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Friday, December 23, 2016

Breitscheidplatz: Lux lucet in tenebris

Grablichter & weiße Rosen in Gedenken an die Opfer des IS-Terroranschlags auf dem Breitscheidplatz in Berlin
23 Dezember 2016 (Photo von mir, ich bitte um Beachtung des Hinweises am Ende des Posts)

Lux lucet in tenebris ("Ein Licht leuchtet in der Finsternis") – diesen Satz 'bekam' ich zu meiner evangelischen Konfirmation (!), und auch wenn ich der Überzeugung bin, dass ich schon damals das Weite hätte suchen sollen vor jeder Art von Religiösität, mag ich den Satz trotzdem, damals schon, und auch heute noch. Er lässt sich nämlich auch wunderbar in einem aufklärerischen Sinne benutzen und verstehen. Zuletzt habe ich ihn in meinem Post zu dem entsetzlichen IS-Massaker in der nordsyrisch-kurdischen Stadt Kobanê im Juni 2015 (mit über 240 Toten!) zitiert, der den Titel trug: "Das Letzte Massaker der Dschihadisten", obwohl mir auch damals durchaus klar war, dass es keinesfalls 'das letzte' Massaker der Killerbanden von Daesh (pejorative arabische Bezeichnung für den pseudo-islamischen Pseudo-Staat 'IS') und dessen globalen Anhängern sein würde. Wie wir alle wissen, war es das auch nicht (und wird es leider auch in Zukunft nicht sein). Mein Text trug den Titel nicht zuletzt deshalb, weil ich mir damals vorgenommen habe, diesem blutigen Terror, der ja nicht zuletzt auch ein blutiges 'Medienspiel' ist, zumindest dahingehend ein Ende zu machen, dass ich nicht mehr über ihre Greueltaten berichte, sondern nur noch darüber, wie die Terrororganisation bekämpft werden kann und dies beispielhaft mit meinen beschränkten Mitteln als Bloggerin vorführe oder positive Beispiele medial verstärke. In diesem Sinne ist das aufgrund der Methode mit dem Lastwagen vordergründig naheliegende Beispiel Nice / Nizza mit der dortigen Welle des Rassismus und der Islamophobie ein ganz negatives, Orlando mit der auch einer Stadt wie Berlin angemessenen kosmopolitisch-liebevollen Trotzreaktion der globalen LGBTQ-Community hingegen ein wundervolles und vorbildliches Beispiel. Während das Kalifat im Irak und in Syrien nicht zuletzt aufgrund des aufopferungsvollen Kampfes vor allem der kurdischen Peschmerga und der PKK im Irak und der syrischen Kurd*innen von der YPG & YPJ mit ihren multi-ethnischen, säkularen Verbündeten (SDF) und Alliierten (vor allem Obamas USA) immer weiter Richtung Zusammenbruch steuert und seit mittlerweile fast zwei Jahren praktisch jede Schlacht verliert, treffen die Anschläge ihrer Gefolgsleute wie schon seit Jahren weiterhin Unschuldige in aller Welt, ob im Irak, in Syrien, in Libyen, in der Türkei, den USA, Asien, Afrika oder Europa.

Im Gegensatz zu (vor allem) 'den' Kurd*innen, die längst verstanden haben, dass es sich bei den IS-Terroristen im Grunde um menschenverachtende Faschisten handelt (die auch auf ähnliche Art und Weise bekämpft werden müssen), hat sich Europa ja bekanntlich dafür entschieden, auf islamistischen Terror mit Demokratieabbau, absurden und unnützen Ausnahmezuständen, Waffenlieferungen an Dschihadisten-fördernde Staaten wie die Türkei oder Saudi-Arabien, Kleingeistigkeit, Kleinstaaterei und EU-Austritt, mit rassistischem Terror (auch in Berlin), Abschottung und Abschiebungen in Kriegsgebiete wie Afghanistan zu reagieren. Während die Verletzten noch um Leben und Gesundheit bangen, werden von 'unseren' Politiker*innen bereits wieder weitere Schritte in diese falschen Richtungen vorbereitet... Und so war es auch absehbar, dass auch in Berlin so genannte 'Rechtspopulisten', Rassist*innen und Neo-Nazis den Anschlag vom Montag erneut dazu nutzen würden, um ihre menschenverachtenden Gesellschafts-Vorstellungen zu propagieren, obwohl oder auch weil der Anschlag (wie alle anderen des IS) genau in die Mitte der bunten, multikulturellen Berliner Gesellschaft traf: ein erschossener polnischer Lastwagenfahrer, Todesopfer aus Deutschland, der Ukraine, ein Mann aus Tschechien, eine Frau aus Italien und eine aus Israel, unter den Verletzten viele weitere Staatsangehörigkeiten (u. a. aus dem Libanon, den USA, Spanien, Großbritannien, Ungarn, Finnland und Frankreich).
Welches Ziel IS-Terroristen auch auswählen, es geht immer – ob in einem Regionalzug (Würzburg 18. Juli 2016: fünf verletzte Tourist*innen aus Hongkong), einer Kleinstadt (Selbstmordattentat auf das Musik-Festival "Ansbach Open" am 27. Juli 2016 mit 15 Verletzten), bei Anschlägen auf einen Sikh-Tempel (wie in Essen, 16. April 2016, drei verletzte Sikhs) oder eine Moschee in Kuwait (25. Juni 2015), auf Märkte in Syrien oder dem Irak, kurdische Hochzeiten in der Türkei oder Badestrände in Ägypten oder Tunesiengegen eine solche, kosmopolitische Mischung, denn wie alle Faschisten zielen sie auf die Zerstörung von Vielfalt, Freiheit und Mitmenschlichkeit (was auch in ihrem mörderischen Kalifat selbst studiert werden kann).

Glücklicherweise ist ein Großteil (nicht nur) der Berliner*innen schlauer und läßt sich weder einschüchtern noch dazu verleiten, den deutschnationalen, rassistisch-faschistischen Zwillingen der globalen, rassistisch-islamofaschistischen Dschihadisten hinterherzulaufen und reagiert erstens cool und zweitens, noch viel besser, mit Anteilnahme, Kerzen und Blumen. Mehr noch:
mit warmherziger internationaler Gemeinsamkeit auf dem Platz und Aufrufen zu einer Verteidigung unserer offenen, freien Gesellschaft. Das ist, bei allem Leid und aller Trauer, schön. Und weihnachtlicher, als es sich alle Faschisten dieser Welt auch nur ausmalen könnten. Unsere Trauer gilt den Opfern, den Hinterbliebenen unser herzlichstes Beileid und unser Mitgefühl den Verletzten. Wir hoffen, dass alle möglichst bald und mit möglichst geringen psychischen und physischen Folgen genesen aus den Krankenhäusern Berlins zurück zu uns kommen! Wir sind in Gedanken bei Euch! Solidarische Grüße auch an die Überstunden schiebenden Krankenschwestern und Krankenpfleger*innen, Ärzt*innen und alle anderen, die sich im Moment, während der kommenden Feiertage oder auch das ganze Jahr über – ich denke etwa an die vielen Ehrenamtlichen in der Flüchtlings-, Obdachlosen- und Nachbarschaftshilfe, aber auch an 'die' Antifa und andere (Selbsthilfe-) Initiativen – für unsere hoffentlich solidarisch und offen bleibende Gesellschaft einsetzen! Kommt, wir gehen zum


Breitscheidplatz

Alles in einem Bild: die Gedächtniskirche, die (post-)modernen Bauten, der Weihnachtsmarkt, die Lichter und viele kugelförmige, glitzernde und spiegelnde Welten... Ich mochte den Platz und die Gegend eigentlich nie besonders, aber heute habe ich ihn zum ersten Mal als irgendwie schön und beinahe poetisch empfunden...

