchen" ansprach (oh mein Gedächtnis!). Vielleicht war man zunächst tatsächlich nicht ganz so gut gelaunt (bandinterner Streit lag wohl schon in England in der Luft), was aber auch über das lange Zeit ziemlich steife und wenig kommunikative Berliner Publikum zu erklären wäre, denn je mehr mitgegangen wurde, umso ausgelassener wurde auch die Band (siehe den nächsten Abschnitt und vor allem die Videos zum Konzertende ganz unten).
Is Katie a better girl than you?
Carl Barâts Gesichtsausdrücke während "What Katie Did"...
THE LIBERTINES live, 12. Sept. 2015 @Lollapalooza Festival, Berlin-Tempelhof
Screenshots taken by STYLE! IT! TAKES! Blog Berlin from the YouTube-videofilmed by MikeyClay
Wie gut sich auch die neuen Stücke in das Set einfügen, wurde in einem schönen, etwa in der Mitte des regulären Berliner Konzertes liegenden, etwas 'ruhigeren' Block deutlich, als der von Carl Barât gesungene, lustige Band-Klassiker "What Katie Did" (was das Mitsingen angeht, der absolute Publikumsrenner in Berlin, auch das hat Mikey Clay als Filmchen festgehalten) in einem wunderschönen Übergang perfekt in die im Juli erschienene, sehr persönliche, selbstkritisch-optimistische Single "Gunga Din" überging (dessen Zeile "You're a better man than I" auch literarisch-antikoloniale Referenzen enthält, aber das würde für heute zu weit führen...).
Auch dazu wurde immerhin (zumindest ein bißchen) mitgesungen, was Konzertbesucherin Mia Lia aufgenommen hat:
THE LIBERTINES "Gunga Din", 12. Sept. 2015 live @Lollapalooza Festival, Berlin-Tempelhof Video filmed by YouTube-Channel Mia Lina
"Woke up again to my chagrin Getting sick and tired of feeling sick and tired again I tried to write, because I got the right To make it look as if I'm doing something with my life Got to find a vein, it's always the same And a drink to ease the panic and the suffering I woke up again Dreamt of Gunga Din
Oh, the road is long If you stay strong You're a better man than I You've been beaten and flayed Probably betrayed You're a better man than I
Woke up again to my evil twin The mirror is fucking ugly and I'm sick and tired of looking at him Been up all night, I'll probably pick a fight 'Coz I can't help it, I'm bastard in the morning So I try to write, I think I have the right A little drink-y now and then to help me just to see the light Just another day, it feels like nothing's changed Oh fuck it, oh here I go again...
Oh what are you doing, you stupid fucking idiot? Wake up! Hey!"
... und Peter Dohertys typische unsicher-fragende-oder-vorwurfsvoll-strafende-ja-was-eigentlich-Blicke in Richtung Carl... ;-)
THE LIBERTINES live during "Last Post on the Bugle", 12. Sept. 2015 @Lollapalooza Festival, Berlin-Tempelhof
From the video by Mikey Clay, screenshot by STYLE! IT! TAKES! Blog Berlin
Time For Heroes
"Did you see the stylish kids in the riot?"
