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Tuesday, April 12, 2016

Erste! #Frühjahrsputz #Frühlingsbalkon

Narzissen in Berlin (13 Februar 2016)
Photo: STYLE! IT! TAKES! Blog Berlin

Ich behaupte jetzt einfach mal, dass ich die Erste war! Denn wer es zuerst behauptet, ist bekanntlich die Erste! Ich meine nicht die gelben Narzissen, die oben so frech ins Grau der Stadt knallen, auch wenn die sich bereits Anfang Februar (!), also im tiefsten Winter, auf meinem Balkon befanden und sich trotz Nachtfrost & Bibber noch bis Ostern bester Blütenkraft erfreuten.
Ich spreche von meinem dieses Jahr großangelegten Frühjahrsputz, den ich schon 'damals' eingeläutet hatte und vor dem noch immer wenig sicher ist. Neues Jahr, neues Glück heißt es ja gerne, und nachdem der Start trotz bezaubernden Wünschen vor allem um die Jahreswende herum zunächst gar nicht so glorreich verlief (siehe die kleine lustige Film-Story unten), war ich schon früh wild entschlossen, alles neu und hübsch und besser zu machen.


Die Verbesserung der Welt

Was sind das für Zeiten, in denen ein Gespräch über Bäume fast schon ein Verbrechen ist,
weil es ein Schweigen über so viele Untaten einschließt?
~ Bertolt Brecht ~

Diese wunderschöne Zeichnung 'erhielt' ich via Twitter von Margarita (!) @MCal54
#Spring #Girl #Tree #Romantic #Drawing

Dieses ganze Prozedere lief und läuft während ich mich täglich in ziemlich ungemütlichen Sphären bewege: dem Krieg in Syrien, dem Kampf gegen Rassismus und ganz besonders der Unterstützung der Kurd*innen in Syrien und der Türkei. Denn irgendwie habe ich seit Ende 2014 mein Schicksal mit dem des kurdischen Volkes verknüpft – und das wird, darüber habe ich in den letzten eineinhalb Jahren regelmäßig (und erst jetzt wieder ausführlich in den Blog-Monaten Januar und März) berichtet – vom 'Westen' verraten und tagtäglich in der Türkei massakriert, während Millionen von Kurd*innen ihre Leben riskieren, um sich selbst und auch uns in den 'Metropolen' die Mörderbanden des dschihadistischen 'IS' (Daesh) und des mit ihnen verbündeten islamo-faschistischen türkischen Diktators Erdoğan vom Leibe zu halten... In meinem traditionell antifaschistischen Kiez marschierten derweil Nazihorden auf als befänden wir uns am Ende der Weimarer Republik (dieses Pack wurde allerdings – auch von mir – gebührend 'begrüßt')...
Keine schönen Themen, manchmal schlaflose Nächte, aber auch viele, mit Menschen aus aller Welt (es lebe Twitter!) geteilte Hoffnungen, Demonstrationen, journalistische Öffentlichkeits-arbeit, beharrliche, zeit- und teils nervenraubende Initiativen in den Weiten des Internet.

Screenshots from the Taylor Swift video 'Blank Space'

Mitte Februar:
"How is 2016 going so far?" fragte @LolitaDrugs auf Twitter.
Hier auch meine Antwort damals.
(^.^)

Vor diesem Hintergrund ist meine Geduld ziemlich knapp und auf der Straße kann es recht schnell passieren, dass ich überhebliche 'Durchschnittsbürger*innen' anraunze – die statistische Wahrscheinlichkeit, dass es Rassist*innen oder andere Arschlöcher sind, ist ja leider nicht mehr allzu gering. Dafür spende ich für Kurdistan, Jesid*innen und Flüchtlinge, an Roma, Straßenmusiker*innen, Obdachlose, Junkies oder Punks. In letzter Zeit habe ich ziemlich abgespacete Musiker*innen in den Bahnen erlebt und dankbar lachende Menschen auf den Straßen. Mein frisches Bäckerbrot mit einem eigentlich nach Geld bettelnden Roma-Mädchen teilen (ich hatte in der Situation tatsächlich nur noch das Brot), einer nach Textilien suchenden Frau eine alte, aber schöne Bettdecke von mir schenken oder einem 'Junkie' einen warmen Mantel, netten Nachbar*innen Osterschokolade vorbeibringen, solche Sachen. Kurdischen Menschen in Spätis und anderen Geschäften habe ich ein schönes Newroz (das kurdische Neue Jahr, das etwa zeitgleich mit Ostern gefeiert wird) gewünscht und die Überraschung und Freude war sichtlich groß. Und wer Sonne in die Welt bringt, bekommt sie zurück! In einem benachbarten Supermarkt hat mir eine nette, schöne Frau gestern sogar wunderschöne Blumen geschenkt... :-)

Und damit zurück zum Frühjahrsputz, denn die Verbesserung der Welt fängt bekanntlich schon hinter der Haustüre an. *lach*


Schnipp-Schnapp - Die Gartenschere

Alles mit Stil - meine hübsche Gartenschere
#UrbanGardening #Berlin #Balcony #Spring #2016
Photo: STYLE! IT! TAKES! Blog Berlin

Nachdem mir schon früh klar war, dass das mit dem (von mir trotz sonnigem Gemüt geliebten) Schnee in Berlin wohl nicht mehr richtig was wird, habe ich schon im Januar den 'Großangriff' (ich beschäftige mich defintiv zu viel mit dem Krieg in Syrien!) auf die eigene Wohnung gestartet und Mitte Februar erste Inspektionen auf meinem geliebten Balkon (liebevoll Zaubergarten genannt) gemacht. Wie jedes Jahr gab es eine Menge alter 'Zweige' abzuschnibbeln, genauer gesagt, zwei ganze Tüten voll Biomüll aus meinem kleinen 3qm-Urwald. Weil, ich lasse die vielen Pflanzen über den Winter in meinem Minigarten tun und lassen, was sie wollen. Besser braune Pflanzen auf dem Balkon als Nazis vor der Haustüre! Und im Winter gehe ich eh praktisch nie auf den Balkon, also lasse ich das Gewächs ruhen und immer noch besser als kahl. Normalerweise im März strecke ich dann mein Köpfchen raus, um zu sehen, ob irgendwelche Pflänzchen auch ihre kleinen Köpfchen rausstrecken. 'Wintersurvivors' nenne ich die. Das tun auch einige (meine Rose trieb sogar schon wieder aus), aber bei manchen weiß ich, dass es endgültig Zeit für meine hübsche kleine Gartenschere ist (die Finger oder eine kleine Schere tun's bei den meisten natürlich auch).