Aus Respekt vor den Opfern und angewidert von Nachrichten rechter Aufmärsche dort, wollte ich ursprünglich nicht zum Ort des Anschlags gehen, aber da mich die Suche nach neuen Winterstiefeln (!, ich habe dieses Jahr viel zu wenig für meinen Ruf als Mode-Bloggerin gemacht, dieser Hinweis muss jetzt sein!) heute ohnehin ungewöhnlicherweise Richtung ‚City West’ trieb, beschloss ich doch noch einen Abstecher zum Breitscheidplatz, auch weil ich es nicht mag, wenn Macker, Faschisten und Terroristen die Stadt für sich definieren und meine Bewegungsfreiheit einschränken (ich reagiere schon viel zu oft auf diese 'falsche' Art: bei Herrenfußballspielen und WMs, am 'Nationalfeiertag', am 'Vatertag', bei rechten Ansammlungen, betrunkenen Männerhorden usw.). Außerdem wollte ich mir selbst einen Eindruck von der inzwischen dort herrschenden Stimmung machen. Dabei sind die Photos entstanden.

 
Ein anderer Blick auf den Weihnachtsmarkt und für mich das Beste auf dem Breitscheidplatz:
der 1983 errichtete Weltkugelbrunnen (auch 'Wasserklops' genannt) von Joachim Schmettau und seiner Bildhauerkollegin Susanne Wehland, im Sommer ein schöner, sehr verspielter Springbrunnen mit lustigen Skulpturen und Inschriften in verschiedenen Sprachen, dessen Treppen zum rechts nebenan liegenden Europa-Center (nicht im Bild) führen. Das weiße Hochhaus im Hintergrund ist das so genannte Zoofenster in der Hardenbergstraße, das derzeit dritthöchste Hochhaus Berlins, links davon der eingerüstete neue Glockenturm der Gedächtniskirche (mit goldenem Kreuz auf dem Dach, Fertigstellung 1961, Sanierung seit 2014), dazwischen die (im Zweiten Weltkrieg zerstörte) Ruine als Mahnmal für den Frieden.

Als ich heute morgen losgegangen war, wurde der mutmaßliche Attentäter noch gesucht, erst im Laufe des Tages kam die Meldung, er sei bei Mailand von einem italienischen Polizisten erschossen worden. Gestern hatte ich noch kurz überlegt, deutsche Polizeistellen via Twitter darum zu 'bitten', ihn bei einer eventuellen Festnahme „bitte nicht gleich 'wieder' zu erschießen“, damit im Laufe eines Prozesses vielleicht auch einmal Informationen über Strukturen, Werdegang, etwaige ‚Hintermänner’ und Netzwerke ans Tageslicht kommen könnten, mich aber dagegen entschieden, um die ermittelnden Beamt*innen nicht unnötig mit einem kritischen ‚Diskussionsbeitrag’ zu stören… Nun also der nächste tote (mutmaßliche) Täter – und (potentielle) Zeuge (auch wenn es in diesem konkreten Fall wohl tatsächlich unvermeidbar gewesen ist).

Die Polizei war am Nachmittag sichtbar im Umfeld, aber angenehm 'dezent' anwesend.
Es gab keine Platz- und Taschenkontrollen und auch meine Photographiererei störte sie nicht.
Die Berliner Verkehrsbetriebe der BVG hingegen haben offensichtlich 'Terrorfahndung' mit 'Fahrscheinkontrollen' verwechselt, denn noch nie wurde ich in Berlin derartig inflationär an gefühlt jeder zweiten Station kontrolliert wie heute... Nicht schön.

Im Bildhintergrund links der Neue Glockenturm und die Ruine der alten Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche (mit 1959 modernisierter, leuchtender Uhr), rechts zwei neuere Hochhäuser der 'City West', das dieses Jahr fertiggestellte Upper West (mit rosa Herzbeleuchtung) und das ein paar Jahre ältere Zoofenster.


Obwohl ich keine Angst hatte (oder beschlossen hatte, keine zu haben), ging es also ohne die aktuellen Nachrichten heute morgen mit eher gedrückter Stimmung und sehr gemischten Gefühlen Richtung Charlottenburg (irgendein innerer Impuls zog mich doch dort hin) und schon in der U-Bahn wurde ich von einer Truppe von ‚mit Pauken und Trompeten’ Weihnachtslieder spielenden Musikant*innen ("Jingle Bells"!!!) erheitert. Das ging dann in Charlottenburg zwischen KaDeWe und Zoo, zwischen Wittenbergplatz und Breitscheidplatz so weiter und hatte außerordentlich positive Wirkung auf meine Stimmung, da ich mir ursprünglich selbst nicht so sicher war, ob es eine gute Idee ist, dem Ort des Anschlags weitere Aufmerksamkeit zu schenken. Im Drogeriemarkt in dem angrenzenden Europa-Center war das Regal mit den Kerzen praktisch leergefegt, Grablichter waren komplett ausverkauft… ich habe dennoch eine Lösung gefunden, denn ein Kerzchen anzuzünden fand ich dann doch eine nette Idee (wer noch hinfahren will: vielleicht schon auf dem Hinweg Kerzen besorgen).

Der Breitscheidplatz wurde 1947 nach dem von den Nationalsozialisten verfolgten Sozialisten und SPD-Politiker Rudolf Breitscheid († 24. August 1944 im KZ Buchenwald) benannt.

