Showing posts with label Mode. Show all posts
Showing posts with label Mode. Show all posts

Sunday, December 16, 2018

Merry Xmas Charity Pin-up Calendar III/V

Gil Elvgren - SheerDelight (This Soots Me)
1948, Öl auf Leinwand / Oil on canvas, 76 x 61 cm
Art from the archives of Brown & Bigelow, St. Paul, Minnesota / USA

Nachdem wir unsere Geschenke an die Initiative Make Rojava Green Again und die drei Hilfsorganisationen der Seenotrettung schon in Form von Spendenüberweisungen überbracht haben, dreht sich in unserem kleinen Kalender heute alles um Licht in all seinen Aspekten und Metaphoriken, eine weitere schöne Facette dieser Jahreszeit.

Licht spielt nicht nur in der dunklen Jahreszeit eine große Rolle, sondern natürlich auch für Maler*innen und Photograph*innen. Heute möchte ich Euch ein bißchen was über die Entstehung der hübschen Illustrationen erzählen, aus denen unser Kalender gemacht ist. Eine Art 'Making Of'.
Außerdem gibt es in diesem recht lang gewordenen III. Kalenderblatt wie jedes Mal etwas zu meiner – heute zum Licht-Thema passenden – Deko, zu meiner Spende und natürlich Musik.


Im Scheinwerferlicht - Die Elvgren-Models
Eine kleine Beleuchtung der Produktionsbedingungen & ihrer Protagonistinnen

Nach einem sehr erfolgreichen Studium an der American Academy of Art in Chicago begann der Künstler und Werbemaler Gil Elvgren im Jahre 1937 Pin-up-Bilder für die bekannte Louis F Dow Calendar Company zu malen.
Nach finanziell zunächst eher mageren Anfangsjahren wechselte er 1944 als mittlerweile erfolgreicher und von vielen Verlagen und Auftraggebern begehrter Künstler zum ebenfalls in St. Paul, Minnesota ansässigen großen Verlagshaus Brown & Bigelow, für das er die nächsten knapp 30 Jahre bis 1972 arbeitete (der 1914 geborene Elvgren starb 1980). Zudem produzierte Elvgren während seiner großen Zeit bei Brown & Bigelow auch Kunstwerke und Illustrationen für Konzerne wie Coca-Cola, Ovaltine oder General Electric. Manche seiner Bilder wurden so populär, dass sie nicht nur als Werbung genutzt, sondern darüber hinaus in immer wieder neuen Zusammenhängen, auf Kalender, Spielkarten und allerlei Alltagsgegenstände von Brieföffnern bis hin zu sich drehenden Lampenschirmen gedruckt wurden.

Der ursprüngliche Deal mit Brown & Bigelow waren $1,000 pro fertiger Leinwand, was angesichts der heutigen Verkaufspreise der Gemälde nicht viel erscheinen mag, aber 1944 eine Menge Geld war und Elvgren mit einem zu erwartenden Einkommen von $24,000 allein im ersten Jahr zu einem der bestbezahlten Illustratoren der USA machte. Informationen zu den Vereinbarungen mit und zur Entlohnung der Models liegen mir bisher leider nicht vor, aber ich gehe davon aus, dass aufgrund des Deals dafür dann nicht mehr der Verlag, sondern Elvgren selbst zuständig war.
Auch sollten wir bedenken, dass das Verlagshaus ein gekauftes Bild immer wieder benutzen oder als Veröffentlichungslizenzen verkaufen konnte. So wurde zum Beispiel das beliebte Motiv Pot Luck! von 1961, welches das häufig portraitierte Model Janet Rae (die eine Nachbarin Elvgrens war) dabei zeigt, wie sie mit ihren Händen den Rocksaum ihres schwarzen Kleides nach vorne reisst, um damit aus einem Spielautomaten herauspurzelnde Münzen aufzufangen, immer wieder benutzt, es erschien unter anderem in einem Kalender von Neely Enterprises, als gedruckte Werbung für die Clayton Refrigeration Inc., einer zu General Electric gehörenden Heizungs- und Air Conditioning-Firma (!), aber auch als "Kreuz 6" in dem Gil Elvgren-Spielkarten-Set 52 American Beauties. Und das sind nur die Verwendungszwecke, zu denen mir Bildmaterial vorliegt.