Mein botanisch geschultes Auge erkennt:
vertrockneten Lavendel, Thymian, Estragon, Waldmeister, Kürbis, Salbei, Kornblumen, Rosenblätter...
Zwei Säcke voller Pflanzenmüll... und Ballerinas sind die besten Balkonschuhe!
Photo: STYLE! IT! TAKES! Blog Berlin (13 Februar 2016)

Dieses Jahr sah es trotz (oder wegen?) des milden Winters allerdings besonders mau aus (war es zu trocken?), und so waren meine diesjährigen 'Wintersurvivors' neben der roten Rose (das ist lieb und just fair!), die von einer eher kleinen Topfpflanze in den letzten Jahren zu einem recht stattlichen Strauch gewachsen ist (ich habe ihr aber auch meinen größten Topf überlassen) zu meiner Überraschung der Schnittlauch, der nach Abzupfen der vertrockneten Halme neu kommt und eine hübsche Bartnelke, was mich besonders freut, weil sie ein schönes Geschenk war.

Manche Kräuter weckten noch im Februar Hoffnung durch grüne Blätter, etwa Thymian und Rosmarin, gaben dann aber im März endgültig den Geist auf und mußten dann doch neu besorgt werden. Meinem Lavendel gebe ich im Moment noch eine Chance. Andere, etwa Pfefferminze, Zitronenmelisse, Estragon und Liebstöckel, haben gar nichts mehr von sich sehen lassen, das Gleiche gilt leider für meinen Kasten mit Waldmeister, was ich besonders schade finde, weil dessen traditionelle Erntezeit ja schon wieder in Kürze ist. Diese Pflanzen vertrocknen irgendwann im Herbst, sind aber grundsätzlich zwei- oder mehrjährig und treiben von der Wurzel her von Neuem aus und sind bei mir in anderen Jahren auch schon wieder gekommen. Das Meiste musste und muss also dieses Jahr neu gepflanzt werden. Mittlerweile habe ich schon 35 Liter frische Blumenerde auf dem Balkon 'verbaut' und ausgewechselt und ich bin noch lange nicht fertig...


Water On Glass...

Frühjahrsputz ist Fensterputz!
Transformiertes Photo, Original via org.de

Dann begann der Fensterputz! Ich höre schon die Einwände, dafür sei es im Februar und März noch viel zu früh, es könne ja noch pollen, regnen, hageln oder schneien. Aber wisst Ihr was? Wenn ich warten wollen würde, bis es nicht mehr pollen, regnen, hageln oder schneien kann, könnte ich nie Fenster putzen. Und ein paar Regentropfen betreffen ja nur die Außenseiten, also gerade mal ein Viertel meiner Fenster (siehe unten) und lassen sich bei Bedarf schnell beheben, wenn die Fenster mal wieder grundgereinigt sind. Außerdem fand ich den frühen Start einfach genial, weil jetzt die Fenster blitzen, solange sie noch zu sind. Und im Sommer stehen sie bei mir eh oft sperrangelweit offen und ich kann mich schon jetzt im Frühling anderen Dingen widmen, zum Beispiel in die durch die Fenster blitzende Sonne gehen...


Blitz Blank - 68 Fensterscheiben

"Looking out a dirty old window
Down below the cars in the city go rushing by
I sit here alone and I wonder why
(...)
I search for the beat in this dirty town"
Kim Wilde - Kids In America (1981)


Um diese Art von – hier noch ungeputzten Sprossenfenstern geht's.
Hier ein Archivbild von 2013, als ich noch schwarze und viel kürzere Haare hatte.
Photo by Inka for: STYLE! IT! TAKES! Blog Berlin

Achtundsechzig Fensterscheiben? Lebe ich im Palast von 'Protzoğan' (siehe dazu den Video in meinem Post "Erdo-wie, Erdo-wo, Erdo-wahn")? Glücklicherweise nicht, nur in einer hübschen Berliner Altbauwohnung mit doppelten Flügelfenstern, bestehend aus Holzrahmen, kleinen Glasscheiben und vielfältig verstrebten Sprossen – und so werden aus ein paar Fenstern schnell zig-dutzend kleine Fensterscheiben. Aber was tue ich nicht alles für diese ansonsten durchaus praktischen (ich mag ihre sehr variablen Lüftungsmöglichkeiten, da sich viele Elemente separat öffnen und schließen lassen) und vor allem sehr hübschen Altberliner Kastenfenster (ob es sich um ein solches handelt, könnt Ihr daran erkennen, dass sich im Unterschied zum Hamburger Fenster beide Flügel nach innen hin öffnen, während bei letzterem der innere Flügel nach innen, der äußere Flügel aber nach außen, zur Straße hin aufgeht). Dazu kommen eine ebenfalls versprosste und verglaste Balkontüre in gleicher Ausführung und moderne Schiebefenster auf dem Balkon (auch die sind sehr praktisch, weil sie den Balkon bei Bedarf zum Wintergarten machen und sie gehen zwar – zumindest theoretisch – auch schneller zu putzen, aber die mache ich am Ungernsten, weil ich manchmal etwas Höhenangst habe). Soviel zur Fensterkunde.


"Mach das jaaa ordentlich!"

