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Wednesday, August 3, 2016

Qamişlo 27 Juli 2016 - Terroropfer zweiter Klasse?

Bei einem erneuten Terroranschlag des IS (Daesh) in der kurdisch-multiethnischen Stadt
Qamişlo (Rojava, Nordsyrien) sind über 50 Menschen gestorben.
(Pic via @nothilfe 1 Aug 2016)

Eigentlich hatte ich mir seit dem IS-Massaker in Kobanê (Rojava / Nordsyrien) im Juni 2015 und den November-Anschlägen in Paris 2015 vorgenommen, hier nicht mehr über die andauernden feigen Angriffe der IS-Terroristen (Daesh) zu berichten, da die Aufmerksamkeit ein wichtiger Teil ihrer Killer-Strategie ist. Wenn ich dennoch noch einmal eine Ausnahme mache, dann deshalb, weil der verheerende Doppel-Anschlag in der nordsyrischen Stadt Qamişlo (der Hauptstadt des Kantons Cizîrê in der selbstverwalteten Region Rojava) letzten Mittwoch von den Medien weitgehend unbeachtet geblieben ist. Ob #Orlando, #Istanbul, #Nice oder #Würzburg, ob 'kleiner' oder großer Anschlag, ob Großangriff oder 'Einzeltäter', meistens gibt es Reaktionen in und aus der ganzen Welt: Trauerbekundungen, Solidaritäts- und Hilfsangebote, Gedenkveranstaltungen, Kondolenzschreiben &-besuche, öffentliche Gebäude werden in den Farben des betroffenen Landes beleuchtet, Kerzen aufgestellt, Blumen niedergelegt, Reden gehalten. Qamişlo? Fehlanzeige.

"Die Kurd*innen sind unsichtbar, wenn es um deren Leid geht. Nichts in den Nachrichtenkanälen des Westens. Entsetzlich."
"The #Kurds are invisible when it comes to their suffering, nothing on the news channels in the west. Horrible."
(@Arimurad 27 Juli 2016)


Der Anschlag
The Attack

Dabei handelte es sich bei dem Doppel-Bombenanschlag mit einem mit Sprengstoffen beladenen Lastwagen und einem Attentäter auf einem Motorrad um einen der schwersten Angriffe des IS. Die entsetzliche Wucht der Explosionen ließ selbst im benachbarten Nusaybin (Türkei) Fensterscheiben platzen.

"Photo taken from #Nusaybin (other side of the border) reveals the magnitude of explosion in #Qamishlo"
(via @KrdstnRprt 27 Juli 2016)


"Aftermath of cowardly ISIS suicide attack targeting Kurdish town of Qamishlo.
Death toll is rising. #Rojava"
(beide Photos / both pics, @agirecudi 27 Juli 2016)


Die Opfer * The Victims

Offensichtlich gibt es Terror-Opfer erster und zweiter Klasse, das läßt sich schon lange beobachten (etwa wenn es um die zahlreichen afrikanischen Opfer der mit dem IS verbündeten Terrororganisation "Boko Haram" geht oder Muslime Opfer des IS werden, was übrigens meistens der Fall ist) und um dieses tödliche und widerliche Paradigma zu durchbrechen, hier eine Erinnerung an einen Teil der Opfer des 27. Juli 2016:

Nur 30 der mehr als 50 Todesopfer von Qamişlo * Only 30 out of more than 50 victims of Qamişlo
"#Qamishlo bajarê birîna. May the souls of our victims rest in peace. #Qamishloattacks"
(@AlBjeen 30 Juli 2016)


"In solidarity with the people of Qamişlo (Rojava) on this very very sad day
#Pray4Qamishlo #Qamishlo"
(@nighttides 27 Juli 2016)


Gedenkfeier in Qamişlo
Commemoration in Qamişlo
4.09.2016




Alle vier Photos von der Gedenkfeier vom kommunalen Radio-Sender ARTA FM (später hinzugefügt).
All four photos of the commemoration by communal radio station ARTA FM (added later).
"27.07.2016
40 days passed since then and #Qamishlo, Rojavayê #Kurdistan can't forget, we are still hurt."
(alle vier Photos / all four pics, via @AlBjeen 5 Sept 2016)

"The commemoration took place on 4.09.2016 ... #Qamishlo"
(Photo by ARTA FM, via @AlBjeen 5 Sept 2016)