A young 'Libertinista' dancing on top of the crowd @Reading Festival 2015, England
Screenshot by STYLE! IT! TAKES! Blog Berlin
Noch ein Szenenwechsel: um uns nicht unnötigerweise auf mehr oder weniger private Aufnahmen aus Berlin zu beschränken, und auch um zu zeigen, wie ein Festival-Auftritt der Libertines auch aussehen kann, springen wir mal kurz zum Reading-Festival. "Time For Heroes", noch so ein Lieblingslied von mir, haben sie natürlich auch auf dem Lollapalooza-Festival gespielt und es war keinen Deut schlechter, eher noch besser. Aber schauen wir uns doch dazu mal die englische Party-Crowd in diesem zweiten (in diesem Fall von der BBC gedrehten) kompletten Konzert-Mitschnitt an (falls folgende direkte Vorspul-Links nicht funktionieren sollten, bitte einfach manuell zu "Time For Heroes" in Minute 17:35 vorspringen, direkt im Anschluss folgt dort eine schöne Version des in Berlin den Refugees gewidmeten "Music When The Lights Go Out"):
THE LIBERTINES live @Reading Festival (2015)
THE LIBERTINES live @Reading Festival 2015 (full concert by BBC)
2:12 Horrorshow 5:24 Vertigo
8:25 The
Delaney 11:00 Can't
Stand Me Now 14:53
Campaign Of Hate 17:35Time
For Heroes21:15Music
When The Lights Go Out24:37 Gary
Drum Solo - Begging 28:43 What
Katie Did 33:08 Gunga
Din 36:00 The
Boys in The Band 40:24 The Ha
Ha Wall 43:42 You're
My Waterloo 48:54The
Last Post On The Bugle 51:36 Death
On The Stairs 56:22 Tell
The King 1:00:02
Anthem For Doomed Youth 1:04:45 The
Good Old Days 1:11:43 Fame
And Fortune 1:14:41 Up
The Bracket 1:17:36 What
A Waster 1:20:36 Don't
Look Back Into The Sun 1:25:00 I
Get Along
Red flames & skies over Reading Festival during "Time For Heroes" by THE LIBERTINES
Screenshots from the BBC concert movie by STYLE! IT! TAKES! Blog Berlin
Cheers! A 'Libertinista' making party @Reading Festival 2015 Collage of screenshots by STYLE! IT! TAKES! Blog Berlin
Barbarians - Anthems For Doomed Berlin Youth
"Nowhere in the institutions
Did they teach that revolution
Was something that could ever come to pass
Oh we tried one, once before
Was the king's head on the floor
And we got booted out the boozer
Cause someone smashed the glass"
THE LIBERTINES - Anthem For Doomed Youth (2015)
Peter Doherty & Carl Barât from THE LIBERTINES, 12. Sept. 2015 live @Lollapalooza Festival, Berlin-Tempelhof
Das Argument, in Reading seien ja auch viel mehr Leute gewesen, lasse ich übrigens nicht gelten: auch beim Berliner Festival waren Zehntausende, von denen sich eben nur ein Bruchteil überhaupt für das Konzert interessiert hat. Und Stimmung ist auch keine Frage der Masse, wie schon das dritte "Horrorshow"-Video (von 2002) oben gezeigt hat.
Für meinen Geschmack viel zu wenig goutierte Highlights des Berliner Konzertes waren auch das unglaublich aufgedrehte "Last Post On The Bugle" (auch das hat Mikey Clay als beeindruckendes Video mit deutlich überdrehtem Sound festgehalten und weil wir dort mal mehr von Peter Doherty zu sehen bekommen, habe ich es hier oben quasi 'trotzdem' hinterlassen) und "The Ha Ha Wall", zwei meiner – 'nebenberuflichen' Hörer*innen (*Scherz auf meine Kosten*) vielleicht weniger bekannten – Favoriten vom zweiten Album, aber auch das großartige "Barbarians"
von der neuen Platte (zu hören in dem phantastischen und äußerst witzigen Zugabenblock des Videos vom Auftritt bei Rock en Seine weiter oben), ein Stück, welches für mich bereits jetzt zu den neuen
Klassikern zählt, das wir hoffentlich noch oft live zu hören bekommen:
"This one's for your heart and for your mind The melodies in 4/4 time You get it right and it rings true
And now they're coming out in droves Out of the burrows to the shows (There's nothing else to do)
All I want is to scream out loud And have it up with a mental crowd Cause I believe somehow The world's fucked but it won't get me down"
THE LIBERTINES - Barbarians (2015)
Don't Look Back Into The Sun
Das eigentliche Manko des Berliner
Konzertes war nicht die Band, sondern das insgesamt über weite Strecken
lahme Publikum. Nur bei großen Hits wie "Can't Stand Me Now" und gegen
Ende tauten die Leute richtig auf (es war derweil tatsächlich auch kühl
und windig geworden), das war ein bißchen schade. Eine wirkliche Party,
ein fröhlicher Riot, wie auf den Festivals in Frankreich oder England,
kam so nicht zustande, wobei Ausnahmen natürlich die Regel bestätigen.