Höchst augenzwinkernd-lachender Kommentar von 'Lemmy',
einem der Betreiber der besten Bar Bremens (der linken 'Punk-Kneipe' "Rum Bumpers"),
in der ich lange als DJ und auch supergerne als Putzfrau gearbeitet habe,
wenn er mich mal wieder beim Fensterputzen 'erwischte'
(^.^)


Aus einer weniger handwerklichen Sicht, nämlich aus der Sicht Eurer Putzteufelin, sind es nicht 68 Fensterscheiben, sondern sage und schreibe 136 Fensterscheiben, die es zu polieren gilt, schließlich haben diese Biester alle eine Vorder- und Rückseite. Die sehr unterschiedliche Größe ist da fast schon unrelevant, denn eine kleine Scheibe und deren Sprossen und Kanten zu putzen dauert praktisch genauso lange wie eine eher große, bei der mensch großflächiger vorgehen kann. Fenster putzen wird da zur Herausforderung. Doch auch dafür habe ich

Tipps:

* Überall wo größerer Dreck lauert (von außen Straßendreck, Baustaub oder auch der notorische Pollenflug, von innen etwa Ablagerungen vom Kochen oder Nikotin) erst gar nicht kleinteilig anfangen, sondern erst mal ein paar Spritz Glasreiniger auf die Scheibe und mit in lauwarmes Wasser getauchtem Wischelement (ich nehme die Schwammseite eines Glasabziehers, für hartnäckigere Stellen und Fensterrahmen einen Spülschwamm) mehrmals grob von oben nach unten, links nach rechts usw. durchwischen. Es muss spritzen, sabbern und tropfen! Lieblingsbücher, vom Aussterben betroffene Haustiere, Katzen und Teppichböden sollten entweder abgedeckt oder großräumig verscheucht werden. Der gröbste Dreck sollte danach eigentlich schon weg beziehungsweise heruntergelaufen sein. Rahmen nicht vergessen. Dann erstmal alles mit einem Schwammtuch aufsaugen.

* Motto: von oben nach unten und 'volle Suppe drauf'!!! Putzmittel aus ökologischen Gründen bitte sparsam verwenden, die sind überbewertet! Ich nehme ein paar Spritz vergleichsweise umweltverträglichen Glasreiniger pro Scheibe, auch weil das Rumspritzen Spaß macht *lach*

* Erst nach dieser Erstreinigung überhaupt anfangen, die Fenster im eigentlichen Sinne zu putzen. Dazu (eher wenig) Fensterputzmittel aufsprühen, Zeitungspapier zum Wischen benutzen (Alternativen sind alte Strumpfhosen oder ein Mikrofasertuch) und schrubben, bis keine Flüssigkeit und keine Flecken mehr auf der Scheibe sind. Sonst weiter 'polieren'. ;-)

* Wenn Euch das nicht gelingen sollte, biete ich ab 2017 Kurse an. Doch bevor ich jetzt mit Einladungen zu Hausbesuchen überhäuft werde: Kurse anzubieten ist nicht das Gleiche wie Eure Fenster zu putzen! Ihr könnt mich aber natürlich auch so gerne zum Essen einladen. (^.^)

Pop- & Wave-Sängerin Kim Wilde ist auch eine passionierte und erfolgreiche Landschaftsgärtnerin und liebt Pflanzen und Blumen genau wie ich.
Originaltitel: "Kim Wilde began gardening in the 1990s when she moved to the countryside"
Getty (Photo) via independent.uk

Lustige Anekdote am Rande: Als ich eines langen Nachmittags bei lauter Musik (mein Soundtrack war Kim Wilde, die ich zur Zeit sowieso wieder rauf und runter höre) die Balkonfenster geputzt habe, fiel mir auf, wie oft eigentlich ein Bus durch meine Straße fährt, der oft vom Berufsverkehr aufgehalten ziemlich genau auf meiner Höhe zum Stehen kam. Nachdem ich ein paar Stunden und gefühlte 100 Busse später immernoch am Polieren war, fragte ich mich: ist das eigentlich immer der selbe Bus? Und der gleiche Busfahrer auf dem Hin- und Rückweg? Der sich derweil fragt:
"Ist die immer noch am Fenster putzen?"...
(^.^)


Soll das ein Frühjahrsputz sein?

Nö. Doch währenddessen habe ich den Kühlschrank abgetaut und damit der Energie-Mafia ein Schnippchen geschlagen (noch Anfang März ging das bei geschickter Haushaltsführung und Lagerung auf dem Balkon für über eine Woche problemlos gut und hat mich dazu gebracht, mal ein paar alte Marmeladengläser, selbst für mich als Senfliebhaberin gewöhnungsbedürftige Sorten wie 'Mangosenf' (wer's nicht kennt: schmeckt wie Mango und Senf *lol*) etc. zu leeren), die Kaffeemaschine geputzt und entkalkt, Kühlschrank, Herd, Spüle, Kacheln, Spiegel, Bad, Heizkörper & sogar den Staubsauger, Fußmatte, Eimer, meine Leiter (!) und anderes 'fundamentalgeputzt'. Dazu kamen Gewürz- und Bücheregale, Schuhe, Kleiderschrank-Umsortierungen und -Ausmistungen sowie eine erste 'Außer-Haus-Schaffung' meiner recht stattlichen Menge von 'Elektro-Schrott' (hierbei hat mich besonders gefreut, dass ein bei sonnigem Wetter auf die Straße gestellter, kaputter CD-Player, der noch bei mir rumstand, trotz mehrsprachiger, deutlicher Beschriftung, dass er reparaturbedürftig sei, binnen kürzester Zeit eine/n Abnehmer*in fand). Die Liste ist durchaus unvollständig, aber wisst Ihr was? Glaubt Ihr das ich fertig wäre? Nö.