Bei aller Traurigkeit können wir sehen, wie vielfältig eigentlich die Gesellschaft in Rojava ist. Genau diese ethnische, religiöse und kulturelle Vielfalt steht im Visier der Daesh-Terroristen, aber sie werden sie nicht zerstören können. Bereits Ende Dezember 2015 kamen bei einer Serie von dschihadistischen Bombenanschlägen auf drei Restaurants in einem christlichen Stadtviertel (!) von Qamişlo mindestens 16 Menschen ums Leben. Rojava dürfte die einzige Region im Nahen Osten sein (vielleicht abgesehen von Israel und der Autonomen Region Kurdistan / Irak), in der Menschen jeder Glaubensrichtung friedlich zusammenleben können. Es gibt im säkularen Qamişlo / Rojava Kirchen, Moscheen, Atheist*innen, Jesid*innen und viele Ethnien, die im kriegsgeplagten Syrien mit viel Einsatz und unter großen Opfern zusammen eine neue Gesellschaft aufbauen und verteidigen. Warum kommt so wenig Unterstützung aus dem Westen?

 Eine blutige Tränen weinende Friedenstaube... :'-(
A peace dove crying bloody tears... :'-(
"#twitterkurds #Qamishli #qamislo"
(@AriadniCorfu 27 Juli 2016)


Türkei blockiert, Deutschland schweigt
Turkey blocks, Germany stays silent

Die Terrorangriffe werden weitergehen, in Syrien und dem Irak genauso wie im Rest der Welt. Es handelt sich um die letzten Zuckungen einer tödlichen und barbarischen Schlange namens IS / Daesh, denn sie verlieren an allen Fronten und ihr Killer-Kalifat schrumpft nicht zuletzt aufgrund der Erfolge der Kurd*innen und ihrer multi-ethnischen Verbündeten weiter täglich in sich zusammen. Genau deshalb schlagen sie immer zielloser um sich: die Schlange ist am Ende, aber leider noch lange nicht tot. Genährt wird sie unter anderem nach wie vor vom 'NATO-Partner' Türkei, der zudem weiterhin jegliche Hilfslieferungen nach Rojava blockiert, obwohl die Grenze nur 2 km entfernt ist. Und die Bundesregierung? Schweigt.

"IS-Terroranschlag in Qamishlo: 56 Tote, 180 Verletzte. Solidarität mit den Kurden?
@AuswaertigesAmt @RegSprecher ERROR"
(@ZagrosIsmail 27 Juli 2016)

Wie es aussieht, bleiben die Menschen in Rojava weiter auf sich selbst gestellt. Trotz Grenz- und Wirtschaftsblockade wurden in Windeseile die Explosionsschäden in der eigentlich sehr schönen Stadt behoben. Die Opfer können sie nicht zurückbringen und die menschlichen und seelischen Wunden werden noch lange nachhallen. Ein weiteres sinnloses Attentat einer internationalen Mörderbande im Zusammenbruch.

  
"#Qamishlo how my city looks like after the two massive explosions on 27.07.2016
We will never forget."
(@AlBjeen 31 Juli 2016)

Mitten auf dem Platz stehen Blumen für das kleine Mädchen Leylan Mohammad (siehe unten).
Flowers for the little girl Leylan Mohammad (see below) in the center of the square.

 
Leylan Mohammad, 5 years old, the only child of her family,
killed in Qamishlo explosion, replaced by some flowers.
(beide Photos / both pics, @NassanIdriss 3 Aug 2016)


Solidarität mit Rojava!


Verwandte Blog-Artikel:

Zum 'Cyber-Krieg' gegen den IS (Daesh):
Pac-Man gegen #daeshbags (November 2015)

Zum 'Schrumpf-Kalifat' in Syrien & den Siegen der YPG / YPJ in Rojava:
Der kürzeste Weg nach Tall Abyad (Juni 2015)
Mit Pferdeschwänzen gegen Terroristen (März 2015)
Befreiung & Wiederaufbau der Stadt Kobanê (Februar 2015).
all in German & English (English titles: "The shortest way to Tell Abyad", "With Ponytails against Terrorists" and "Liberation & Reconstruction of the City of Kobanî")