Dennoch waren, wie ich fand (ich habe keinen Vergleich, da ich normalerweise andere Weihnachtsmärkte besuche und auch sonst eher selten in Charlottenburg bin), nicht so viele Menschen auf dem Platz, die Stimmung war eher ruhig, aber nicht still, in fast allen Gesprächen, die ich ‚belauscht’ habe, ging es aber immer noch um das Attentat. Ansonsten hatte ich das Gefühl eines sehr herzlichen Umgangs miteinander, von Berliner*innen, Zugezogenen und Tourist*innen, und auch beim Kerzen anzünden gab es nette Szenen mit Menschen aus aller Welt (ich habe versucht, keine zu photographieren). Nachdem ich die weitgehende, erfreuliche Abwesenheit von Deutschlandsymbolen, dafür umso deutlicheren Botschaften für eine solidarische und menschliche Gesellschaft bemerkt hatte, waren meine anfänglichen Zweifel schnell verflogen und ich fand es eine gute Entscheidung, hingegangen zu sein. Denn:


The Message(s) of Berlin

 

Ein nahegelegener T-Shirt-Stand spendierte ein paar passende Exemplare:
"Make Love - Not War" und "Stop Wars". :-) ❤
Ansonsten waren heute nachmittag eher wenige Besucher*innen auf dem Platz.

Mit viel Herz und ohne Worte.

"Berlin hat keine Angst" (Berlin has no fear)

Eine kleine Laterne im Geäst, ein Briefchen und ein Kuscheltier. 💕

"Freiheit, Offenheit, Gerechtigkeit - davon lassen wir uns nicht abbringen!"
steht auf dieser Postkarte (ich glaube von der Partei Die Linke)

"Gemeinsam sind wir stark" - ein Transparent der türkisch-kurdischen DIDF (Föderation der Demokratischen Arbeitervereine, türkisch: Demokratik İşçi Dernekleri Federasyonu), die ich von vielen gewerkschaftlichen, antifaschistischen und auch pro-kurdischen Demonstrationen kenne.
Links zündet eine Frau eine Kerze für den ermordeten polnischen Lastwagenfahrer
Lukasz Urban an.

Und last but not least:
("The signs of the prophets are written on the subway walls, tenement halls...")

"Defend our open society: Berlin stays united #NoHate #NoTerror #NoRacism"
(unter dem grünen Herz steht:
"Darkness cannot drive out darkness, only light can do that
Hate cannot drive out hate, only love can do that!")

Der Weihnachtsmarkt auf dem Breitscheidplatz findet wie geplant noch bis zum 1. Januar 2017 statt und die in Mitleidenschaft gezogenen Standbetreiber und Schausteller freut es sicherlich auch, wenn Ihr ihnen irgendwelchen netten Glitzer-Tinnef (aus dem Aramäischen und Hebräischen bzw. Jiddischen stammendes Wort für 'nutzlose Ware'), niedlichen Nippes (aus dem Französischen für 'Beiwerk' oder 'Zierrat', etwa Putten) und wundervollen Plunder (aus dem Mittelniederdeutschen für 'wertloses Zeug', Klumpatsch, Kram oder Krempel), Süßwaren, Lebkuchen-Herzen, einen Glühwein oder wie ich eine Berliner Rostbratwurst mit Senf, gebrannte Mandeln und leckere Esskastanien (serbo-kroatisch: Kesten) abkauft. Schließlich sollten wir – ich habe das schon am Ende meines Posts zu den November-Anschlägen in Paris 2015 geschrieben – auch weiterhin unserem wunderbar ‚perversen Lebensstil’ (entsprechend äußerte sich ausgerechnet der an Menschenverachtung kaum zu überbietende IS in dessen Erklärung zu ihrem Massenmord im Pariser Musik- und Nachtclub Bataclan) frönen.

Denn wie singen die Engel in der Weihnachtsgeschichte so schön:

"Fürchtet Euch nicht!"

Im Übrigen bin ich schon lange der Meinung, dass Berlin (wie bereits Rom) Partnerstadt von Kobanê, dem nordsyrisch-kurdischen Trauma und 'Stalingrad' von Daesh, werden sollte.

#SmashDaesh!
  Biji Berxwedana Rojava!
[kurdisch für "Es lebe der Widerstand (gegen den IS) in Rojava (Westkurdistan/Nordsyrien)"]
Refugees Welcome!
Berlin bleibt bunt!

xxx
Eure Magenta,
die heute – fast schon eine kleine 'Sensation'! – den ganzen Tag in Charlottenburg verbracht hat.


All photos from 23rd December 2016 (sorry for the partly bad photo quality!).
© by Magenta / STYLE! IT! TAKES! Blog Berlin (http://style-berlin.blogspot.de)

In order to prevent political misuse of these photos, any use (also in social media) is strictly prohibited as long you have no ok. by me. To ask, please write a short message to Magenta Netzwerk @ http://twitter.com/magentanetzwerk. And of course you are invited to link to this post.

Um politischem Missbrauch vorzubeugen, untersage ich in diesem Fall absolut jede Verwendung der Photos (auch in den sozialen Medien) ohne ausdrückliche Erlaubnis von mir (bitte vorher über Twitter, Magenta Netzwerk @ http://twitter.com/magentanetzwerk, fragen). Es kann aber natürlich gerne auf diesen Post verlinkt werden.


STYLE! IT! TAKES! Blog-Links:

Über die einzige 'Kirche', für die ich zu haben bin:
Die blaue Kathedrale des Schuhfetischismus (Februar 2016)
Einer meiner persönlichen 'Lieblingsposts'.

Zum 'Cyber-Krieg' gegen den IS (Daesh):
Pac-Man gegen #daeshbags (November 2015)

Zum 'Schrumpf-Kalifat' in Syrien & den Siegen der YPG / YPJ in Rojava:
Der kürzeste Weg nach Tall Abyad (Juni 2015)
Mit Pferdeschwänzen gegen Terroristen (März 2015)
Befreiung & Wiederaufbau der Stadt Kobanê (Februar 2015).
all in German & English (English titles: "The shortest way to Tell Abyad", "With Ponytails against Terrorists" and "Liberation & Reconstruction of the City of Kobanî")

Zu den IS-Anschlägen in Qamişlo (Föderation Rojava - Nordsyrien):
Qamişlo 27 Juli 2016 - Terroropfer zweiter Klasse? (August 2016)

Über die falschen Konsequenzen aus den dschihadistischen Anschlägen in Paris:
K(l)eine Lehren aus Paris (November 2015)
Leider hat sich die europäische Politik seither genau in die gegenteilige Richtung meiner dort im Kapitel "L'amour plus fort que la haine - Love is stronger than hate - Die Liebe ist stärker als der Tod!" gemachten Vorschläge zum Umgang mit dem IS-Terror entwickelt. Dies schon damals ahnend (siehe Titel!), gibt es dort auch den Abschnitt "Die kleinen Privatkriege gegen Daesh". ;-)

Zum IS-Massaker in Kobanê (25. Juni 2015):
Das Letzte Massaker der Dschihadisten (Juni 2015)
in German & English (English title: "The Last Massacre of the Jihadists")

Zu den 'Charlie Hebdo-Massakern' in Paris (7. - 9. Januar 2015):
Je suis Charlie... je suis Ahmed... je suis juif... (Januar 2015)
in German & English

Wednesday, August 3, 2016

Qamişlo 27 Juli 2016 - Terroropfer zweiter Klasse?