Hoffnung säen

Noch bis Anfang Dezember (!) blühten bei mir die letzten Kornblumen (und auch die Rose).
Damit war meine 'pflanzenlose' 'Winterpause' dieses Jahr gerade mal 2 ½ Monate lang.
Dieses Photo ist von Mitte Oktober 2015.
Photo: STYLE! IT! TAKES! Blog Berlin

Auch wenn Februar als Start in den Frühling dieses Jahr wirklich ungewöhnlich früh war, kann es mir nie früh genug losgehen. Am liebsten mag ich daher ja die schlichte, kleine, aber leckere Gartenkresse, denn die wächst bei mir 12 Monate und 365 Tage im Jahr und deshalb lass ich sie 'garnienicht' aus der Küche raus:

Gartenkresse im Herzchen-Töpfchen auf der Kücherfensterbank.
Und nein, das ist keine UV-Lampe aus dem 'Headshop',
das ist Sonnenlicht!
Photo: STYLE! IT! TAKES! Blog Berlin

Neben diesem 'Evergreen' ist's jetzt aber auch auf dem Balkon schon wieder höchste Zeit für erste Aussaaten. Bereits ausgesät sind bei mir zum Beispiel Borretsch, Dill (& 'Tetra-Dill', eine angeblich blattreichere Sorte, bin mal gespannt, probiere es aus und werde berichten), Kornblumen (sowohl die klassisch-blauen als auch eine bunte Mischung), Petersilie, Rucola, Kapuzinerkresse und verschiedene Salatsorten.

Wie das alles aussehen kann, könnt Ihr in meinem Post 3qm Berlin - Ein Zaubergarten anschauen.

Und jetzt heißt es:

Abwarten, Gießen und Genießen


Eure zur Zeit mal wieder in Kim Wilde 'verliebte'
Hobbygärtnerin
Magenta
xxx


Blogging #NewYear #Spring #Flowers #UrbanGardening:

Happy New Year's Eve (meine Neujahrswünsche für 2016)
3qm Berlin - Ein Zaubergarten (Juli 2015)
Spring Sprouts: Die Blume des Maitranks (Mai 2013)

Thursday, July 30, 2015

3qm Berlin - Ein Zaubergarten


"But (s)he who dares not grasp the thorn / Should never crave the rose."
~ Anne Brontë ~

Wenn sich Berlin nun endlich anschickt, wieder in den sozialen Wohnungsneubau einzusteigen, gehört ein Gemeinschaftsgarten oder ein Balkon pro Wohnung meiner Meinung nach schon fast zu den unabdingbaren Grundrechten, wie schon die visionären (nicht nur Berliner) Architekten des Neuen Bauens (Neue Sachlichkeit) der 1920er und frühen 1930er Jahre Walter Gropius oder der auch in meiner Wohngegend wundervoll umtriebige Bruno Taut ganz richtig erkannt hatten.

Ich habe die mir zur Verfügung stehenden drei Quadratmeter in einem ähnlichen Wohnhaus in einen kleinen Zaubergarten verwandelt, in dem (außer Bäumen) auf kleinem Raum alles versammelt ist, was ich auch gerne in meinem Garten hätte: Blumen, Kräutergarten, Gemüsegarten, Teich, Skulpturen, Tierchen.

Wer es nicht kennt, mag's kaum glauben, wer's kennt, weiß, dass mein 'Balkonien' fast zu jeder Jahreszeit eine Reise wert ist. ;-)

3 square meters of Berlin - a magic garden

Now when the city of Berlin gladly re-starts building social (public) housing again, in my view a collective garden or a balcony for each flat should be something like a fundamental human right, as already the (not only Berlin-based) visionary architects of the New Objectivity (Neue Sachlichkeit / Neues Bauen) of the 1920s and early 1930s like Walter Gropius or Bruno Taut (the latter being wonderfully active also in my living area) had seen quite clearly.

I have turned my three square meters in a similar house into a little magic garden, in which (beside trees) everything I'd also love to have in my garden is gathered in short space:
flowers, herbary, vegetable garden, pond, sculptures, small animals.

Those who don't know it, might not believe it, the ones who know it know that my 'balconia' is worth a journey at about every season. ;-)

Though I haven't translated the whole of this post, here are beautiful impressions from my balcony with English chapter headings and translated subtitles of the photos and the plants I grow on it. ♥


Mehr als rote Rosen
More than red roses

 
Füllhorn (ein Symbol des Glückes) mit Lila Glockenblumen (Campanula)
Cornucopia (Horn of Plenty, a symbol of luck) with Purple Bellflowers (Campanula)
*
Blühende rote Rosen im Sonnenlicht
Blooming red roses in the sunlight

Die meisten meiner Blumen habe ich in den (manchmal zu) sonnigen Außenkästen zur Straße hin, die Besetzung wechselt je nach Jahreszeit. Im Frühjahr meist vor allem Zwiebelblumen wie blaue und rosa Hyazinthen (Hyacinthus) (gleichzeitig wachsen drum herum ausgesäte Kornblumen an), im Sommer blühen dann in allen Kästen meine zahllosen Kornblumen, dazwischen habe ich je nach Laune immer wieder neue Abwechslung, ob Sonnenblumen, Vergissmeinnicht (Forget-me-not, Myosotis sylvatica), weiße oder rosa Margeriten (Ox-eye daisy, Leucanthemum vulgare) oder hübsche Bartnelken (Photo unten / below).

Dunkelrosa Bartnelken (Dianthus barbatus) mit weißem Glorienschein (Halo)
Pink Sweet William (Dianthus barbatus) with white halo

Zentrum meines 'blumigen Schaffens' sind und bleiben aber neben den roten Rosen meine Lieblingsblumen, die blauen, teils auch rosanen, violetten und weißen Kornblumen (Centaurea cyanus). Es sind die einzigen Blumen, die ich per Samen aussäe, da das rasche Wachstum bei einer einheimischen Pflanze auch ohne Düngen und sonstige Anstrengungen wunderbar funktioniert. ♥

   
Meine blühenden Kornblumen (Centaurea cyanus) in einem Außenbalkonkasten
My blooming Cornflowers (Centaurea cyanus) in a flower box to the outside of the balcony

 
Weiße & rosa Kornblumen / White & pink Cornflowers
Rosa Margeriten / Pink Ox-eye Daisy (Leucanthemum vulgare)


Der Kräutergarten der Venus
The Herbary of Venus

Wuchernde Kapuzinerkresse (Tropaeolum majus) & die Schönheits- und Liebesgöttin Venus
Ranking Indian Cress (Tropaeolum majus) & the beauty & love goddess Venus

Mein bestens ausgestatteter Kräutergarten erstreckt sich kaskadenförmig über drei Ebenen vom Fensterbrett meines Arbeitszimmers zum Balkonboden. Ganz oben mein Lieblings'kraut', ein ganzer Kasten voller Dill. Dazwischen pflanze ich Borretsch (wegen des Geschmacks auch Gurkenkraut genannt), dessen blaue sternförmige Blüten eine Augenweide sind. Beides passt prima zu Salaten, Dill auch perfekt zu Eiern und Fisch. Die zarten gelben Dill-Blüten (hier noch nicht im Bild) sind das Allerleckerste, was ein Kräutergarten bieten kann.