Über die falschen Konsequenzen aus den dschihadistischen Anschlägen in Paris:
K(l)eine Lehren aus Paris (November 2015)
Leider hat sich die europäische Politik seither genau in die gegenteilige Richtung meiner dort im Kapitel "L'amour plus fort que la haine - Love is stronger than hate - Die Liebe ist stärker als der Tod!" gemachten Vorschläge zum Umgang mit dem IS-Terror entwickelt. Dies schon damals ahnend (siehe Titel!), gibt es dort auch den Abschnitt "Die kleinen Privatkriege gegen Daesh". ;-)

Zum IS-Massaker in Kobanê (25. Juni 2015):
Das Letzte Massaker der Dschihadisten (Juni 2015)
in German & English (English title: "The Last Massacre of the Jihadists")

Zu den 'Charlie Hebdo-Massakern' in Paris (7. - 9. Januar 2015):
Je suis Charlie... je suis Ahmed... je suis juif... (Januar 2015)
in German & English

Sunday, December 13, 2015

Weihnachten mit der PKK? Na klar!

"PKK supporters distributing candies in Frankfurt"
via Twitter @CahitStorm (Frankreich / France)


[Summary for our international readers:
This article with the title "Christmas with the PKK? Of course!" is about the German campaign "PKK? Of course!" against the ban of the Kurdish Worker's Party PKK. It starts with some pictures of a funny action against this ban at a Christmas market in Frankfurt am Main and contains some English quotes & sub-titles so you might get at least an idea what it's about. The text names a lot of good reasons why the PKK shouldn't be regarded as a 'terrorist organisation', as it follows the principles of basic-democracy, self-rule, emancipation / gender equality, secularism and the vision of a multi-ethnic, cooperative society as can be seen in war-torn Rojava (Northern Syria) where it's sister organisations YPG & YPJ build up a society along these ideas while they are commited and successful fighting the barbarism of the jihadist Daesh terrorists of the so-called 'Islamic State' in cooperation with the USA. In opposition to that, Germany and the EU still stay silent or even support the growing state terror against the Kurds and all democratic opposition, media and human rights advocates in Turkey under the rule of president Erdogan and its AKP party. This is a scandal, so we call for a change of these politics and to delist the PKK which would be a big signal and contribution to revive the peace process in Turkey started 2012 by the imprisoned PKK co-founder Abdullah Ocalan and dropped by president Erdogan this year. At the end there's a link list to English articles and to international campaigns against the ban of the PKK. We wish you a wonderful Advent season & Christmas time!]


Nikolaus mit der PKK
(St. Nicholas' Day with the PKK)

Article 33
Everyone has the freedom to obtain, receive and circulate information and to communicate ideas, opinions and emotions, whether orally, in writing, in pictorial representations, or in any other way.
(Charter of the Social Contract - Self-rule in Rojava, III Rights and Liberties)

Am 6. Dezember zogen in Frankfurt am Main einige als Nikolaus verkleidete Menschen durch die Stadt und über den sonntäglichen Weihnachtsmarkt, um gegen das Verbot der kurdischen Arbeiterpartei PKK zu protestieren. Mit dabei hatten sie schick gemachte Stofftaschen mit dem berühmten Logo, Flyer und Transparente. Ein paar Photos von der witzigen und gelungenen Aktion möchte ich Euch nicht vorenthalten, auch wenn es eigentlich traurig ist, dass überhaupt soviel Vorsicht und kreativer Aufwand nötig ist, um sich mit der seit 1993 in Deutschland verbotenen kurdischen Organisation solidarisch zu erklären, der sich ein großer Teil der Kurd*innen sowohl in Deutschland als auch in allen Teilen Kurdistans mehr oder weniger eng verbunden fühlt. Die Bedeutung der 1978 gegründeten Organisation für das kurdische Volk kann eigentlich nur mit dem südafrikanischen ANC (African National Congress) verglichen werden; der seit 1999 (!) in türkischer Isolationshaft weggesperrte PKK-Mitbegründer Abdullah Öcalan ist so etwas wie der kurdische Nelson Mandela. Und wie der ANC gegen das südafrikanische Apartheid-Regime kämpfte, kämpft die PKK seit jeher gegen die brutale Unterdrückung der Kurd*innen in der Türkei.