In meinem Umfeld waren es zum Beispiel meine lustigen Tanz-Nachbarinnen,
die wirkliche Party-Laune verbreitet haben, sich ihre
reingeschmuggelten eleganten Weingläser aus Glas (!) vollschütteten und
so Subversion, Style & Party springend und hüpfend verbunden
haben...
Und zu guter Letzt kam auch die restliche Berliner Crowd noch in
Bewegung, und dann wurde doch noch richtig abgetanzt und gesungen:
THE LIBERTINES "Don't Look Back Into The Sun", 12. Sept. 2015 live @Lollapalooza Festival, Berlin-Tempelhof
Eine teils schärfere und klanglich sogar bessere Aufnahme, die auch das schöne Intro und den Schluss enthält, hat Mia Lina gemacht, aber wegen ihres ungünstigeren Kamerawinkels und da ich schon einen Video von ihr gepostet habe, habe ich mich schließlich für den obigen entschieden, auch weil dort das hüpfende und mitsingende Publikum besser raus kommt. Ihre Version ist hier:
... und dann, als quasi alles vorbei war, Unmengen von Gitarrenplektren, Drumsticks & eine für eine bloß vierköpfige Band exorbitant große Anzahl von Setlists ins Publikum geworfen wurde, die Band sich mit ihren fast schon zum Markenzeichen gewordenen albernen bunten Bad-Taste-Sonnenbrillen und Arm in Arm strahlend und lachend verabschiedete (begleitet von Peters abschließenden Attacken auf alles, was sich für einen Mikrophonständer hält und den üblichen Abschieds-Scherzchen von Gary Powell) war dann doch noch zu hören, worauf ich das ganze Konzert über weitgehend vergeblich gewartet hatte:
♥ Hysterie! Kreisch! Yeah!!! ♥
"the last moments of the libertines' performance at lollapalooza berlin" THE LIBERTINES, 12. Sept. 2015 @Lollapalooza Festival, Berlin-Tempelhof from the YouTube-Channel of deevuch
(^.^) Turn up very loud! (^.^)
Balloons & Ballerinas
Mönsch, Börliners, geht doch!!! (^.^) Warum braucht ihr denn so lange, um aufzutauen? Auch wenn auf dem 'Lolla-Dingens-Festival' (wie es schnell scherzhaft genannt wurde) zumindest beim Libertines-Auftritt kein fröhliches Meer aus fliegenden Luftballons zu sehen war wie beim Rock en Seine-Festival (in Berlin hat es nur für einen überdimensionalen Fußball gereicht, der dann wenigstens auch mal auf die Bühne hoppelte und anschließend wieder dem Publikum übergeben wurde ♥), auch wenn es keine Bengalo-Orgien gab wie beim Reading-Festival, auch wenn ich die pogenden Massen genauso vermisst habe wie die lachenden Gesichter, die tanzenden, jede Textzeile kennenden und kreischenden 'Girls', eines hatten die Besucher*innen dieser großartigen Konzerte mit Sicherheit nicht: eine Heißluftballon-Akrobatin, eine über unsere Köpfe in die Nacht fliegende Ballerina! ♥♥♥
"I am the rain Held in disdain Lotions and potions just add to my fame...
My friend the wind
To breath he is twinned Blow high or low high Tornadoes to spin...
Up in the sky, we've demand to supply I am necessity, base of the recipe
I'm the rain"
PETER DOHERTY - I Am The Rain (2009)
Fazit: tolles Libertines-Konzert, Band in super Verfassung, Berliner Publikum aber sehr mau. Für die Zukunft dann vielleicht doch in einer kleineren Halle, wenn die Band hier nicht so viele Fans wie in Frankreich oder England hat, die das auch zu würdigen und zu befeiern wissen. Immerhin – ich möchte zum Abschluss schon noch einmal daran erinnern – ist das Berlin-Konzert durch die Absage in London letztlich zum globalen Record-Release-Konzert ihrer ersten Platte seit 11 Jahren geworden!