Dill (Anethum graveolens) & blühender Borretsch (Borago officinalis)
Dill (Anethum graveolens) & blooming Borage (or Starflower) (Borago officinalis)

Dann geht es weiter mit einem weiteren, sonnigen Blumenkasten mit der Kapuzinerkresse und den mediterranen Kräutern Rosmarin (Rosmarinus officinalis), Thymian (Thymus) und Salbei (Salvia) und davor eine hängende, verzierte Schale mit Lavendel (alle ohne Abbildung).
*
Right below the box with Dill & Borage comes a further, sunny windowbox with the Indian Cress and the mediterrean herbs Rosemary (Rosmarinus officinalis), Thyme (Thymus) and Sage (Salvia), and in front of it a hanging jardinière with Lavender (all without pic).

In dieser antik anmutenden hängenden Halbschale
wächst mein Lavendel (Lavandula angustifolia),
damit Venus auch was wundervolles zu riechen hat! (^.^)
*
My Lavender (Lavandula angustifolia) is growing In this antique hanging jardinière,
so that Venus has got something beautfiful to smell! (^.^)

Wer Freude an Kräutern hat, sollte sich wie bei allen anderen Pflanzen über ihre Vorlieben informieren. Was gehört eher in die Sonne, was in den (Halb-) Schatten? Viele Kräuter gedeihen außerdem besonders gut in Gesellschaft neben bestimmten anderen, deshalb sind meine gewählten Anordnungen alles andere als zufällig. Gute Erfahrungen habe ich zum Beispiel auch mit dieser Kombination auf dem etwas schattigeren Balkonboden zu Füßen der Venus gemacht:

Three long plant boxes are standing below at the floor of the balcony

Hinterste Reihe / Last row:
Estragon / Tarragon (Artemisia dracunculus), Liebstöckel / Lovage (Levisticum officinale) &
Zitronenmelisse / Lemon balm (Melissa officinalis)
(hier gerade nicht zu sehen / right now not to be seen here)

Mittlere Reihe / Middle:
Schnittlauch / Chives (Allium schoenoprasum), Petersilie / Parsley (Petroselinum crispum) &
Basilikum Basil (Ocimum basilicum)

Vorderer Kasten / Plant box in the front: 
Erdbeeren / Strawberries


Liebstöckel, blühender Schnittlauch & blühende Erdbeere
Lovage, blooming Chives & blooming Strawberry


Offenes Gewächshaus
Open Greenhouse

Flache Schälchen mit jungem Rucola (Salatrauke / Garten-Senfrauke) (Eruca vesicaria) &
jungem Lollo Rosso Salat (Lactuca sativa)
*
Flat little pots with young salad rocket (Eruca sativa) &
young Lollo Rossa lettuce (Lactuca sativa)

Für ein Gewächshaus ist leider kein Platz und es würde auch aus ästhetischen Gründen nicht passen, daher ist die Gemüseauswahl beschränkter als mir sonst lieb wäre. Was auch auf kleinem Raum gut geht: Salat (vor allem Rucola, Feldsalat, aber auch Lollo Rosso o. ä.), Tomaten und grüne Bohnen.
  Kirschtomaten: Nicht immer ist die Ausbeute so bombastisch, aber dieses Jahr ist ein gutes Tomaten-Jahr! :-)
Cherry Tomatoes: Not always such a bombastic outcome, but this year is a good year for tomatoes! :-)
*
Grüne Gartenbohne (Buschbohne) / Green Garden Bean (Haricot Bean) (Phaseolus vulgaris)

Kresse (Lepidium sativum) geht sowieso immer, die züchte ich aber ganzjährig in einem kleinen flachen Töpfen in der Küche am Fenster – sogar im Januar! Ist nach Aussaat schon in ca. einer Woche erntereif und dann geht das Spielchen von vorne los...

Cress (Lepidium sativum) is always working easily, too, but I grow it during the whole year (even in January!) in a small flat pot at the kitchen window. Takes just about a week to be ready for harvesting –and then the little game can start again...


Dschungel in Berlin
Jungle in Berlin

 
Blühender Borretsch 
(die Blüten sind nicht nur wunderschön, sie lassen sich auch zum Dekorieren von Salaten,
Gerichten oder Eiswürfeln nutzen, sind essbar und können auch kandiert (!) werden)

Noch mehr Borretsch, hier vor meinem Fenster zum Balkon:

Even more blooming Borage (Starflower), here in front of the window to my balcony
(the blossoms are not only very beautiful, you also can use them for decorating salads, meals or ice cubes,
they are edible and also can be candied (!))


Schattengewächse
oder:
Wald ohne Bäume

Shade Dwellers or: Wood without Trees

 
Blühender Waldmeister (Galium odoratum) im schattigen Hängekasten,
ein herrlich duftendes Labkraut aus den Laubwäldern Eurasiens
Blooming Woodruff in a shady hanging planter box,
a type of bedstraw from the broadleaf forests of Eurasia with a marvelous scent

*
Blühende Golderdbeere (Waldsteinia fragarioides) - eine Zierpflanze aus den Wäldern Nordamerikas
Blooming Barren strawberry (Waldsteinia fragarioides) - a decorative plant from the woods of North America

Rosenstrauch mit Hagebutten und mein Mini-Teich
Rosebush with rosehips and my mini pond


Reflektionen im japanischen Nymphenteich
Reflections in the Japanese Nymph Pond

Rose leaves, waterplants and garden reflections in my mini pond

Mein 'Nymphenteich' ist eigentlich ein viereckiger, anthrazitfarbener Kübel von nur 40 x 40 x 40 cm Größe, in dem weder Fische schwimmen (viel zu eng & nachts viel zu kalt) noch Seerosen. Im Sommer befinden sich lediglich ein paar kümmerliche Reste von überschüssigen Aquarienpflanzen darin (Aquarienpflanzen sind generell oft erstaunlich empfindlich & teuer), seit letztem Jahr noch eine Wasserhyazinthe (Hechtkraut / Pickerelweed, Pontederia cordata), die ihre grünen Stengel & Blätter aus dem Wasser ragen lässt und sogar den Winter halbwegs überstanden hat. Ihre wunderschönen, lilafarbenen Blüten hat sie dieses Jahr allerdings leider (noch) nicht gezeigt.