Und hier liegt der Hund auch begraben: die Türkei, ein Land, dessen Liste von Menschenrechtsverletzungen der letzten 25 Jahre länger sein dürfte als die irgendeines anderen Landes im Großraum Europa, ist ein wichtiger westlicher 'Verbündeter', NATO-Mitglied und EU-Beitrittskandidat. Auch das PKK-Verbot in Deutschland entspricht dem Wunsch, dem Willen und den Vorstellungen der Türkei, die unter dem Vorwand der 'Terrorismusbekämpfung' einen seit Sommer 2015 immer brutaler werdenden Krieg gegen die eigene (nicht nur kurdische) Bevölkerung führt, in dem jeden Tag neue Tote produziert werden.

Demgegenüber hält die PKK grundsätzlich an dem von der Türkei unter Präsident Erdogan und dessen AKP-Regierung abgebrochenen, im Jahre 2012 auf Initiative des inhaftierten Öcalan begonnenen, einst vielversprechenden Friedensprozess fest. Auch ihre Guerilla-Kämpfer*innen erklären immer wieder vergeblich einseitige Waffenruhen, zuletzt in Zusammenhang mit den Parlamentswahlen in der Türkei. 2015 gelang es der PKK-nahen linken kurdischen Partei HDP (Partei der Völker) bei beiden Parlamentswahlen (7. Juni & 1. November 2015) mit der Forderung nach einem demokratischen Wandel und einer friedlichen Lösung des Konfliktes deutlich die hohe 10%-Hürde zu überwinden und ins Parlament einzuziehen und damit den Friedenswunsch der Kurd*innen wie auch anderer Teile der türkischen Gesellschaft zu untermauern.

Der 'Dank' des Erdogan-Regimes waren und sind Verhaftungen von HDP-Abgeordneten und Bürgermeister*innen, von kritischen Journalist*innen, Menschenrechtler*innen und Rechtsanwält*innen, die Schließung ganzer Zeitungen und Fernsehstationen, ein nicht für möglich gehaltener Staatsterror gegen die gesamte, insbesondere demokratische und linke Opposition, Wasserwerfer, Tränengas, Maschinengewehre, Hubschrauber und Panzer, eine staatlich geduldete dschihadistische Anschlagsserie auf öffentliche kurdische Veranstaltungen und Friedensdemonstrationen (siehe dazu auch meinen Artikel "K(l)eine Lehren aus Paris"), andauernde Ausgangssperren in kurdisch geprägten Städten und Stadtteilen der Türkei, Tote, Tote, Tote.

Während die deutsche und europäische Politik dazu mal wieder schweigt, werden sogar hier immer wieder Demonstrant*innen für das Rufen von PKK-Parolen, die Verwendung ihrer Logos oder unter dem Vorwurf des Verstoßes gegen das "Betätigungsverbot" verhaftet – erst jüngst wieder ein angebliches PKK-Mitglied in Dresden (schon wieder!), einer Stadt, aus der freilich wohl nie eine gute Nachricht kommt. Umso erfreulicher daher die kleine und nett gemachte Aktion in Hessen. :-)

Weihnachtsmänner ziehen am Nikolaustag über den Frankfurter Weihnachtsmarkt, um gegen das Verbot der PKK zu demonstrieren
St. Nicholas' Day: Two men dressed as Santa Claus distributing leaflets against the ban of the PKK at the Christmas market in Frankfurt am Main
Pic via Twitter @dilkocer

Nicht vergessen werden darf auch, dass die PKK und ihre syrischen Schwesterorganisationen YPG & YPJ die entschiedensten und erfolgreichsten Kräfte im Kampf gegen die Daesh-Dschihadisten (sogenannter 'Islamischer Staat' IS) sind, die in enger Kooperation mit Barack Obamas USA das mörderische Kalifat in Syrien und in Teilen des Iraks immer weiter in Bedrängnis gebracht haben und damit an vorderster Front für unser aller Freiheit kämpfen. Im von den PKK-Ideen geprägten nordsyrischen Rojava können wir zudem sehen, wie sich deren Vorstellungen von Geschlechtergleichheit, Basisdemokratie, Selbstverwaltung, multi-ethnischer und säkularer Gesellschaft (siehe unten) inmitten der Trümmer des syrischen Bürgerkrieges in Praxis umsetzen (siehe dazu auch meinen Artikel "Die Rückkehr des zivilen Lebens in Kobanê").
Trotz alledem hält die bundesdeutsche CDU/SPD-Regierung nicht nur an der Kriminalisierung der kurdischen Bewegung und ihrer Aktivist*innen fest, sondern pflegt auch ein skandalös-freundschaftliches Verhältnis zur vollkommen aus jeglichem zivilisatorischen Ruder gelaufenen türkischen AKP-Regierung und ihres, die dschihadistischen Daesh- und Nusra-Terroristen unterstützenden, Präsidenten Erdogan:

"Statt das kriegstreiberische Vorgehen des türkischen Staatspräsidenten und der AKP scharf zu verurteilen, reiste Bundeskanzlerin Angela Merkel zwei Wochen vor dem Wahltermin in die Türkei, um mit Erdogan über die Eindämmung der Flüchtlingszahlen nach Europa zu verhandeln [und ihn mit Milliardenzahlungen und einer Beschleunigung der EU-Beitrittsverhandlungen zu unterstützen; Ergänzung der Autorin]. Kaum war sie zurückgekehrt, wurden am 21. Oktober in Dresden die Räume des kurdischen Vereins und mehrere Privatwohnungen durchsucht und ein politischer Aktivist verhaftet. Er wird von den Strafverfolgungsbehörden der Mitgliedschaft in einer 'terroristischen Vereinigung im Ausland' (§129b StGB) beschuldigt."
(Civaka Azad - Kurdisches Zentrum für Öffentlichkeitsarbeit: "Kampagne PKK? Na klar!")

Noch absurder wird dies alles, wenn wir uns vor Augen führen, wie händeringend Deutschland nach demokratisch-geprägten 'Bodentruppen' für ihren angeblichen Kampf gegen den 'Islamischen Staat' (Daesh) in Syrien sucht. Die USA haben sie längst in den syrischen Schwesterorganisationen der PKK, der YPG & YPJ, gefunden, die sie mittlerweile auch direkt mit Ausbildungseinsätzen und Waffenlieferungen für den Kampf gegen die islamistischen Daesh-Terroristen unterstützen, die italienische Hauptstadt Rom hat das revolutionäre Kobanê in Rojava zur 'Schwesterstadt' gemacht, während die Türkei-verhätschelnde Bundespolitik weiter auf Repression setzt. Ein Anachronismus, wie neben der Linkspartei, die für eine Aufhebung des PKK-Verbotes eintritt, auch immer weitere Medien und sogar CDU-Politiker wie Volker Kauder bemerkt haben. Selbst die BILD-Zeitung führt und veröffentlicht mittlerweile vergleichsweise wohlwollende Interviews mit der (sich im Zuge der Bemühungen um einen Friedensprozess in der Türkei in die Berge des nördlichen Irak zurückgezogenen) PKK-Führung.

Frankfurt am Nikolaustag:
Solidarität mit Rojava - Weg mit dem Verbot der PKK!
"Frankfurt city on Saturday:
'Lift the ban on the #PKK in #Germany and Solidarity with the Revolution in #Rojava'"
via Twitter @dilkocer

Vor diesen Hintergründen kommt eine neue Kampagne unter dem Motto "PKK? Na klar!" zur richtigen Zeit, wenn es heißt:

>>GESICHT ZEIGEN – KRIMINALISIERUNG BEENDEN – DIALOG MIT DER PKK BEGINNEN<<

Denn:

"Es ist nicht länger hinnehmbar, dass Kurdinnen und Kurden für ihre Frieden stiftende Arbeit mit dem Terrorparagrafen 129b StGB überzogen und eingesperrt werden. Die kurdische Gesellschaft muss auch hier unterstützt werden, ihre Kraft für Demokratie und Fortentwicklung effektiv zu entwickeln, statt der Unterstützung des Terrorismus bezichtigt oder mit Ausweisung bedroht zu werden. Die Diffamierung der PKK als terroristisch muss beendet werden. Schließlich wird sie dazu benutzt, auch hier erkämpfte demokratische Grundrechte wie Meinungs-, Presse-, Organisations- und Versammlungsfreiheit weiter einzuschränken."
(Civaka Azad - Kurdisches Zentrum für Öffentlichkeitsarbeit: "Kampagne PKK? Na klar!")