Vielleicht lag's auch am Line-Up des Lollapalooza, denn auch wenn ich persönlich Vielfalt sehr schätze, ist es halt trotzdem die Frage, wer eine Festival-Karte kauft, falls nur ein kleiner Teil der Bands pro Geschmack von Interesse ist. Aus Sicht vieler Libertines-Fans stimmte so vermutlich einfach nicht das Verhältnis
von Eintrittspreis und restlichem Line-Up (mir ging's jedenfalls so). Oder andersherum ausgedrückt: für das Gros der Besucher*innen waren die Libertines sicherlich nicht der Headliner des Samstags und das war dann leider auch in vielerlei Hinsicht zu spüren. Und so musste ich mir auf der Rückfahrt in der S-Bahn ein bißchen die Ohren zuhalten, um die Libertines-Hymnen in mir nicht von den für meinen Geschmack schrecklichen Liedern der überglücklichen Deichkind-Fans übertönen zu lassen... *lach*. Aber über Geschmack lässt sich ja bekanntlich nicht streiten – und wenigstens deren Fans haben Party gemacht (und nicht nur das muss ich ihnen zu Gute halten)! :-)
Überglücklich, ein geniales Konzert einer der in meinen Augen besten aktiven Indie- / Alternative- / (Post-)Punk-Bands gesehen zu haben, wäre ich allerdings trotzdem weitaus lieber in einem Abteil voller 'Libertinistas' gesessen, die zusammen mit Chaîne de RoUquInaSse aus Frankreich auf dem Heimweg zum Beispiel das gesungen hätten:
PETER DOHERTY - I Am The Rain
(from his solo album "Grace / Wastelands" (2009), written by Peter Doherty & John Robinson),
Mein Rückblick auf das auch in vielerlei anderer Hinsicht sehr schöne Lollapalooza-Festival findet sich in meinem Artikel "Der NS-Tempel wird zum bunten Lolla-Schmetterling", wo es auch wunderschöne Photos und Impressionen vom vielfältigen Programm und anderen Highlights zu sehen gibt. ♥
Weiteres zum Thema / Related articles*
*mostly in German, but all with beautiful pics & videos:
Die zweite, unbetitelte The Libertines-LP von 2004
Pic via fameimages.com
"If you've lost your faith in love and music
Oh the end won't be long
Because if it's gone for you – then I too may lose it
And that would be wrong"
THE LIBERTINES - The Good Old Days (2004)
Ich freue mich schon wie Bolle auf die The Libertines am Samstag. Über eine Freundin bin ich noch kurzfristig in ein Lollapalooza-Team gerutscht und kann jetzt erst feiern und dann am Montag beim Festival-Abbau mithelfen. Ich freue mich auf beides und tanze schon seit Tagen vor Vorfreude auf die Libertines in der Wohnung herum... :-)
Zur Einstimmung schon mal eine kleine Auswahl meiner Lieblingszitate, Lieblingstextstücke, Lieblingssongs, Lieblingsphotos und Lieblingsvideos:
Bound together
"... it's a deep love. Deep love does funny things to people"
Carl Barât 2010 über seine Beziehung zu Pete Doherty
THE LIBERTINES - Up The Bracket (2002),
Titelsong des Debut-Albums und zweite Single der Band
Im Video von links nach rechts:
1997-2004 |seit 2010
♥ Gary
Armstrong Powell (* 11. November
1969 in New York, USA)
ist seit 2001 Drummer bei den Libertines. Er spielte auch mit der guyanesischen Reggae-Legende Eddy Grant, war Schlagzeuger der legendären US-amerikanischen Punkband New York Dolls bei deren Reunion Shows 2004 (und damit Nachfolger von Billy Murcia, Jerry Nolan und Tony Machine) und nach der Auflösung der Libertines mit Carl Barât bei den Dirty Pretty Things (2005-2008). Sein Beitrag zur Band wird (wie der von John Hassall) gemeinhin unterschätzt, dabei ist er nach Pete mein Lieblings-Libertine! Seine ältere Schwester Hope Powellist übrigens Trainerin der englischen
Fußballnationalmannschaft der Frauen.
♥ John Hassall (* 17. Februar 1981 in Westminster, London)
spielt Bass und gründete nach dem Ende der Libertines die Psychadelic-Folk-Rock-Band Yeti (bis 2009), die 2006 Teil einer Anzeigenkampagne des italienischen Jeans-Modelabels "Energie" war und mit ihrer schönen Debut-Single "Never Lose Your Sense Of Wonder" 2005 einen Hit hatte, der auch bei Konzerten der wiedervereinigten Libertines gespielt wird.