Doch die schimmernde, reflektierende Wasseroberfläche ist eine Freude an sich, der Mini-Teich funktioniert als Vogeltränke und die Pflanzen kommen von ganz allein. Und zwar nicht nur von unten, aus dem Wasser, sondern von oben. Besonders schön im Herbst, wenn auch auf meinem Balkon die Blätter fallen (die Rosen machen das netterweise schon den ganzen Sommer über, wie die Bilder zeigen). Von der anderen Seite recken meine Kürbispflanzen ihre Fühler Richtung Wasser und werfen ihre lustigen Tentakeln aus (nur wenn sie andere Pflanzen wie die Wasserhyazinthe, den Waldmeister oder die Rose 'angreifen', gebiete ich Einhalt, weil der Kürbis sonst alles 'erstickt').

Das mit den Nymphen ist freilich so eine Sache. Wahrscheinlich ist der Zauberteich dann doch zu klein. (^.^)

   
Nature in my 40 cm mini pond comes both from the inside and outside...


Der kleinste Zoo Berlins
The Smallest Zoo of Berlin

Ich gebe zu, der Balkon kann bezüglich Artenvielfalt weder mit dem Tierpark noch mit dem Zoo Berlin mithalten, aber immerhin habe ich höchst selten Probleme mit unerwünschten Schädlingen wie Blattläusen oder Weißen Fliegen. Ich vermute, die Pflanzenvielfalt gefällt ihnen nicht, denn viele dieser lästigen Biester mögen bestimmte Pflanzen nicht, Blattläuse zum Beispiel keinen Lavendel. So halte ich sogar Ameisen und anderes fern (unaufdringlichen Spinnen, kleinen 'Tausendfüßlern' und ggf. Regenwürmern kann übrigens ruhig Obdach gewährt werden, die sind durchaus nützlich und stören nicht).

Tagpfauenauge (Aglais io) am Fenster und auf meiner Balkonwand
Peacock Butterfly (Aglais io) at the window and on my balcony wall

Stattdessen kann ich mich an putzigen Tierchen erfreuen, die keinen Ärger machen und mir ein Lächeln ins Gesicht treiben: süße Hummeln (weit häufiger als Bienen; Wespen erfreulicherweise praktisch nie), Schmetterlinge und Vögel lieben meinen Balkon. Gesehen wurden schon allerhand Tag- und Nachtfalter (ab und an inklusive gefräßiger Raupen, das ist dann der Zeitpunkt, ihnen samt Blatt im Grünen eine neue Heimat zu geben!) wie Kleiner Fuchs oder Tagpfauenauge, Marienkäfer und kleine Heuschrecken (oder heißen die dann 'Heuschreckchen'?), Kohl- und Blaumeisen, Spatzen, Finken, Elstern und Amseln... vor allem die Meisen lieben es, im Spätsommer und Herbst frühmorgens die verblühten Kornblumen auszupicken... ;-) Sweet!

♪ I just can't get enough... I just can't get enough... ♪

Vögel lieben meine Kornblumen genauso wie ich!
Birds love my cornflowers as much as I do!

PS:

Die Tagpfauenaugen entstammen übrigens der zoologischen Familie der Nymphalidae (Edelfalter), womit die Nymphen dann doch noch Einzug in meinen kleinen Zaubergarten erhalten haben... (^.^)
Und zum Abschluss noch eine Vorstellung davon, was mit meinem Teich passiert, wenn ich meinen Kürbispflanzen nicht mit Nachdruck zeige, wo sie hinwachsen sollen (nach oben nämlich!)...

P.S. (English):

In the chapter "Reflections in the Japanese Nymph Pond" I suggested it might be too small to actually be attractive to Nymphs. But I found out that the Peacock Butterfly from my balcony is part of the zoological family of Nymphalidae, so regarding this, nymphs have already arrived in my small magic garden, too... (^.^) Also I complained about my pumpkin which grows everywhere and especially likes to 'attack' the plants in and around my pond. Here's what happens when I don't show the pumpkin its way to grow (upwards!)...

Oooops, wo ist der Teich? Der Kürbis greift an!
Oooops, where's the pond? The attack of the pumpkin!

Meine kleine Wunschliste:

3 Quadratmeter mehr!
Him- und Brombeeren
(ich bin dran, aber irgendwie wollen sie leider beide nicht...)

My little wish list:

3 square meters more!
Rasp- and Blackberries
(I stick to it, but unfortunately they both don't do what I wish them to...)


Allen urbanen Gärtner*innen einen schönen Sommer!
A beautiful summer for all the urban gardeners!
xxx

Most photos have been taken between May and July, some are also from August or September last year(s) (no colour edits!). Photo Credit goes to: Style! It! Takes! Blog Berlin

Auch schön grün in diesem Blog / Other nice green posts in this blog:
Afternoon garden of STYLE! IT! TAKES! # 3 (2013)
Spring Sprouts: Die Blume des Maitranks (über Waldmeister / about Woodruff) (2013)
Garden Party (2012)

#UrbanGardening
#GreeningTheCity

Monday, May 27, 2013

SPRING SPROUTS: Die Blume des Maitranks

Ganz egal wie uns das Wetter gerade gefällt, die Natur kümmert's wenig und trotz ungemütlichem Frühlingswetter keimt, sprießt, grünt und blüht es allerorten. Auch ich bin nach spätem Pflanz- und Aussaat-Start (wir erinnern uns: Anfang April war Berlin noch in weiße Schneelandschaften getaucht) in den letzten Wochen vollkommen auf die wunderschönen Pflanzen in meinem kleinen, mittlerweile herrlich grünen Balkongarten geeicht.