Ob es dafür von Brown & Bigelow dann quasi noch einmal einen finanziellen 'Nachschlag' gab, ist mir nicht bekannt, aber zumindest während seiner Zeit bei Louis F Dow war Elvgren anscheinend noch nicht klar gewesen, dass die Firma jedes Bild zigfach ausschlachten würde, ohne dass er davon finanziell etwas hatte. Nachdem er Louis F Dow dann in Richtung Brown & Bigelow verlassen hatte, stellte sein ehemaliger Verlag sogar einen extra Maler ein, der die im Besitz befindlichen Elvgren-Gemälde verändernd übermalen sollte, um sie noch einmal neu vermarkten zu können. Glück im Unglück: der dafür angestellte Vaughan Alden Bass hatte großen Respekt für das künstlerische Talent von Elvgren und beschränkte sich darauf, etwas an der Kleidung oder den Hintergründen zu verändern, ließ aber Gesichter, Körper, Hände und Füße unangetastet.
(ein sehr detailreicher Text zu Biographie, Werk, Verlagsgeschichte, Aufträgen und künstlerischer Entwicklung ist The Art & Life of Gil Elvgren von Charles G. Martignette, dem ich die Informationen in diesem Abschnitt und zu den Löhnen entnommen habe)

Tatsache ist, dass der bis heute existente Traditionsverlag Brown & Bigelow ein gutes Geschäft mit ihrem Künstler gemacht haben dürfte, und zwar bis heute. Schon in den späten 1940ern, einer Phase, in der einige der in meinem Kalender gezeigten Gemälde entstanden sind (so unser heutiges Titelbild und auch das aus Teil II), war Brown & Bigelow einer der weltweit größen Herausgeber von Kalendern, die schätzungsweise 50 Millionen Haushalte erreichten.


Die Elvgren-Models

Die Entstehungsgeschichte und Produktion der Gemälde war vergleichsweise aufwändig, da – für viele überraschend, die nur die Bilder kennen – Elvgren mit echten Modellen arbeitete, und da Elvgren recht anspruchsvolle Vorstellungen von seinen Models hatte, mussten die normalerweise erst in sein bereits 1936 eröffnetes Studio in St. Paul, Minnesota anreisen, der 285.068 Einwohner*innen-Stadt (Stand von 2010), in der er lebte und arbeitete (auch seine Verlage Louis F Dow und Brown & Bigelow waren ja dort ansässig) und die auch damals nicht unbedingt der 'Nabel der Welt' war, während seine aufstrebenden oder auch schon bekannten Models oft im weit entfernten Los Angeles (Stichwort: Hollywood) lebten. Und so begann ein reger Zugverkehr zwischen Kalifornien und Elvgren's Studio in Minnesota und ab 1940 auch in Chicago, Illinois (wohin die Familie Gil und Janet Elvgren mit der ersten, frisch geborenen Tochter Karen zwischenzeitlich gezogen war), denn für viele junge Models, Schauspielerinnen und Starlets war die Zusammenarbeit mit dem aufstrebenden und dann in Windeseile extrem populär gewordenen Elvgren ein Karrieresprung:

"In the 1950s and 1960s, it was even seen as a career boost for an aspiring actress or starlet to be painted and published on an Elvgren calendar and the train ride from Los Angeles to the artist's home in St Paul, Minnesota, was a regular route for hopeful models."
(Luisa Metcalfe: "Pin-up queens! The REAL women behind saucy 1950s 'cheesecake' paintings", via www.express.co.uk; auch alle weiteren englischen Zitate und ein paar Infos aus diesem Aufsatz)

Zu den Elvgren-Models gehörten teils berühmt gewordene Namen wie Myrna Hansen, die 1953/4 Miss USA war und 1954 zweitplatzierte Miss Universum, die besonders häufig portraitierten Arlene Dahl, Barbara Hale und die schon kurz erwähnte Janet Rae, aber auch Schauspielerinnen wie etwa Donna ReedLola Albright, Kim Novak und sogar die damals schon sehr berühmte und erfolgreiche, spätere Ehrenoscar-Trägerin Myrna Loy (1905-1993).