Bei einem erneuten Terroranschlag des IS (Daesh) in der kurdisch-multiethnischen Stadt
Qamişlo (Rojava, Nordsyrien) sind über 50 Menschen gestorben.
(Pic via @nothilfe 1 Aug 2016)

Eigentlich hatte ich mir seit dem IS-Massaker in Kobanê (Rojava / Nordsyrien) im Juni 2015 und den November-Anschlägen in Paris 2015 vorgenommen, hier nicht mehr über die andauernden feigen Angriffe der IS-Terroristen (Daesh) zu berichten, da die Aufmerksamkeit ein wichtiger Teil ihrer Killer-Strategie ist. Wenn ich dennoch noch einmal eine Ausnahme mache, dann deshalb, weil der verheerende Doppel-Anschlag in der nordsyrischen Stadt Qamişlo (der Hauptstadt des Kantons Cizîrê in der selbstverwalteten Region Rojava) letzten Mittwoch von den Medien weitgehend unbeachtet geblieben ist. Ob #Orlando, #Istanbul, #Nice oder #Würzburg, ob 'kleiner' oder großer Anschlag, ob Großangriff oder 'Einzeltäter', meistens gibt es Reaktionen in und aus der ganzen Welt: Trauerbekundungen, Solidaritäts- und Hilfsangebote, Gedenkveranstaltungen, Kondolenzschreiben &-besuche, öffentliche Gebäude werden in den Farben des betroffenen Landes beleuchtet, Kerzen aufgestellt, Blumen niedergelegt, Reden gehalten. Qamişlo? Fehlanzeige.

"Die Kurd*innen sind unsichtbar, wenn es um deren Leid geht. Nichts in den Nachrichtenkanälen des Westens. Entsetzlich."
"The #Kurds are invisible when it comes to their suffering, nothing on the news channels in the west. Horrible."
(@Arimurad 27 Juli 2016)


Der Anschlag
The Attack

Dabei handelte es sich bei dem Doppel-Bombenanschlag mit einem mit Sprengstoffen beladenen Lastwagen und einem Attentäter auf einem Motorrad um einen der schwersten Angriffe des IS. Die entsetzliche Wucht der Explosionen ließ selbst im benachbarten Nusaybin (Türkei) Fensterscheiben platzen.

"Photo taken from #Nusaybin (other side of the border) reveals the magnitude of explosion in #Qamishlo"
(via @KrdstnRprt 27 Juli 2016)


"Aftermath of cowardly ISIS suicide attack targeting Kurdish town of Qamishlo.
Death toll is rising. #Rojava"
(beide Photos / both pics, @agirecudi 27 Juli 2016)


Die Opfer * The Victims

Offensichtlich gibt es Terror-Opfer erster und zweiter Klasse, das läßt sich schon lange beobachten (etwa wenn es um die zahlreichen afrikanischen Opfer der mit dem IS verbündeten Terrororganisation "Boko Haram" geht oder Muslime Opfer des IS werden, was übrigens meistens der Fall ist) und um dieses tödliche und widerliche Paradigma zu durchbrechen, hier eine Erinnerung an einen Teil der Opfer des 27. Juli 2016:

Nur 30 der mehr als 50 Todesopfer von Qamişlo * Only 30 out of more than 50 victims of Qamişlo
"#Qamishlo bajarê birîna. May the souls of our victims rest in peace. #Qamishloattacks"
(@AlBjeen 30 Juli 2016)


"In solidarity with the people of Qamişlo (Rojava) on this very very sad day
#Pray4Qamishlo #Qamishlo"
(@nighttides 27 Juli 2016)


Gedenkfeier in Qamişlo
Commemoration in Qamişlo
4.09.2016




Alle vier Photos von der Gedenkfeier vom kommunalen Radio-Sender ARTA FM (später hinzugefügt).
All four photos of the commemoration by communal radio station ARTA FM (added later).
"27.07.2016
40 days passed since then and #Qamishlo, Rojavayê #Kurdistan can't forget, we are still hurt."
(alle vier Photos / all four pics, via @AlBjeen 5 Sept 2016)

"The commemoration took place on 4.09.2016 ... #Qamishlo"
(Photo by ARTA FM, via @AlBjeen 5 Sept 2016)

Bei aller Traurigkeit können wir sehen, wie vielfältig eigentlich die Gesellschaft in Rojava ist. Genau diese ethnische, religiöse und kulturelle Vielfalt steht im Visier der Daesh-Terroristen, aber sie werden sie nicht zerstören können. Bereits Ende Dezember 2015 kamen bei einer Serie von dschihadistischen Bombenanschlägen auf drei Restaurants in einem christlichen Stadtviertel (!) von Qamişlo mindestens 16 Menschen ums Leben. Rojava dürfte die einzige Region im Nahen Osten sein (vielleicht abgesehen von Israel und der Autonomen Region Kurdistan / Irak), in der Menschen jeder Glaubensrichtung friedlich zusammenleben können. Es gibt im säkularen Qamişlo / Rojava Kirchen, Moscheen, Atheist*innen, Jesid*innen und viele Ethnien, die im kriegsgeplagten Syrien mit viel Einsatz und unter großen Opfern zusammen eine neue Gesellschaft aufbauen und verteidigen. Warum kommt so wenig Unterstützung aus dem Westen?

 Eine blutige Tränen weinende Friedenstaube... :'-(
A peace dove crying bloody tears... :'-(
"#twitterkurds #Qamishli #qamislo"
(@AriadniCorfu 27 Juli 2016)


Türkei blockiert, Deutschland schweigt
Turkey blocks, Germany stays silent

Die Terrorangriffe werden weitergehen, in Syrien und dem Irak genauso wie im Rest der Welt. Es handelt sich um die letzten Zuckungen einer tödlichen und barbarischen Schlange namens IS / Daesh, denn sie verlieren an allen Fronten und ihr Killer-Kalifat schrumpft nicht zuletzt aufgrund der Erfolge der Kurd*innen und ihrer multi-ethnischen Verbündeten weiter täglich in sich zusammen. Genau deshalb schlagen sie immer zielloser um sich: die Schlange ist am Ende, aber leider noch lange nicht tot. Genährt wird sie unter anderem nach wie vor vom 'NATO-Partner' Türkei, der zudem weiterhin jegliche Hilfslieferungen nach Rojava blockiert, obwohl die Grenze nur 2 km entfernt ist. Und die Bundesregierung? Schweigt.