Passend dazu probiere ich auch in der Kleiderwahl für mich ungewöhnliche, frische Farbtöne zwischen gelbgrün, mintgrün, türkis und blattgrün aus, was zwar nicht die einfachsten Farben sind, aber immerhin sind sie lebendig und machen gute Laune. Die Hoffnung auf einen schönen Sommer treibt mich auch sonst zu floralen Spitzenmustern, Ornamenten und verspielten, blumen- und blütenhaften Verzierungen.

Waldmeister aus "Die Gartenlaube" (1867)

Waldmeister

Die absolute Mai-Pflanze aus meinem Kräutergarten ist der wunderschöne Waldmeister. Ich habe Aussehen und Geschmack schon als Kind geliebt und war immer ganz enttäuscht, wenn das lockende grüne Eis nicht Waldmeister, sondern Pistazien-Eis war. Nachdem ich Euch erzählt habe, woher Ihr Waldmeister bekommt, verrate ich Euch, was Ihr damit machen könnt.

Nebenbei gebe ich Euch vollkommen unchronologische Einblicke in meine letzten Tage und Wochen mit dem grünen Kraut.

Waldmeister auf meinem Balkon

Woher kommt der Waldmeister?

Sammeln:
Waldmeister (Galium odoratum) ist ein heimisches Schattengewächs, das am häufigsten in lichten Buchen-Wäldern, aber auch in anderen schattig-feuchten Laub- und Mischwäldern, sogar in (nicht zu dunklen) Nadelwäldern zu finden ist. Überall da, wo sich auch Farn wohl fühlt, sind wir prinzipiell richtig. Wild wachsend ist die Pflanze von Sibirien, Nord- und Mitteleuropa über den Balkan bis Nordafrika verbreitet. Waldmeister tritt meist in größeren Beständen auf – wie kleine ‚Wiesen’ im (Laub-) Wald. Auch in städtischen Parks und Gärten ist Waldmeister anzutreffen. Ernsthafte Verwechslungsmöglichkeiten gibt es eigentlich nur mit ungiftigen Pflanzen aus der gleichen Gattung der Labkräuter (Galium). Und nur Waldmeister riecht wie Waldmeister! :-)

  
Zeichnung von Otto Wilhelm Thomé (1885-1905)                                   Blühender Waldmeister (Balkon in Berlin, Mai 2013)

Selbst anpflanzen:
Auch der Eigenanbau ist einfach – auf dem Balkon, im Garten oder (vielleicht) sogar in der Wohnung (das werde ich ausprobieren!). Waldmeister liebt es (halb-) schattig und feucht (umso schattiger, umso weniger muss natürlich gegossen werden!) und geht daher auch prima in Hinterhöfen etc. Wie bei so manchen bodendeckenden Pflanzen ist es fast unproblematischer, ihn auf dem Balkon in einem nicht direkter Sonne ausgesetzten Balkonkasten zu ‚züchten’ als im Garten, wo er sich ggf. unliebsam schnell vermehren und ausbreiten kann. Dort sollte die Stelle gut gewählt sein, wenn wir keinen Waldmeister-Vertrieb aufbauen wollen... (^.^)

Waldmeister ist eine sehr ausdauernde Pflanze, die sich durch unterirdisch kriechende Ausläufer ausbreitet und winterhart ist. Mensch kann das Kraut im Herbst mit Laub oder Moos abdecken, kann es aber (wie ich) auch bleiben lassen und es kommt dennoch wieder im nächsten Jahr… :-)

Besorgen:
Wer weder Waldspaziergänge macht noch Zugang zu einem Garten hat kann ihn auch auf Märkten oder manchmal auch bei den frischen Kräutern im Supermarkt finden.

Ernte:
Die typische ‚Erntezeit’ ist im Frühjahr von April bis Juni, wenn die über den Winter oft beige gewordenen Blätter durch nachwachsende, frische, hell- bis mittelgrüne Blätter ersetzt werden und die hübsche Blüte kurz bevor steht.

Waldmeister gucken mit neuen Ballerinas. Üblicherweise werden die noch nicht blühenden Stängel benutzt.

WALDMEISTER-SIRUP
"Der Reiz (...) liegt eben zum größten Theile darin, daß man 'aus dem duftigen Bad (...)' das zierliche Kraut des Waldmeisters mit seinen kleinen hellen maiengrünen Blättern und seinen kleinen weißen Blumen herausblicken sieht und bei jedem Becher, welchen man von dem grün und weiß durchwirkten duftigen Naß abschöpft, sich erinnert, daß der 'wunderschöne Monat Mai' mit allen seinen Reizen wieder einmal in’s Land gezogen ist."
(A. Kerner: Die Blume des Maitranks, in: Die Gartenlaube, Heft 16, S. 245–247, Leipzig 1867)

Material:
1 Topf (am besten mit Deckel), in den mind. 2 Liter Wasser passen, der aber auch in den Kühlschrank passt
1 Messbecher (falls nötig)
möglichst luftdicht verschließbare Flaschen

Zutaten:
1200 g Zucker
2 Liter Wasser

1 Bund Waldmeister (ca. 15 Stängel)
1-2 Zitronen (oder Limetten) möglichst unbehandelt, z. B. aus Bio-Anbau, sonst heiß abbürsten oder schälen. Falls nicht im Haus, tut’s auch etwas Zitronensaftkonzentrat.

ggf. grüne Lebensmittelfarbe

Baby, it's cold outside...