Die wunderschöne Myrna Loy (geboren als Myrna Adele Williams, den Künstlerinnen-Namen Loy nahm sie 1925 an) war übrigens neben ihrer langen, sehr vielschichtigen und erfolgreichen Karriere als Schauspielerin auch zeitlebens politisch aktiv, unter anderem im II. Weltkrieg für das Rote Kreuz, für das sie in dieser Zeit sogar ihre Filmkarriere vorübergehend auf Eis legte.
Myrna Loy war eine so direkte, unverblümt-heftige Hitler-Gegnerin, dass sie auf eine schwarze Liste gesetzt und ihre vielen Filme in Nazi-Deutschland verboten wurden (siehe dazu auch: Leider, Emily W. (2011): Myrna Loy: The Only Good Girl in HollywoodBerkeley, California: University of California Press). Sie war lebenslang Unterstützerin der Demokratischen Partei und schon 1948 der erste Hollywood-Celebrity für die UNESCO, engagierte sich in den 1950ern als einflussreiche Co-Vorsitzende des "Advisory Council" der bürgerrechtlichen Anti-Diskriminierungsorganisation "National Committee Against Discrimination in Housing", die sich recht erfolgreich gegen Diskriminierung auf dem Wohnungsmarkt und in der Stadtentwicklung einsetzte.

Dies nur exemplarisch, denn selbstverständlich ist es interessant, sich mit den spannenden Lebensgeschichten und dem Werk aller genannten Frauen auseinanderzusetzen. In vielerlei Hinsicht brachen all diese Frauen aus den für sie vorgesehenen, vorgegebenen Geschlechterrollen aus und nahmen ihre Leben und ihre Karrieren in die eigenen Hände.


Die Photo-Sessions

Und so fuhren sie in Elvgen's Studio, der nichts dem Zufall überließ. Schon lange bevor sie eintrafen entstanden die Bild- und Motivideen und dafür benötigte Kulissen, Ausstattungen und Requisiten. Die benötigten Aufbauten, Möbel oder Utensilien mussten besorgt und aufgebaut, manchmal gebastelt und oft auch ideenreich improvisiert werden (Elvgren stellte dafür später einen Assistenten an) und erste Versuche mit verschiedenen Beleuchtungen der Settings gemacht werden, denn der Maler war auch ein leidenschaftlicher Photograph. Auch vor dem Hintergrund der oft langen Anreise der Models, und um daraus schließlich ein perfektes Gemälde zu machen, sollten auch die bei den Photosessions entstandenen Photographien perfekt sein. Perfekt allerdings nicht als zu veröffentlichendes Photo, sondern perfekt als Vorlage für das Gemälde.

Links eine etwas beschädigte Originalphotographie eines leider noch nicht verifizierten Models (via oldhollywoodglamour.blogspot.com),
rechts das daraus resultierende fertige Gemälde:
Gil Elvgren - A Neat Package
1961, Öl auf Leinwand / Oil on canvas
Art from the archives of Brown & Bigelow, St. Paul, Minnesota / USA

So ging es bei den Requisiten meist eher um Formen, Größen und die daraus resultierenden Körperhaltungen der Models, aber auch um die daraus entstehenden, in den Werken stets liebevoll detailliert wiedergegebenen Schatten auf Körper, Kleidung und Umgebung (während sich Elvgren bei der Wiedergabe der Umgebungsschatten ein bisschen freie Hand ließ, können wir bei genauer Betrachtung sehen, wie wichtig ihm die akkurate, sogar noch herausgearbeitete Wiedergabe von Licht und Schatten auf dem Körper der Models und auf der Bekleidung war) und die Verwerfungen in den Textilien, während es zum Beispiel keine Rolle spielte, ob für bunte Geschenkbänder und einen zur Schuhfarbe passenden olivgrünen Geschenkkarton ein schlichter brauner Pappkarton benutzt wurde (> siehe oben), denn die Farben und Hintergründe entstanden dann ganz nach dem ästhetischen Geschmack und den Ideen des Malers erst auf der Leinwand (wenn wir die Kleidungsstücke oben vergleichen, sehen wir einerseits eine sehr exakte, stark herausgearbeitete Abbildung der vielleicht ein wenig durchsichtiger gemachten weißen Bluse, der glänzenden schwarzen Nylon-Strapsstrümpfe und der Schuhe, allerdings auch eine deutliche Abweichung in der Darstellung des Rockes. Auch die Position des roten Geschenkbandes wurde verändert und etwas näher an das Pin-up geschoben als auf dem Photo).

