No One's There
"I know how the system works - and it doesn't!" (ANIKA)
ANIKA ist eine in Bristol und Berlin lebende Künstlerin, auf deren Auftritt am 6. Juli wir sehr gespannt sein dürfen...
Die ursprünglich als politische Bloggerin und Journalistin tätige Sängerin ist seit der Veröffentlichung ihres von Geoff Barrow (Portishead) produzierten und mit dessen Band BEAK> aufgenommenen Debut-Albums "Anika" (2010) zu einer international viel beachteten Musikerin und Sängerin geworden.
Darüber hinaus überzeugt sie auch als DJ. Nachdem ich erleben konnte, wie ANIKA ein mehrstündiges Set von mit viel Hall getränkten, altertümlichen Drum Machine Rhythmen und atmosphärischen Sounds in der Tradition der 80er New York City No Wave ausschließlich mit kleinen 7"-Vinyl-Singles hinzauberte, war ich sofort hellauf begeistert und wir haben uns noch in jener Nacht für mein Projekt im .HBC verabredet. Die Single, das Medium von Rock'n'Roll und Punk. Zwei Songs, Vorder- oder Rückseite. Entscheide Dich!
Ich möchte diese Idee aufgreifen, in dem ich ausschließlich über einen Song von ANIKA schreibe, ihre zweite Single "No One's There" (A-Seite) vom Herbst 2011.
Zur Einstimmung das Video von "No One's There", welches perfekt zum Geist dieser Veranstaltung passt...
in diesem Fall zu den unkonformen, rebellischen, kritischen Aspekten von STYLE! IT! TAKES!
(lest hierzu auch den Blog-Eintrag "Berlin - Du bist so hässlich geworden...")
ANIKA - No One's There
Das Lied handelt von den Reaktionen diverser Regierungen auf
die globale Wirtschaftskrise und der entsprechenden Medienberichterstattung:
„It's all in what they tell us, none of it's true.
It's a way to control you, so don't be the fool.” (ANIKA)
Als ANIKA das Lied 2008 schrieb, lebte sie im Mittleren
Westen der USA und wurde Augenzeugin des Verfalls ganzer Kleinstädte im Zuge
des Zusammenbruchs der dortigen Automobil-Industrie. Und nicht nur in England
machte die Regierung uns Konsument*innen für die kapitalistische Krise verantwortlich, mit der
Folge, dass wir für die Krise in Form unaufhörlicher Kürzungen in allen
Bereichen (Soziales, Bildung, Gesundheit, Kultur, Konsum...) bezahlen sollen. ANIKA schreibt dazu:
„The Government had a tendency to shift all blame onto us as the consumers. We now find ourselves in the position of paying for these blunders through the incessant cuts.”
Das Video wurde 2011 in Bristol und Stokes Croft
aufgenommen, kurz vor den letzten Riots in England im Sommer jenes Jahres. Im Film
sind bereits Spuren des so genannten Stokes Croft Tesco riots vom April 2011 zu
sehen, der auf die Räumung eines besetzten Hauses dort folgte. ANIKA verweist
darauf, dass die leer stehenden Gebäude aus dem Video nicht erst seit dem Crash
und der Wirtschaftskrise dem Verfall preisgegeben sind:
„The imagery depicts the sheer number of buildings that have fallen into disrepair as a result of the economic crash. Saying that, many of these buildings have in fact been standing empty for the last two decades, even during the so-called years of plenty.”
In der Nacht zum 9. August 2011 brach dann im Zuge der
landesweiten Riot-Welle erneut in Bristol im Bezirk St. Paul’s und eben in der Gegend
um Stokes Croft ein Riot aus. In einem Zeitungsbericht von damals wird
die Bevölkerung dazu aufgefordert, das Stadtzentrum zu meiden: „People were
warned to stay clear of the city centre“ (The Telegraph, 9. Aug. 2011). ANIKA verweist darauf, dass viele Leute ohnehin eine Tendenz
dazu hatten, das Shoppen aus Zukunftsangst weitgehend einzustellen:
“The film also plays on the literal meaning of no-one's there, using somewhat eery footage of empty Bristol streets. A metaphor at the time for people stopping to buy in the shops, which subsequently crippled the economy even more and worsened the problem.”
7" No One’s
There / Yang Yang (Vex Ruffin Remix) (Okt. 2011)
|
"No One's There" wurde erstmals auf dem mit BEAK> eingespielten Debut-Album von ANIKA veröffentlicht, welches in nur 12 Tagen aufgenommen und im Oktober 2010 ohne jegliche Overdubs auf Geoff Barrow's Invada Records (UK) und bei Stones Throw Records (USA / Japan) erschienen ist. Barrow und ANIKA hatten dabei ähnliche musikalische Visionen entdeckt: eine Liebe zu Punk, Dub und girl groups der Sechziger Jahre. Das rohe, ungeschliffene Album enthält neben von ANIKA geschriebenen Songs wie diesem eine Reihe von Cover-Versionen, unter anderem "Masters of War" von Bob Dylan und "Yang Yang" von Yoko Ono, aber auch andere, in Vergessenheit geratene Hits der 60er Jahre. "Yang Yang" war ANIKA's erste Single mit einem sehenswerten Video von John Minton (Portishead, Robert Plant, Amusement Parks on Fire). Die Musikzeitung ROLLING STONE vergab für das Debut-Album 4,5 von 5 möglichen Punkten und schrieb:
"A fascinating amalgam of cover versions and heavy post punk dub…enormously impressive".
Neben zahlreichen positiven Kritiken hat ANIKA auch erstaunliche Resonanz in alternativen iTunes-Charts gefunden. So kam sie mit "Yang Yang" in Spanien auf Platz 64, in Japan mit "End of the World" auf Platz 78 der jeweiligen Top 100 Alternative Songs. Das Magazin CLASH MUSIC schrieb:
"Anika's new album injects some forward thinking elements into the post-punk template. No grey Factory re-treads here, instead the singer pays homage to the true spirit of the era."
Und LOUD AND QUIET feiert die düsteren Coverversionen und die Rückkehr der Politik in die Musikszene:
"Dirtying sweet songs of the sixties and putting politics back into music with the help of Beak>"
Im Moment schreibt ANIKA an neuem Material, wie ich heute per Mail erfahren habe. Am 6. Juli wird es einen ungewöhnlichen und in dieser Form einzigartigen Auftritt von ihr geben. Eine Art Punk Performance... Mehr wird nicht verraten... Und natürlich dürfen wir auf Ihre Garderobe gespannt sein, auch die dann eine Besonderheit für eine besondere Nacht...
No comments:
Post a Comment