"IS-Terroranschlag in Qamishlo: 56 Tote, 180 Verletzte. Solidarität mit den Kurden?
@AuswaertigesAmt @RegSprecher ERROR"
(@ZagrosIsmail 27 Juli 2016)

Wie es aussieht, bleiben die Menschen in Rojava weiter auf sich selbst gestellt. Trotz Grenz- und Wirtschaftsblockade wurden in Windeseile die Explosionsschäden in der eigentlich sehr schönen Stadt behoben. Die Opfer können sie nicht zurückbringen und die menschlichen und seelischen Wunden werden noch lange nachhallen. Ein weiteres sinnloses Attentat einer internationalen Mörderbande im Zusammenbruch.

  
"#Qamishlo how my city looks like after the two massive explosions on 27.07.2016
We will never forget."
(@AlBjeen 31 Juli 2016)

Mitten auf dem Platz stehen Blumen für das kleine Mädchen Leylan Mohammad (siehe unten).
Flowers for the little girl Leylan Mohammad (see below) in the center of the square.

 
Leylan Mohammad, 5 years old, the only child of her family,
killed in Qamishlo explosion, replaced by some flowers.
(beide Photos / both pics, @NassanIdriss 3 Aug 2016)


Solidarität mit Rojava!


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Zum 'Cyber-Krieg' gegen den IS (Daesh):
Pac-Man gegen #daeshbags (November 2015)

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Befreiung & Wiederaufbau der Stadt Kobanê (Februar 2015).
all in German & English (English titles: "The shortest way to Tell Abyad", "With Ponytails against Terrorists" and "Liberation & Reconstruction of the City of Kobanî")

Über die falschen Konsequenzen aus den dschihadistischen Anschlägen in Paris:
K(l)eine Lehren aus Paris (November 2015)
Leider hat sich die europäische Politik seither genau in die gegenteilige Richtung meiner dort im Kapitel "L'amour plus fort que la haine - Love is stronger than hate - Die Liebe ist stärker als der Tod!" gemachten Vorschläge zum Umgang mit dem IS-Terror entwickelt. Dies schon damals ahnend (siehe Titel!), gibt es dort auch den Abschnitt "Die kleinen Privatkriege gegen Daesh". ;-)

Zum IS-Massaker in Kobanê (25. Juni 2015):
Das Letzte Massaker der Dschihadisten (Juni 2015)
in German & English (English title: "The Last Massacre of the Jihadists")

Zu den 'Charlie Hebdo-Massakern' in Paris (7. - 9. Januar 2015):
Je suis Charlie... je suis Ahmed... je suis juif... (Januar 2015)
in German & English

Monday, November 30, 2015

Pac-Man gegen #daeshbags

Anti-Daesh-Karikatur, auf deren Vorstellung anspielend, sie würden für ihren bestialischen Terror 'im Himmel' mit 'Jungfrauen' 'belohnt':
"Die sehen aber nicht gerade nach Jungfrauen aus! - Der Tod steckt voller Überraschungen"


Nachricht an Daesh:
 Wir werden noch lachen, wenn Euer 'Kalifat' kleiner als der Platz zwischen Euren blutigen Händen und den Handschellen ist, in denen die letzten von Euch (inklusive Eurer Hintermänner in der Türkei, Saudi-Arabien...) zum internationalen Kriegsverbrecher-Tribunal gebracht worden sind!


Gelöschtes IS (Daesh) Propaganda-Video auf YouTube - und tschüss... (^.^)

Irgendwann im Sommer fiel mir wieder das alte Pac-Man-Spielchen ein... als ich mit Kolleg*innen aus aller Welt mal wieder damit beschäftigt war, Twitter- und YouTube-Accounts von islamistischen Dschihadisten & 'Fan-Boys' des pseudo-islamischen Pseudo-Staates (besser: Daesh, wie die ganze Daesh-hassende arabische, persische und kurdische Welt sie pejorativ nennt) zu melden und löschen zu lassen – was recht prima funktioniert (mehr dazu unten).

Auch und gerade jetzt, in einer Zeit, in der sich vor allem die westliche Welt mal wieder mit ihrem heuchlerischen Kriegsgeschrei selbst überbietet (inklusive eines vollkommen unsinnigen Bundeswehr-Einsatzes bei gleichzeitiger deutscher Unterstützung des Hauptproblems: der türkischen AKP-Regierung von Präsident Erdogan), hat diese Methode immerhin den Vorteil, dass sich die globale Zivilgesellschaft gegen Daesh wehren kann, ohne sich auf genau jenen 'militärisch-industriellen Komplex' zu verlassen, der die jetzige Situation mit seiner verheerenden Außenpolitik, seinen Rüstungsexporten und vergangenen Kriegen erst geschaffen hat.

Es gibt mindestens fünf Umgangsweisen mit den schier endlosen Propaganda- & Hassprediger-Accounts dieser dschihadistischen Daesh-Barbaren, die allerdings alle ihre Tücken haben:

1. Ignorieren / Bombardieren, 2. Auslachen, 3. Löschen, 4. Ausspionieren, 5. Bodentruppen.
Entscheidet selbst, bei welchem 'Spiel' Ihr mitmachen wollt.

 
Ooooops... das war ein ganzer YouTube-Kanal mit 276 Dschihadisten-Fanboys!!! *lol*


1. Ignorieren / Bombardieren

Die Selfie-Variante

via Twitter @ChuckPfarrer 24. Juni 2015

Gar nix machen. Einfach im Netz stehen lassen. Mit Glück werden die Ortskoordinaten des Dschihadisten beim Posten eines Twitter-Selfies vom 'Dschihad' in Syrien oder dem Irak von der US-amerikanischen Luftwaffe geortet und er wird mitsamt seiner versammelten Kollegen bombardiert, bevor die Daesh-Terroristen mit ihren Grausamkeiten fortfahren können. Shit happens. Zum Beispiel Anfang Juni, wo exakt das passierte:

(VICE News, 5. Juni 2015)

Vorteile:
Zivilisten kamen in diesem Fall nicht zu Schaden (die US-amerikanische Luftwaffe agiert in Syrien insgesamt deutlich präziser als die syrisch-russische mit ihren – ohnehin kaum gegen Daesh gerichteten – grausamen Flächenbombardements, die vor allem die Zivilbevölkerung treffen).
Jeder #daeshbag verdient es, auf direktem Weg in die Hölle befördert zu werden (siehe Cartoon oben).

Auch mit dem twitternden US-Veteranen Chuck Pfarrer sollten sich Dschihadisten besser nicht anlegen:
Der ehemalige Navy-Seal kartographierte von den schwersten Stunden im Kampf gegen Daesh (Schlacht um Kobanê im Herbst/Winter 2014/15) bis zum Sommer 2015 (manchmal mehrmals) täglich den Kriegsverlauf in den kurdischen Gebieten Syriens (Rojava). Da sich seine aufgrund zuverlässiger lokaler Quellen äußerst präzisen Karten nicht nur bei uns #TwitterKurds großer Beliebtheit erfreuten (auch ich habe sie oft für meine Artikel benutzt), sondern auch bei den dschihadistischen Gegnern, schob er deren entsprechende Daten auch an seine "spooky friends" weiter. "Any questions?" (^.^)
An dieser Stelle noch einmal ein herzliches Dankeschön für die kartographische Arbeit von ihm und seinem Team, die manchmal der einzige Lichtblick in einem Meer von Fehlinformationen waren.
via Twitter @ChuckPfarrer, 26. Juni 2015


Nachteil: Wir haben trotzdem wieder alles den Militärs überlassen.