Zubereitungszeit:
Angaben von Zubereitungszeiten bei Rezepten stehe ich prinzipiell sehr skeptisch gegenüber, da sie erfahrungs- und ausstattungsabhängig sind und die Besorgung von speziellen Zutaten oder Arbeitsmaterialien, Pausen wie Trocknen, Einlegen, kühl stellen und vieles andere ja meist nicht eingerechnet sind – vom Bio-Müll runter bringen und Abwasch ganz zu schweigen…

Streng genommen beträgt die genaue Zubereitungszeit (nicht Arbeitszeit!) von Waldmeister-Sirup ca. 1 Woche (in gängigen Rezepten mit ca. 30 Minuten angegeben *lach*). Mensch sollte also nicht unbedingt nach dem ersten kleinen Arbeitsschritt in den Urlaub fahren. Denn sonst würden wir das Schönste verpassen…

Trotzdem ist die Herstellung von Waldmeister-Sirup sehr simpel, sie produziert fast keinen Abfall (noch nicht mal groß Bio-Abfall), erfolgt in einzelnen Etappen sehr einfacher, kurzer Arbeitsschritte und lässt sich größtenteils ‚nebenbei’ umsetzen – und macht einen riesigen Spaß!

Mensch könnte beinahe sagen, der Waldmeister macht den Waldmeister-Sirup fast von selbst… (^.^) …

Top + Shorts: Vintage
Leggings: Shop in Sisak
grünes Bettelarmband: von meiner Mutter
beige Ballerinas: H & M
Record: The Jasmine Minks - Another Age (1988), Creation


Party-Time (1 bis 3 Tage)

* Abschneiden: Wir schneiden die Blätter mitsamt Stängel einfach kurz über dem Boden ab.

* Waschen: Falls als nötig erachtet können wir sie 'waschen'. Am besten kurz abbrausen, abtropfen lassen und einigermaßen trocken schütteln.
[Diesen Schritt lasse ich aus, weil ich die Abgase der Berliner Autofahrer*innen sowieso täglich inhaliere und sich auf meinem Balkon leider auch keine Füchse herumtreiben ... (^.^)]

* Einfrieren: Manche schwören darauf, den Waldmeister danach etwa 24 Stunden einzufrieren, dies soll ein noch intensiveres Aroma ergeben. Dieser Schritt kann aber auch ausgelassen werden. Geschmacksache.

* Anwelken: Ob vorher eingefroren oder nicht: Zentral ist, das Waldmeisterkraut an einem luftigen, schattigen Ort aufgehängt oder auf Papier ausgelegt 1-2 Tage anwelken zu lassen, da das typische, ein bißchen an frisches Heu erinnernde Aroma erst beim Trocknen entsteht...

Da unser liebliches Kraut beim Vor-sich-hin-Welken von Minute zu Minute leckerer duftet, lasse ich den Waldmeister auf alle Fälle in die Wohnung. Der vanillig-süßlich-intensive Duft bringt verdammt gute Laune in die Räume! Yummy!!!

Vom beschwingenden Duft beflügelt, können wir uns nebenbei schon mal an das Design selbstgemachter Etiketten machen...

Die Flaschen und Fläschchen rechts entsprechen den ersten 2 Litern Sirup, die ich ohne Zitronen und mit grüner Lebensmittelfarbe gemacht habe. Links zwei grüne Weisswein-Liter-Flaschen für den zweiten Ansatz, den ich nicht eingefärbt, aber mit Zitronen gemacht habe.


8 kleine Schritte zur Fertigstellung (1 - 5 Tage)

* Das Wasser und den Zucker kurz kochen, bis das Zuckerwasser klar ist. Abkühlen lassen.

* Waldmeister und Zitronenscheiben mit dem Sirup vermengen.

* Zugedeckt 1-5 Tage kühl ziehen lassen.
Zwischendurch umrühren, abschmecken und selbst entscheiden, wann der Sirup fertig ist.

So sieht unser Frühlingsgebräu im kühl gestellten Topf aus

* Zitronen und Waldmeister-Stängel herausnehmen. Restliche Blätter mit einem feinen Sieb abseihen.

* Sirup noch einmal aufkochen

*  Da der Sirup nicht grün, sondern eher blassgrünlich-beige wird (etwa so wie Mate), je nach Lust und Laune grüne Lebensmittelfarbe reingeben. Wer das nicht mag, kann auch einfach grüne Fläschchen nehmen.

* In vorher gründlich mit heißem Wasser ausgespülte, keimfreie, verschließbare Fläschchen oder Gläser füllen. Abkühlen lassen.

* Der Waldmeistersirup sollte dunkel und kühl aufbewahrt werden, dann hält er sich bis zu mehreren Monaten lang.


Verwendung:

* mit Mineralwasser verdünnt als erfrischendes Getränk (Waldmeister-Schorle)
* zum Aromatisieren von Süßspeisen (Eis, Kekse, Kuchen, Sahne)
* als herrliche Soße auf allen Arten von Obst (Erdbeeren, Birnen usw.) oder ein paar Löffel in den Obstsalat
* Berliner Weisse
* grüne Cocktails
* ...

Wer an all dem kein Interesse hat, aber den herrlichen Duft mag, kann getrockneten Waldmeister auch in kleine Säckchen füllen und in den Kleiderschrank legen, denn ähnlich wie Lavendel vertreibt Waldmeister die Motten.

    

Mit etwas Phantasie läßt sich das Sirup-Grund-Rezept übrigens auch mit anderen Kräuter-Blättern und Blüten zubereiten (Zitronenmelissen- oder Pfefferminz-Sirup, mit Brombeerblättern und -Blüten oder als Holunderblüten- oder rote Klee-Blüten-Sirup).



Was mensch sonst noch so alles mit dem schönen Kraut machen kann, erzähle ich Euch ein andermal - vielleicht nächstes Jahr um diese Zeit! * ♥ *

Der französische Name für Waldmeister ist reine des bois (‚Königin der Wälder‘)

Jetzt freuen wir uns erstmal auf den Sommer und auf STYLE! IT! TAKES! # 3, welche als Sommerfest am Samstag, den 6. Juli 2013 im wunderschönen Sommergarten des CHALET in Berlin-Kreuzberg stattfinden wird...

CHALET
Vor dem Schlesischen Tor 3
10997 Berlin-Kreuzberg
U 1 Schlesisches Tor

Vielleicht könnt Ihr dort auch von dem leckeren Sirup kosten...
Näheres in Kürze!