♥ Pete® Doherty (* 12. März 1979 in Hexham, England)
ist mit Carl Frontmann, Sänger und Gitarrist der Libertines (1997-2004, seit 2010) und
Kopf der Babyshambles (ab 2004). Ihm – bzw. seiner tragischen Drogensucht – ist es zu verdanken, dass die Bandgeschichte auf Wikipedia aus genau zwei Kapiteln besteht: "Der Abstieg" und "Das Ende". Irgendwie auch charmant.
Er unterhält eine tiefe 'Hass-Liebe' mit Carl Barât, bei dem er 2003 in die Wohnung eingebrochen war, um seine Sucht zu finanzieren – oder sich dafür zu rächen, dass die Band ohne ihn nach Japan gefahren war (Carl Barât hatte stets mit solchen 'erzieherischen Maßnahmen' versucht, seinen Freund und langjährigen Mitbewohner von den harten Drogen abzubringen).
2005 wurde Doherty Lebensgefährte von Top-Model und Mode-Designerin Kate Moss (bis 2007), die auch an vier Babyshambles-Stücken mitschrieb und auf "La Belle et la Bête" (2005) sang.
'Natürlich' mein absoluter Bandliebling!
♥
♥ Carl Ashley Raphael Barât (* 6. Juni 1978 in Basingstoke, England), ebenfalls Sänger und Gitarrist, gründete nach dem Ende der Libertines 2005 die Dirty Pretty Things (bis 2008) und veröffentlichte zwei Solo-Alben (2010 / 2015 mit The Jackals). Er löste die Libertines 2004 auf, nachdem er Doherty schon 2003 aus der Band geworfen, dann aber wieder aufgenommen hatte. Seine Mutter war aktiv in der Friedens- und Anti-Atom-Bewegung, Barât wuchs teilweise in einer Kommune auf und hat heute zwei kleine Söhne.
Die ersten beiden Alben wurden von Mick Jones, dem ehemaligen Gitarristen der legendären Punkband The Clash produziert. Weitere Bandmitglieder aus der Frühzeit der Band waren kurzzeitig ihr Nachbar Steve"Scarborough Steve" Bedlow (Gesang), Paul Dufour (Drums), Johnny Borrell (Bass, heute Leadsänger und Gitarrist der 2002 gegründeten Band Razorlight) und Vicky Chapman (Cello).
Als Ersatz für den wegen seinen Drogenproblemen ausgefallenen Doherty spielte 2004 auch Anthony Rossomando kurzzeitig auf Live-Konzerten mit.
So cute! ♥ Pete Doherty
The Libertines, die sich natürlich nach Marquis de Sades "Die 120 Tage von Sodom oder die Schule der Libertinage (Les 120 Journées de Sodome ou L'Ecole du Libertinage)" benannt hatten und in guter Punk-Tradition zu ihrer ersten Phase nur zwei offizielle Studioalben, aber immerhin sieben Singles veröffentlichten, waren ja immer für einen Skandal gut und haben bekanntlich nicht nur mit ihrer Musik für Schlagzeilen gesorgt. Nachdem die Band an der Drogenabhängigkeit von Pete Doherty 2004 zerbrochen war, freue ich mich umso mehr, dass es 2010 zu einer Reunion kam und die Band wieder aktiv ist.
We beat the Nazis
"We're not professing a policy
of Britishness. The aim of our music is not to be British or American, but we
do write about the world. We like all sorts. We like Django Reinhardt. Maybe it
was an accident at birth. I mean, I could have been a Russian folk musician."