So reichten dem Maler, wie wir weiter unten sehen, auch improvisierte und schlichte Unter- und Hintergründe (Plastikplanen, Bettlaken oder alte Matratzen, kahle Wand) und manchmal wurden die Posen der Models mit einfachen Hilfsmitteln im Studio festgehalten (etwa ein von Hand oder einem Gegenstand angehobener Rock), das ganze Gemälde aber schließlich ins Freie auf ein Sommerfeld verlegt (!), so dass der Rock zum Beispiel an einem Zaun festhängt, über den die Dargestellte scheinbar geklettert ist (es gibt in diesem Genre bekanntlich erstaunlich viele Gründe, die dazu führen, dass ein Kleid oder Rock angehoben wird *lach* Oooops!).
Eine Art "Bluescreen"-Prinzip also, der Rest wurde dann auf der Leinwand mit viel Phantasie im wahrsten Sinne des Wortes 'ausgemalt', so dass es ausreichen konnte, ein Model auf der Kante einer schlichten Holzkiste beim Posieren zu photographieren, nur um sie dann im fertigen Bild in die luftigen Höhen eines Häuserdaches zu befördern, wo sie – wie üblich bestens, wenn auch vielleicht für den Zweck nicht wirklich ganz praktisch gekleidet – an einer Fernsehantenne herumdreht.

Aber Elvgren-Models wechseln auch Autoreifen in Highheels und hauchzarten Strapsstrümpfen ohne jemals eine Laufmasche zu bekommen. Andererseits: die "Elvgren-Girls" machen überhaupt ganz schön viel, ja, es gibt eigentlich fast nichts, was sie nicht machen (was heutzutage vielleicht selbstverständlich ist, für die 1930er, 40er, 50er und 60er aber keineswegs). Sie sind Hexen, Zauberinnen und Schlangenbeschwörerinnen, Reisende und Malerinnen, kümmern sich um Haus und Garten, steigen über Zäune, auf Leitern und Häuserdächer, fahren Fahrrad, Motorrad und Autos, betreiben alle möglichen Sportarten und Hobbies, spielen mit Tieren, hämmern, telefonieren und tanzen. Und weit und breit kein Mann in Sicht*. Eigentlich ziemlich cool. (hier spricht die Strapsstrümpfe, schicke Schuhe & Selbstständigkeit liebende Femme-Lesbe)

* Anmerkung: Die Männer waren nämlich – darauf bin ich bereits beim letzten Mal eingegangen – größtenteils im Krieg und guckten sich die Bilder von dort aus an oder malten sie gar als "Nose Art" auf die 'Nasen' (daher der Name) der im Kampf gegen die Nazis befindlichen Flugzeuge (Elvgren war damals quasi wirklich überall).
Aber, darauf habe ich schon im zweiten Teil meines Kalenders hingewiesen, eben nicht nur die Männer, sondern auch die amerikanischen Frauen, die die Bilder, die letztlich ja ihre (idealisierten) Leben darstellen sollten, nicht weniger liebten.


Über Posen & Moden

Trotz des geschilderten "Bluescreen"-Prinzips waren die bei den Sessions mit den Modellen entstandenen Photographien von entscheidender Bedeutung. Denn die Models, ihr Ausdruck, ihre Posen und Gestiken, Licht und Schatten, Faltenbildungen in den Kleidern, Glanzpunkte der Nylonstrümpfe – all diese für die Glamourösität der Bilder entscheidenden, großen und scheinbar kleinen Dinge wurden über die Photographien dokumentiert und ermittelt. Aber damit nicht genug, wählte Elvgren auch die Moden, also die Kleidungsstücke und Garderoben aus (da er meines Wissens nicht direkt für Modelabels arbeitete, ging es neben seinen eigenen Vorstellungen wohl weniger um die Vermarktung konkreter, distinktiver oder gar 'gelabelter' Kleidungsstücke, sondern eher um eine gewisse Popularität der Moden, schließlich, wir erinnern uns, sollten die Bilder ja auch verkauft werden und auch das "Girl next door" oder "All American Girl" und ihre Outfits widerspiegeln).