Von daher deutlich "suboptimal", wie Kanzler Schröder (bzw. seine Frau) einst sagte.


2. Auslachen

Ein lächerliches Kalifat und die geheime Katzen-Armee

 
Ein Dschihadist erklärt sich. Danke. Wussten wir aber schon! :-p
Twitter 3. Juli 2015

Wer lustig ist, kann sich natürlich auch die Zeit auf den Daesh-Accounts vertreiben. Nicht meine Sache, zumal ich kein Wort arabisch verstehe (viele sind auf arabisch gehalten), aber andere #TwitterKurds finden bisweilen Spass daran und fördern so manche Skurrilität zu Tage, wie obige offenherzige 'Selbsterklärung' des noch immer nicht verurteilten, zentralen britischen Jihadisten & Daesh-Unterstützers Anjem Choudary (oder einer Persiflage von ihm, das weiß mensch nämlich aufgrund endloser, oft ziemlich gut gemachter Veräppelungsseiten der Original-Daesh-Accounts manchmal nicht mehr so genau #Spassguerilla). Auch gut! Die Best-Of bekomme ich dann nämlich auf unserem STYLE! IT! TAKES!-Twitter serviert und werden ab einem gewissen Humor-Faktor auch retweeted. Zum Beispiel die Ausgrabung des französischen Kurden Cahit Storm, der herausfand, dass sich der virtuelle französische Ableger des 'Kalifats' "Al Battar" – zumindest phonetisch betrachtet – den politisch alles andere als korrekten Namen 'Bastard' (französisch: le bâtard) gegeben hat.

Das "Kalifat des Propheten" in Frankreich musste allerdings nicht wegen Beleidigung unehelicher Kinder seine virtuellen Pforten schließen, sondern weil Twitter@BATTAR_FRENCH (auch von mir) wegen seiner Hasspropaganda gemeldet wurde. Zu spät, schon weg (siehe Collage bei Punkt 3).

Twitter 6. Juni 2015

Zu einem Running-Gag wurde der wahrhaft gigantische Fund des (inzwischen ebenfalls gesperrten) Dschihadisten "AGraysin", der eine geheime Katzenarmee für die militärischen Erfolge der kurdischen Selbstverteidigungseinheiten YPG und YPJ gegen die #daeshbags verantwortlich machte (siehe Tweets im Tweet unten). #TwitterKurd Hamo warnte uns natürlich sofort vor der Entdeckung durch den Daesh-Fan und fügte ein Photo einer dieser YPG-Katzen bei. Nun, da alles rausgekommen war, gab es ja auch nichts mehr zu verheimlichen:


Die geheime Katzenarmee wurde freilich von Daesh durchschaut, weshalb der tapfere Dschihadisten-Autor allein die US-Luftangriffe für deren ständige Niederlagen gegen die Kurd*innen verantwortlich machte (wenn nicht die Katzen schuld sind, sind's halt 'die bösen Amerikaner', wie leider nicht nur in islamistischen und faschistischen Kreisen üblich...):


Katzenbesitzer*innen wiederum stellten sich die berechtigte Frage, wie zum Teufel es die Kurd*innen schaffen, ihren Katzen zu erzählen, wie sie sich verhalten sollen:


Vorteil: Wir hatten viel zu Lachen und sogar ich hatte endlich wieder mal einen Vorwand für Tweets mit niedlichen Katzen, in dem ich die tägliche Flut der Katzenbilder auf Twitter einfach 'umtaggte' und anschließend (ausnahmsweise) weiterzwitscherte:

vom offiziellen STYLE! IT! TAKES! Twitter "Magenta Netzwerk", 17. Juni 2015

Nachteil: Die nicht immer so harmlose und lustige, sondern offensichtlich zu vielen Leuten auf diesem Globus das Hirn verschwurbelnde, pseudoreligiös-fanatische-rassistische-sexistische-antisemitische-antiislamische-homophobe und mörderische Hasspropaganda der Dschihadisten findet so kein Ende.

Zwischenbilanz: Insgesamt ein Vorteil, weil es nie schlecht ist, Vorwände für das Tweeten und Posten von süßen Katzenphotos zu haben. Ist ja sonst nicht zum Aushalten. Ohne Vorwände, meine ich (die Katzen kommen ja auch ohne uns klar :-p).

Ernsthaftes Problem: Wenn die #daeshbags dieses Photo aus meiner Kurdistan-Berichterstattung entdecken, dann ist wirklich alles aus:

"Gerîla #PKK #Kurdistan"
via Agit Hüseyin, Twitter 25. Sept. 2014
(in meinem Artikel "The Politics of the Future" (Januar 2015) veröffentlichtes Photo eines Kämpfers der kurdischen PKK)

Ich sehe schon die Schlagzeilen in der BILD-Zeitung: "Berliner Fashion Blog unterstützt Terror-Katzen von der PKK"! Klagen, Katzenklos und Katzen überall. Au weia! Meine liebe Freundin Popsimonova wollte mir auch schon eine 'andrehen'. Eine Katze meine ich. Oh weh - das riecht nach Ärger! (^.^)


3. Löschen

Pac-Man spielen


Daesh Accounts löschen - Pac-Man gegen #daeshbags
Collage: Style! It! Takes! Blog Berlin, gelber Pacman von Wikipedia (gemeinfrei von Wikimedia Commons), Rest der kurdischen Farben von mir

Vorteile: Funktioniert bestens, weil Twitter & YouTube mögen zumindest dschihadistische Hasspropaganda so gar nicht (mit rassistischer oder rechtsextremer Propaganda sieht es leider weniger gut aus) und reagieren schnell. Ehrenwert – und alle können mitmachen. Es ist zumindest Sand im Getriebe der ansonsten gut geölten (sic!) Daesh-Propaganda-Maschine, erschwert deren Kommunikation und die Rekrutierung neuer Anhänger über soziale Netzwerke. Auch wenn sie natürlich immer neue Accounts aufmachen, macht ihnen das ne Menge Arbeit (uns auch, aber wir sind viel mehr!!!) und bindet Energien. Diese Variante hat auch (nicht nur für entschiedene Pazifist*innen) den Charme, dass wir uns dabei zumindest nicht auf das Militär verlassen müssen und jede*r selbst tätig werden kann.