Pete Doherty auf die Frage nach dem "britischen Aspekt" ihrer Musik
[das Interview mit Doherty und Barâk von 2002 wurde erst im Jahre 2012 im Guardianveröffentlicht, der sich trotzdem noch eine Dekade später daran erinnerte, dass "it was clear the duo had not encountered their friends Mr Deodorant and Ms Toothpaste for quite some time"! *lol*]
Schön auch, dass sich die Band trotz aller augenzwinkernden Spielerei mit britischen Symboliken (neben der auch mal als Torero-Tuch benutzen britischen Fahne (im Babyshambles-Video "Fuck Forever") denke ich auch an die roten britischen Uniformen aus der "Up The Bracket"-Phase, die mich immer ein wenig an die Beatles der "Sgt. Pepper"-Zeit erinnerten, berühmt wurde auch die Zeile "there's fewer more distressing sights than that of an Englishman in a baseball cap" aus "Time For Heroes") immer wieder deutlich gegen rechts ausgesprochen hat. So steuerten Carl und Gary mit den Dirty Pretty Things 2007 einen Song für die CD der Kampagne Love Music - Hate Racism (LMHR) bei, 2009 war dann Doherty Headliner auf dem Love Music - Hate Racism - Festival, immer wieder dissten sie die British National Party und thematisierten auf dem zweiten Album in ihrem klassischen Punk-Song mit dem provokanten Titel "Arbeit macht frei" (2004) sowohl die historischen Nazis als auch den gegenwärtigen Rassismus in England:
Roll a gasper
The guard said he could stay alive
But he shoveled and burned his friends to die
People to die, oh the gate read:
Arbeit macht frei
In her rollers
And a gasper
She's cleaning the steps in a mean street
Where no policemen walk the beat
Her old man, he don't like blacks or queers
Yet he's proud we beat the Nazis
How queer
Arbeit macht frei
Frisch eingetroffen ist die Nachricht, dass The Libertines Erlöse ihrer nächsten Auftritte an die Flüchtlingshilfsorganisation "Migrant Offshore Aid Station" (MOAS) spenden werden, "to help prevent further catastrophes at sea. They (MOAS) are passionate about the plight of those seeking a better life, free of violence, despite the dangers they face." (The Libertines via Gary Powell's Facebook). ♥
There Are No Innocent Bystanders
(Titel einer Dokumentation über The Libertines)
How queer
"Yeah. It's in this magazine (gestures to a copy of a glossy gay
magazine with their faces on the cover). It was always my ambition to be
on the cover of a free gay magazine."
Pete Doherty 2002 auf die Frage, ob es stimmt, dass sie als Stricher gearbeitet haben,
"I love him. Wouldn't go, um - certainly not on Radio 1 - go into too
much detail, but... we had lots of wonderful times together, yeah."
Pete Doherty im Interview mit Radio 1 (BBC) auf die Frage, wie weit seine Beziehung zu Carl Barâk geht (natürlich behauptet Carl in etwa das Gegenteil... ^.^)
The Libertines: Gary Powell, Carl Barâk, Pete Doherty & John Hassall
Photo via independent.co.uk
A Class of our own
Auf ihrer dritten Single "Time For Heroes" – eins meiner absoluten Lieblingslieder der Band – , die auf Pete Doherty's Erfahrungen mit der Polizeibrutalität bei den Londoner May Day Riots 2001 Bezug nahm, heißt es:
Did you see the stylish kids in the riot?
Shovelled up like muck
Set the night on fire
Wombles bleed, truncheons and shields
You know I cherish you my love
(...)
It's not right for young lungs to be coughing up blood
And it's all
It's all in my hands
And its all up the walls
Well the stale chips are up and the hopes stakes are down
It's all these ignorant faces that bring this town down
And I sighed and sunken with pride
Well I passed myself down on my knees
Yes I passed myself down on my knees
(...)
And we'll die in the class we were born But that's a class of our own my love A class of our own my love!
The Libertines - Time for Heroes (2003),
Die dritte Single der Band,
ebenfalls vom Debut-Album.
Das Video wurde in Madrid gedreht.
"Time For Heroes" wurde vom New Musical Express auf Platz 6 der "50 Greatest Indie Anthems Ever" gewählt (Mai
2007) und 2011 auf Platz 10 auf der Liste der "150 Best Tracks of the Past 15 Years". Auf der vom NME Magazin erstellten Liste der 50 besten Songs der vorangegangenen Dekade kam das Stück sogar auf Platz 2(hinter "Last Nite" von The Strokes).