Sobald Bildidee und Requisiten geklärt waren, suchte sich Elvgren für jedes Motiv das seiner Meinung nach passendste Model, schlug ihnen die exakten Posen vor und musste bei allem auch noch etwas anderes im Kopf behalten, nämlich eine möglichst große Zeitlosigkeit der resultierenden Gemälde, denn es dauerte manchmal bis zu zwei Jahre, bis die Bilder veröffentlicht wurden, und dann sollten die dargestellten Kleidungsstücke und Frisuren nicht schon wieder möglicherweise aus der Mode sein.

"He also had to consider a model's hair as it could take up to two years for a painting to be published and a girl's style had to be one that wouldn't date." (Luisa Metcalfe, a. a. O.)

Auch bei diesem Gemälde hat Elvgren in der Umsetzung der Photo-Vorlage noch einmal ein bisschen nachgeholfen.
So wurde der Fußboden deutlich mit Steinfliesen und Teppich aufgehübscht, aus einem eher improvisierten Matratzenstapel wurde ein schicker, runder grüner Sessel, die Beinhaltung des Models wurde stark verändert (vermutlich gab es auch einfach mehrere Photos aus der Session) und auch die Frisur wurde noch ein bisschen 'geglättet'. Die Kleidung und deren Fall bleiben nahezu identisch, wobei sich Elvgren wieder beim Rock von der Vorlage befreit und – möglicherweise aus den soeben geschilderten Gründen der angestrebten Zeitlosigkeit der Gemälde – auch hier für einen Verzicht auf das Originalmuster entschieden hat. Aber wenn wir z. B. wieder auf die Schatten in Gesicht, auf Hals, Schultern, Oberkörper und an den Beinen achten, ist das Gemälde sehr nahe am Photo geblieben.
Hier habe ich leider weder Model noch Titel und Jahr des Gemäldes herausgefunden, dass eine der Schönheiten dabei zeigt, wie sie (vermutlich in einem im Studio gar nicht vorhandenen und auch in dem Gemälde nur über das warme, von links kommende Licht angedeuteten Kamin) Popcorn erhitzt, welches natürlich wir kennen das alle – vor lauter Freude und Wärme aus dem Topf heraushüpft. Ooops!
(^.^)
Photo via express.co.uk, Painting pinupsnylon.net

Wenn also alles vorbereitet war, photographierte Elvgren Model und Szenerie mit einer 2 1/4 Rollei, um dann daraus das Gemälde zu machen.

"Elvgren would minutely pose his models in the exact position he wanted them, photograph them and use the black and white shots as references for the technicolour, larger-than-life paintings that resulted." (Luisa Metcalfe , a. a. O.)

Es ist also anzunehmen, dass die Models das Studio in St. Paul oder Chicago schon längst wieder verlassen hatten, bevor das Gemälde auch nur annähernd fertig war und nicht, wie das unten zu sehende Photo suggeriert, den ganzen Malprozess über gegenwärtig waren. Genau dafür gab es ja die gemachten Photos. Möglich ist allerdings, dass Models das Studio erneut besuchten (vielleicht auch weil ohnehin ein neues Projekt und eine weitere Photo-Session anstanden) und vielleicht für den 'letzten Schliff' noch einmal für ein bereits photographiertes Motiv Modell saßen.

Ein seltenes, freilich gestelltes Photo von Gil Elvgren und einem seiner Models bei der Arbeit (mit Autogramm)
"An Elvgren model & a rare picture of the artist at work." (via pettipond.com)


Hyper-feminine Göttinnen und idealisierende Emanzipation

Und schließlich machte Elvgren im Malprozess aus den ohnehin schon wunderschönen Frauen durch Verstärkungen und dem Zeitgeist entsprechende idealisierende Übertreibungen hyper-feminine Göttinnen, ähnlich der heute in der Model-Photographie üblichen, nachträglichen digitalen Bildbearbeitung und Retusche, nur eben auf der Leinwand.