Säkularismus & Religionsfreiheit zur Weihnachtszeit
(Secularism & Religious Freedom at Christmas Time)

Article 31
Everyone has the right to freedom of worship, to practice one’s own religion either individually or in association with others. No one shall be subjected to persecution on the grounds of their religious beliefs.
(Charter of the Social Contract - Self-rule in Rojava, III Rights and Liberties)

Article 92
a)- The Charter enshrines the principle of separation of religion and State.
b)- Freedom of religion shall be protected. All religions and faiths in the Autonomous Regions shall be respected. The right to exercise religious beliefs shall be guaranteed, insofar as it does not adversely affect the public good.
(Charter of the Social Contract - Self-rule in Rojava, IX General Rules)

Demonstrantinnen auf einem Solidaritätsmarsch für die Freilassung von PKK-Mitbegründer Abdullah Öcalan
Solidarity rally for the release of PKK co-founder Abdullah Ocalan
"Fatmîma Jazzmîne 'Ji bo azadiya Ocalan li vê derê me'"
via @HiwaDilan92, Twitter 6 Febr 2015

Ungeachtet der jahrzehntelangen Repression haben sich die Ideen der PKK von einer selbstverwalteten, basisdemokratischen und säkularen Gesellschaft über ihre Schwesterorganisationen, die Partei PYD, die Volksverteidigungseinheiten YPG und ihre Frauenselbstverteidigungseinheiten YPJ bis nach Syrien verbreitet, wie wir an den Auszügen der Verfassung (Charta) der revolutionären autonomen Region Rojava erkennen können. Und so gehört die selbstverwaltete Region inmitten eines an Barbarei kaum zu überbietenden Krieges in Syrien zu einer der wenigen Flecken in Nahost, an dem von einer freien Religionsausübung gesprochen werden kann. Und die gilt nicht nur für (assyrische) Christ*innen, Jüd*innen und Muslime verschiedener Strömungen (Sunnit*innen, Shiit*innen etc.), sondern auch für Jesid*innen (eine erst durch den versuchten Völkermord durch die Daesh-Islamisten bekannt gewordene, uralte kurdische Religionsgruppe), Alevit*innen und andere, hierzulande weniger bekannte Glaubensgruppen, so dass folgende Darstellung nicht einmal umfassend ist:

"Don't ask #Kurds about their #Religions:
In #Kurdistan, #Muslims, #Christians & #Jews are brothers"
via Twitter @JPY_Kurdish

Spätestens seit die (auch von der EU) als 'terroristisch' verbotene PKK zusammen mit Einheiten der YPG / YPJ im August 2014 Zehntausenden von den islamistischen Daesh-Dschihadisten ('IS') im irakischen Sindschar-Gebirge eingekreisten und mit Völkermord bedrohten Jesid*innen durch Öffnung eines Fluchtkorridors das Leben gerettet und die Flucht in die kurdisch-befreiten Gebiete in Rojava / Syrien ermöglicht hat, ist der Weltöffentlichkeit klar geworden, dass diese Organisation vieles verdient hat, aber nicht, als 'terroristisch' gebrandmarkt zu werden. Mit Unterstützung der kurdischen Verbände haben die Jesid*innen seither nach dem Vorbild der YPG eigene Selbstverteidigungseinheiten zu ihrem Schutz gegründet, eine Maßnahme, der neuerdings auch (assyrisch) christliche Einheiten in Rojava gefolgt sind. Alle kämpfen nun gemeinsam mit ebenfalls verbündeten muslimischen Einheiten gegen die Schlächter des 'IS'. Die Saat des von Abdullah Öcalan und der PKK einst nur in theoretischen Schriften für den Nahen Osten vorgeschlagenen Modells einer in gesellschaftlicher und politischer Selbstorganisation und Kooperation verbundenen, säkularen und multi-ethnischen Gesellschaft scheint aufzugehen.


Weihnachtsgrüße aus Rojava / Syrien
(Christmas Greetings from Rojava / Syria)

Auch wenn das Christentum sicherlich nicht die verbreiteste Glaubensrichtung unter Kurd*innen ist, so vergessen sie ihre christlichen Schwestern und Brüder dennoch nicht. In diesem Sinne auch schöne Weihnachten von den syrischen Schwesterorganisationen der PKK, der YPG (Volksverteidigungseinheiten) und YPJ (Frauenselbstverteidigungseinheiten) (das Bild ist noch von letztem Jahr, neue werden kommen):

"Wishing you all a Merry Christmas and a blessed New Year!
Please keep our men and women in your prayers."
via Twitter @YPG Defense Units X-Mas 2014

In der Hoffnung, dass auch in Kurdistan die Sonne nicht immer nur untergeht, sondern endlich auch wieder aufgeht...