Vorsicht: Wie oben schon kurz erwähnt, gibt es eine Menge humoristisch-satirischer Pseudo-Daesh-Accounts, und gerade wenn die fremdsprachig sind, können sie leicht verwechselt werden. Es scheint allerdings, dass die Entscheidungsträger*innen bei den Firmen sehr professionell arbeiten und die Unterschiede (meist) erkennen. Und im Zweifelsfalle finde ich es auch keine Katastrophe, wenn versehentlich mal ein Account der #Spassguerilla dran glauben muss (zumal das auch rückgängig gemacht werden kann).

Für Philosoph*innen:
Es bleibt die philosophische Frage, inwieweit auch Hate Speech vom Recht auf freie Meinungsäußerung gedeckt werden sollte. Meiner Meinung nach stellt sich aber vor allem die Frage, ob wir weiter zulassen wollen, dass Daesh und andere ihre Hasspropaganda ins Netz stellen und damit sogar neue Mörder rekrutieren können und ob wir ein uneingeschränktes Recht auf freie 'Meinungsäußerung' auch dann gelten lassen, wenn dieses bestialisch Ermordete verhöhnt (wie etwa die widerlichen Propaganda-Videos von Daesh, die ihre Hinrichtungen und anderen Greueltaten zeigen und die Opfer damit entwürdigen wollen) und ganze Volksgruppen, Religionen, Geschlechter oder sexuelle Identitäten mit dem Tode, Versklavung und / oder Vergewaltigung bedroht (was Daesh bekanntlich auch in die Tat umsetzt).

Im Zweifelsfall gilt übrigens sowieso 'Hausrecht', denn letztlich sind es die Plattformen selbst (also YouTube, Twitter, Facebook & Co.), die im Rahmen ihrer AGB (Allgemeinen Geschäftsbedingungen) entscheiden, was sie löschen und was nicht. Wir als 'Netzcommunity' müssen ihnen aufgrund der Millionen von Accounts lediglich mit unserem kleinen Pac-Man-Spiel auf die Sprünge helfen... ;-) Und so geht's:


Wie Ihr Daesh-Propaganda melden könnt...

   
Twitter (links) & YouTube (rechts)
Screenshots / Collagen / Bearbeitung: STYLE! IT! TAKES! Blog Berlin

Zu Abbildung links: Bei Twitter melde ich meistens den kompletten Account über das Zahnradsymbol neben dem "Folgen"-Button und picke mir zusätzlich exemplarisch einen besonders krassen Tweet heraus (Pünktchen-Symbol unter den Tweets). Ihr müsst dafür eingeloggt sein.


Zumindest die deutschsprachige Auswahl bei Twitter ist etwas seltsam, ich klicke mich meist wie oben durch. Beim letzten Punkt entscheide ich eher willkürlich, bei #daeshbags trifft sowieso alles zu. Es reicht ja, wenn Twitter auf die Accounts aufmerksam wird, die endgültige Entscheidung liegt dann sowieso dort.
Screenshots / Collage / Bearbeitung: STYLE! IT! TAKES! Blog Berlin

YouTube hat es etwas besser gelöst, dort kann mensch nach der allgemeinen Vorauswahl (siehe Bild weiter oben rechts) selbst "weitere Informationen" in ein Feld eintragen.
Screenshot: STYLE! IT! TAKES! Blog Berlin

Nachteil:
Das eigentliche Problem liegt meiner Meinung nach ganz woanders. Der wichtige Kampf gegen Hasspropaganda muss gleichzeitig verhindern, unfreiheitlichen Zensurlogiken den Weg zu bahnen, die letztlich - wir kennen das schon von MySpace, Facebook & Co. – meist vor allem Linke und (halb-)nackte Frauen trifft oder treffen wird. Besonders bei Facebook sind definitiv schon entschieden mehr Profile von Frauen gesperrt worden, weil sie ihre eigenen Brüste zur Schau gestellt haben, als dass gegen User*innen durchgegriffen würde, die Hasspropaganda oder Vergewaltigungsdrohungen verbreiten.
Auch die ersten beiden Punkte der YouTube-Vorauswahl deuten in diese Richtung: Sperrungen von Seiten mit "Pornografische(n) Inhalte(n)" treffen Sexarbeiter*innen, LGBTQ-Communities, Models & Photograph*innen, Künstler*innen und viele andere mehr (alles Personengruppen, mit denen wir uns verbunden fühlen), die Meldung "Gewaltsame/abstoßende Inhalte" kann sich auch gegen eine kritische und unzensierte Kriegsberichterstattung wenden (etwa Handy-Videos von Bombenangriffen, Anschlägen oder Terrorangriffen, häufig von zivilen Beobachter*innen ins Netz gestellt und oft wichtige Quellen für die Aufklärung solcher Verbrechen). Davon möchten wir uns als STYLE! IT! TAKES! Projekt entschieden abgrenzen. Und gerade mit ersterem Punkt haben wir – als neben vielen anderen Dingen auch im Feld der erotischen Künste aktives Projekt – selbst oft genug zu kämpfen. Es bleibt also eine Gratwanderung.



4. Ausspionieren

Cyberkrieg gegen Daesh

via Twitter @ChuckPfarrer 12. Juni 2015

Eine smarte Variante ist sicherlich das Ausspionieren betreffender Accounts. Bei entsprechendem Know-How und / oder Geschicktheit könn(t)en ganze Netzwerke ausgehoben, Dschihadisten geortet, Verbindungen transparent gemacht und sogar Anschläge verhindert werden.

Vorteil: Theoretisch trifft das die Dschihadisten mehr als die anderen Varianten.

Nachteile: Es ist wohl eher was für einen kleineren Kreis professioneller Hacker*innen.
Außerdem stellt sich bei dieser Variante die Frage, was mit den gewonnenen Erkenntnissen gemacht wird oder werden soll:

* Bei den Betreibern der Netzwerke melden? Dann sind wir wieder bei Punkt 3.
* Zu gegebenem Zeitpunkt veröffentlichen (á la Wikileaks)?
Fragt sich, ob es uns wirklich an Erkenntnissen über die Natur, Struktur und 'Erfolgsgründe' (etwa ihre Hintermänner in der türkischen AKP-Regierung) von Daesh mangelt und das Problem nicht eher in den falschen Konsequenzen der Politik wie auch im grundsätzlich menschenverachtenden Charakter unseres Wirtschaftssystems verortet werden muss.
* Die Erkenntnisse an Polizei, Verfassungsschutz und / oder Militär übergeben?
Kann sinnvoll sein, aber dann sollte der 'anarchistische Gestus' (á la Anonymus) nicht allzu sehr hochgehalten werden.

Mal schauen, wie sich der 'Cyberkrieg' diesbezüglich entwickelt. Für mich persönlich ist die 'Spionage-Variante' nix: für das 'hacken' fehlen mir die Skills und 'V-Frau' spiele ich auch nicht gerne. Dann spiele ich lieber 'Pac-Man' mit Twitter & YouTube, quasi nebenbei. Wenn das noch mehr Leute machen würden, wäre das 'Cyber-Kalifat' schon genauso geschrumpft wie – Dank der held*innenhaften Kurd*innen – das echte in Nahost... (siehe unten).