Die Arbeiterklasse ist auch Thema in dem nie offiziell veröffentlichten Stück "Hooray for the 21st Century” (Teil der frühen Odessa Studio Recordings),
wo gefragt wird: „What
became of the working class? Nike, Reebok, Adidas, scratch cards, pimples,
ecstasy – Hooray for the 21st Century!”. In "Campaign of Hate" (2004) vom zweiten Album singen sie:
Poor kids dressing like they're rich
(mods)
Rich kids dressing like they're poor
(Oh my God)
(...)
I don’t believe them when they say
That you don’t get nothing for free
(It's all for free)
Das Cover des Debut-Albums "Up the Bracket" (2002) und ein anarchistisch-geprägtes Flaggen-Poster zur ersten LP Pics via Wikipedia (links) & www.panicposters.com (rechts)
Zwei Platten für die Ewigkeit – die 'Discographie' der The Libertines1997-2004:
★ Up the Bracket (2002), Rough Trade (Cover-Photo links)
★ The Libertines (2004), Rough Trade (Cover-Photo ganz oben (Aufmacherphoto des Posts)) ... und eine Überraschung (The Libertines seit 2010):
★ Anthems For Doomed Youth (2015) (erscheint übermorgen!)
Die elende Rolle der Sozialdemokratie (New Labour) wird in dem Babyshambles-Song "Fuck Forever" (vom Debutalbum "Down in Albion", 2005) kritisiert, der vom NME zur Single des Jahres gekürt wurde:
Happy
endings, no, they never bored me
Happy
endings, they still don't bore me
But they,
they have a way
They have a
way to make you pay
And to make
you toe the line
Sever the
ties
Because I'm
so clever
But clever
ain't wise (...)
Oh whats
the use between death and glory?
I can’t
tell between death and glory?
New labour
and Tory
Purgatory
and no happy families
Its one and
the same, one and the same
No, its not
the same
Its not
supposed to be the same
You know
about that way
The way
they make you pay
And the way
they make you toe the line
I've
severed my ties
Oh, you're
so clever, you're so clever
But you're not
very nice
So fuck
forever
If you
don't mind
Ein The Libertines-Film von Anne McCloy, der einen der Guerilla Gigs– für die die Band seit den Anfangstagen berühmt ist (auch um den engen und wichtig genommenen Kontakt zu den Fans nicht zu verlieren) – und die einhergehende Polizeirazzia dokumentiert, trägt den Titel "Fuck the Police" (2003), im "Don't Look Back Into The Sun" Video von 2003 sehen wir Pete und Carl in einem Geschäft beim CDs-Klauen, in "Time for Heroes" sind sie beim Schwarzfahren und Überspringen der Fahrscheindrehkreuze der U-Bahn zu sehen (aber auch dabei, wie sie dort einer Mutter beim Hochtragen eines Kinderwagens helfen)... alles wie gehabt: Anarchy In The UK! ♥ ;-)
Ballerinas & Bootlegs
“If you still love me, by morning, oh you’ll find me waiting in the garden by the cherry-blossom tree. Bring tin cups of wine and cigarettes, come to me in pirouettes oh my darling, save all your love for me.”
THE LIBERTINES - Seven Deadly Frenchmen
This version shows the crossed
legs of ballerina Darcey Bussell, the "most famous legs in England."
"Legs XI" war eine Demo-Session, die in den frühen Tagen (2000) von The
Libertines aufgenommen wurde. Sie wurde nie offiziell veröffentlicht, aber die großartige Session mit 8 Tracks steht erfreulicherweise seit spätestens 2009 im Internet zum freien Download zur Verfügung (zum Beispiel auf Andrew Kendalls tollem Fan-Blog: http://version2.andrewkendall.com/pages/misc/babyshambles2.php, der auch weitere Perlen zum legalen Download anbietet). ♥ Mit dabei war auch die damalige Libertines-Cellistin Vicky Chapman. ♥
"The session... had a distinctive
swing feel to it with Doherty feigning a Sinatra-esque vocal style." (http://indiemusicfinds.com)
Mindestens ebenso interessant wie die offiziellen Veröffentlichungen sind die zahlreichen irregulären Veröffentlichungen, die sympathischerweise von der Band unterstützt oder sogar in Umlauf gebracht werden und oft legal und kostenlos downzuloaden sind. ♥
Viele ihrer besten Arbeiten sind so nie offiziell erschienen und bleiben den wirklichen Fans vorbehalten. Hier einer der weniger bekannten, frühen Songs der Band. Noch so ein Favorit:
THE LIBERTINES - Bucket Shop
Noch mit dem ersten Schlagzeuger Paul Dufour.