Die Wimpel der YPJ (Frauenverteidigungseinheiten) und
YPG (Volksverteidigungseinheiten) in Rojava / Syrien


PKK na klar – weil sie den Menschen nicht nur im Mittleren Osten eine demokratische Perspektive gibt!

PKK na klar – weil sie für eine friedliche Lösung der kurdischen Frage in der Türkei eintritt!

PKK na klar – weil sie gegen den Faschismus und islamistischen Terror kämpft!

PKK na klar – weil sie für ein Gesellschaftsmodell der Selbstorganisation und Emanzipation steht!

PKK na klar – weil sie die patriarchalen Geschlechterverhältnisse revolutioniert!

PKK na klar – weil ihre Selbstverteidigungskräfte sich erfolgreich gegen die dschihadistischen Schlächter des 'IS' stellen!

Das PKK-Verbot muss weg – weil es Kurdinnen und Kurden aus und in aller Welt diskriminiert!

Das PKK-Verbot muss weg – weil es gegen die Meinungsfreiheit und andere demokratische Werte verstößt!

Das PKK-Verbot muss weg – damit die kurdischen politischen Gefangenen endlich freigelassen werden!

Freiheit für Abdullah Öcalan – weil er ein wichtiger Repräsentant der kurdischen Bevölkerung und Wegbereiter einer friedlichen Lösung der kurdischen Frage ist!

Wir schreiben es schon seit einem Jahr:

Das PKK-Verbot muss weg!

In diesem Sinne eine schöne Advents- und Weihnachtszeit auch vom
STYLE! IT! TAKES! Blog Berlin
xxx


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26. Dezember 2015 * Düsseldorf
Demo gegen den Staatsterror der Türkei & für die Aufhebung des PKK-Verbots
Rally against the Turkish State Terror & to lift the ban of the PKK!
Beginn: 11 Uhr vor dem DGB-Haus, Friedrich-Ebert-Straße 34, 40210 Düsseldorf, Nähe Hauptbahnhof
Abschlusskundgebung: Platz des Landtags 1, 40221 Düsseldorf

Mehr Informationen / More informations:

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Zum Weiterlesen / Further reading:
* These articles are completely translated into English even if they have German main titles

The Politics of the Future (deutsche Version * English Version) (Januar / January 2015)
Hintergrundartikel zum kurdischen Kampf um Befreiung
Background article about the Kurdish liberation struggle

Die Rückkehr des zivilen Lebens in Kobanê * The Return of Civil Life in Kobanî (Mai / May 2015)
Über den Aufbau einer neuen Gesellschaft in Rojava am Beispiel Kobanê
Building up a new society in war-torn Kobanî (Rojava)

Der kürzeste Weg nach Tall Abyad * The shortest way to Tell Abyad (Juni / June 2015)
Mit Pferdeschwänzen gegen Terroristen * With Ponytails against Terrorists (März / March 2015)
Über die Siegesserie der YPG & YPJ in Rojava (Syrien)
About the successes and victories of the YPG & YPJ in Rojava (Syria)

K(l)eine Lehren aus Paris * No (little) lessions from Paris (November 2015)
* this one only with English summary
Über die falschen Konsequenzen aus den Anschlägen in Paris und der Terrorserie in der Türkei (Amed, Suruç, Ankara...)
About the wrong consequences from the attacks in Paris and the series of terror in Turkey (Amed, Suruç, Ankara...)

Zur Kampagne gegen das PKK-Verbot (Deutschland):

Civaka Azad - Kurdisches Zentrum für Öffentlichkeitsarbeit: Kampagne PKK? Na klar!

Homepage der Kampagne PKK? Na klar!

Campaigns against the ban of the PKK (international):

UK Petition: Remove the PKK from the government's list of proscribed terrorist organisations! (Only British citizens or UK residents have the right to sign)

International appeal by the "Peace in Kurdistan Campaign" for the governments of the UK, EU and Turkey to remove the PKK from their list of terrorist organisations:
Lift The Ban On The PKK