Netter Anonymous-Account, auch wenn ich hoffe, eines Tages allen angewöhnen zu können, nicht mehr von 'ISIS', sondern nur noch entweder von IS-Terroristen oder noch besser von Daesh zu sprechen... ;-)
Twitter @NageAnon, 30. Juni 2015

#Anonymous   #DaeshHunter   #ProjectCollapse

Koordinierte Aktionen, an denen wir uns aktiv beteiligen & Vorschläge für's Pac-Man spielen gibt's u. a. hier:

CtrlSec Twitter @CtrlSec

Ghost Security Group Twitter @DigitaShadow
#GhostSecGroup Webpage http://ghostsec.org/

Nage (Anonymous) Twitter @NageAnon

Außerdem könnt Ihr im Internet entdeckte, mögliche terroristische Aktivitäten und Drohungen auch hier melden:

#ProjectCollapse Month 6 Stats. Thank you for the support!
#CtrlSec #GhostSecGroup
via Twitter @NageAnon, 25. November 2015

Hintergründe zum ambitionierten Cyberkrieg gegen Daesh:

Anonymous Action Guide #1: THE EIGHTFOLD PATH (16. Nov. 2015)
Der Acht-Stufen-Plan für den Cyberkrieg von Anonymous gegen Daesh (auf Englisch)

Artikel und Video-Interview zu den ambitionierten Anonymous-Plänen (auf deutsch)

Happy hunting! #SmashDaesh #online #Cyberwar Stats from #CtrlSec
via Twitter @CtrlSec, 7. Dezember 2015


5. Bodentruppen

Kein lustiges 'Spiel'

Der reale Kampf gegen Daesh ist leider alles andere als ein Spiel.
Aber die kurdischen Befreiungskämpfer*innen der YPG, YPJ und PKK sind zusammen mit lokalen Alliierten und Unterstützung der USA sehr erfolgreich im Kampf gegen die Dschihadisten in Syrien:
weite Teile der kurdischen Kantone von Rojava (nördliches Syrien) konnten im Laufe dieses Jahres von Daesh (schwarze Punkte) befreit werden. Noch bis zum Jahreswechsel 2014/15 kontrollierten die IS-Dschihadisten fast das gesamte Land, auch die meisten der jetzt von der kurdisch-demokratischen Allianz befreiten Gebiete (gelbe Punkte). Links oben der kurdische Kanton
Efrîn, in der Mitte der (noch nicht vollständig befreite) Kanton Kobanê und rechts der größte Kanton Cizîrê, dessen komplette Befreiung derzeit am schnellsten voranschreitet.
Die grünen Punkte stehen übrigens für andere Rebellen gegen das syrische Assad-Regime (FSA etc.),
die roten für Regionen, in denen noch die Truppen von Assad die Oberhand haben.
Außerdem können wir erkennen, dass Daesh zunehmend nur noch schwach besiedelte Gebiete kontrolliert,
vor allem eine Menge Wüste.

Screenshot & Pac-Mans: STYLE! IT! TAKES! Blog Berlin (nach einer Idee von Acid Jordi @aceeeeeed)
Karte (Stand: 11 Dezember 2015) von:

Was auch immer wir tun, letztlich werden die Daesh-Dschihadisten und ihr Schrumpf-Kalifat ohnehin nicht vom Computer aus dorthin gejagt werden können, wohin sie gehören: in die Hölle (ganz sicherlich ohne 'Jungfrauen'). Diese Position vertrete ich schon seit mehr als einem Jahr vehement in diesem Blog (kleine Artikel-Auswahl unten) und sogar die Cybergruppe Anonymous räumt diesem Punkt in ihrem Acht-Stufen-Plan eine zentrale Rolle ein. Neben den durchaus sinnvollen, erwähnten virtuellen Varianten, schlage ich deshalb wie gehabt vor, diejenigen politisch und praktisch zu unterstützen, die die #daeshbags tatsächlich tagtäglich bekämpfen: die still oder auch weniger still Widerstand leistenden Zivilist*innen im Irak und in Syrien, die Flüchtlinge, die gleichzeitig Daesh und Assad den Boden entziehen, die Peschmerga in der Autonomen Region Kurdistan (Irak) und, last but not least, die syrisch-kurdische YPG / YPJ (inklusive alliierten, demokratisch-säkularen Teilen der syrischen Rebellen) und ihre Schwesterorganistation, die – ooops, wir hatten das schon – skandalöserweise in Europa immernoch verbotene PKK (na klar).

Vorschläge dazu, was dafür nötig wäre und was jede*r einzelne dazu beitragen kann, habe ich seit letztem Winter hier genügend gemacht. Heute aber können wir zur Abwechslung getrost auch mal wieder Pac-Man spielen.

Merci beaucoup!
#SmashDaesh
Biji Kurdistan! Biji Berxwedana Rojava!
Refugees Welcome!

Paradieshaltestelle der YPG/J im Kanton Kobanê (Rojava) - Die Daesh-Terroristen zur Hölle schicken
"Old cartoon - dream that is becoming reality"
via @gorribeltz, Twitter 1. Febr. 2015



Weitere Blog-Artikel zum Thema (Auswahl):

Über die falschen Konsequenzen aus den Anschlägen von Paris:
K(l)eine Lehren aus Paris (STYLE! IT! TAKES! Blog, November 2015)

Zur Situation im revolutionären Kobanê / Rojava & praktischer Solidarität:
Die Rückkehr des zivilen Lebens in Kobanê (STYLE! IT! TAKES! Blog, Mai 2015)

Zum Schrumpf-Kalifat in Syrien & den Siegen der YPG / YPJ in Rojava:
Der kürzeste Weg nach Tall Abyad (STYLE! IT! TAKES! Blog, Juni 2015)
Mit Pferdeschwänzen gegen Terroristen (STYLE! IT! TAKES! Blog, März 2015)

Zum Daesh-Massaker in Kobanê (25. Juni 2015):
Das Letzte Massaker der Dschihadisten (STYLE! IT! TAKES! Blog, Juni 2015)

Zu den 'Charlie Hebdo-Massakern' in Paris (7. - 9. Januar 2015):
Je suis Charlie... je suis Ahmed... je suis juif... (STYLE! IT! TAKES! Blog, Januar 2015)

Zum Begriff "Daesh":
Why Isis will hate it if we start calling them Daesh (Independent, Juni 2015)
Daesh oder IS? Die vielen Namen des Islamischen Staates (Die Welt, 18. Nov. 2015)
#Daesh: Eingeschnappte IS-Terroristen (DRadio Wissen, 16. Nov. 2015)