Anthems for doomed youth
Please don't get me wrong
See I forgive you in a song
We'll call The Likely Lads
But if it's left to you
I know exactly what you'd do
With all the dreams we had
Just blood runs thicker, oh
We're thick as thieves, you know
If that's important to you
It's important to me
I tried to make you see
But you don't want to know!
(...)
Oh what became of the likely lads
What became of the dreams we had?
What became of forever?
What became of forever?
We'll never know
THE LIBERTINES - What Became Of The Likely Lads
THE LIBERTINES - The Good Old Days (2002)
Was ich neben solchen grandiosen Songs wie "The Good Old Days" – einem weiteren absoluten Lieblingslied von mir – auch immer an den Libertines geliebt habe, waren die Bilder der durch nichts zu erschütternden Freundschaft von Pete und Carl. Besonders wurde das Freundschaftsthema in "What Became Of The Likely Lads" aufgegriffen, dessen niedliches Video mich stark an meine eigene Kindheit erinnert und zu meinen Video-Favoriten zählt:
THE LIBERTINES - What Became Of The Likely Lads (2004)
Nach vielen Dramen und sage und schreibe 11 Jahren veröffentlichen die Libertines jetzt ihr drittes offizielles Studioalbum mit dem schönen Namen "Anthems For Doomed Youth" und was bisher schon zu hören ist, ist mehr als vielversprechend: die Single "Gunga Din" mit dem in Thailand gedrehten Video (dort hatte Doherty auch seine jüngste Entziehungskur gemacht), der Titelsong "Anthem For Doomed Youth" (ursprünglich ein Song von Pete Doherty, der in Form von Roh-Versionen mit dessen Einverständnis schon seit 2006 im Internet herumgeistert; der Titel stammt übrigens von dem berühmten gleichnamigen Antikriegsgedicht von Wilfred Owen von 1917) und der "Glasgow Coma Scale Blues" (was für ein grandioser Titel!). Zwar sind natürlich auch die Libertines älter geworden (Barât und Doherty sehen im Video im Vergleich zu früher ein bißchen aufgedunsen aus – wen wundert's...), aber beim Rock en Seine - Festival am 29. August in Frankreich war die Band (und besonders auch Peter und der einfach unglaubliche Gary Powell) in Top-Verfassung (hier ist der komplette, bombastische Konzert-Mitschnitt). Auch die neue Musik ist großartig und fügt sich live wunderbar in die alten Songs ein – und auch im Gunga Din - Video wird wie eh und je geraucht, gefeiert, gekumpelt und mit den Mädchen getanzt... ♥
Peter Doherty of the Libertines about his drug addiction.
Aber was hat Kat(i)e nun eigentlich wirklich gemacht?
Schau'n wir mal "What Kat(i)e Did":
THE LIBERTINES - What Katie Did (2004)
Der Song handelt übrigens nicht von Kate Moss, obwohl sie in diesem wunderschönen inoffiziellen Video von 2007 beim Tanzen zu sehen ist, sondern von Pete's früherer Freundin Katie Lewis (oder auch, nach anderen Interpretationen, von Heroin). Lustigerweise schenkte Doherty später Kate Moss das Original-Textblatt. ;-)
Die Babyshambles veröffentlichten später einen Song namens "What Katy Did Next", der handelt tatsächlich von Kate Moss.
Ein bißchen muss ich noch zu Hause mit Kat(i)e tanzen, dann ist es endlich soweit:
am
Freitag erscheint die neue Platte und am Samstag spielen
Mit speziellem Dank an Dany, das Melt-Booking-Team und das Lollapalooza-Festival (dickes Lob an dieser Stelle übrigens für die nett gemachte Webseite!):