"Then like a retoucher today working with a photograph of a model, he used his paintbrush to enlarge cleavage, lengthen legs, nip in the waist, make lips fuller, enlarge eyes and emphasise curves."
(Luisa Metcalfe: "Pin-up queens! The REAL women behind saucy 1950s 'cheesecake' paintings")

Doch letztlich vermittelten die Bilder ein Bild zwar scheinbar manchmal ein bisschen sympathisch-tolpatschiger (Stichwort: "Oooops!"), aber insgesamt außerordentlich aktiver, lebenslustiger, selbstständiger, manchmal abenteuerlustiger Frauen, die in wirklich jeder Lebenssphäre 'ihre Frau standen'. Wo das Model im Studio meist nur simulierte, auf ein Dach geklettert zu sein oder auf einer Schaukel zu stehen, waren die Frauen in Elvgren's Gemälden schon längst oben oder schwingten mit einem strahlenden Lächeln stehend auf der Schaukel. Wie viele Frauen werden es ihnen davon ermutigt nachgemacht haben? So gesehen waren nicht nur die viel (zu viel) diskutierten 'Schönheitsideale' künstlerisch ikonisiert und 'übertrieben', auch in den realen Tätigkeiten der Dargestellten waren die Gemälde eine idealisierende Emanzipation. Während es immer noch US-Bundesstaaten gab, in denen Frauen noch nicht einmal wählen durften, malte Gil Elvgren schon Pin-ups die – parteineutral – zum Wählen gehen aufriefen.

Da er auch immer mit der Zeit ging, wäre es interessant gewesen zu sehen, wie sich sein Werk in den 1980ern und danach weiter entwickelt hätte.
Vielleicht hätte er dann auch Gemälde mit Modellen wie der von Elvgens Zeitgenossen, dem Pop-Art-Künstler Andy Warhol (1928-1987) photographierten und gemalten US-Punk-Ikone Debbie Harry (Blondie) oder später mit Madonna gemacht? Schwarze, Latinas, Asiatinnen oder auch – wie z. B. der 1953 gegründete und seine Lebenszeit überdauernde Playboysich küssende, lesbische Frauen dargestellt? Die Chancen stehen – erst recht, wenn wir die sich mit den gesellschaftlichen Verhältnissen verändernden 'Moden' und kommerziellen Nachfragen berücksichtigen – grundsätzlich gar nicht so schlecht. Aber wir werden es leider nie erfahren.


Bewegung & Licht - Der Schwibbogen

Licht und Beleuchtung spielte nicht nur bei der Arbeit von Elvgren eine große Rolle, sondern für die gesamte arbeitende Bevölkerung, ganz besonders die, die ohnehin im Dunklen arbeiten mussten:

"Als Relikt erzgebirgischer Bergarbeitertradition findet sich während der Advents- und Weihnachtszeit ab Einbruch der Dunkelheit in vielen Fenstern ein mit Kerzen beleuchteter Schwibbogen. In der dunklen Jahreszeit brachte er die Sehnsucht der Bergleute nach dem Sonnenlicht zum Ausdruck, die während der Wintermonate noch bei Dunkelheit in den Stollen einrückten und erst nachts wieder auf dem Heimweg waren. Jedes Licht stellte ursprünglich eine aus dem Berg zurückgebrachte Grubenlaterne dar. Ein vollständiger Lichtbogen am Haus bedeutet, dass alle Arbeiter dieses Hauses wohlbehalten aus der Grube zurückgekommen sind."
(aus dem Abschnitt Lichterbögen in: https://de.wikipedia.org/wiki/Advent)


Und weil ich das eine so schöne und solidarische Tradition in düsteren Zeiten finde, habe auch ich einen, wie immer stilsicher und auf persönliche Befindlichkeiten achtend von meiner lieben Mutter für mich ausgesuchten, kleinen süßen Schwibbogen, der ebenfalls ohne religiöse Andeutungen auskommt und sich auf den Kern, das sich gegenseitig kümmernde Beisammensein, beschränkt.
Ein Hirte mit seinen Tieren, schneebedeckten Bäumen, Vögeln und anderen Wildtieren, ein von Kerzen beleuchtetes und angetriebenes 'Windrad' – und ganz viel stimmungsvoller Zauberglanz!

 
Ich mag, wie die verschiedenen Tiere im Baum sichtbar werden, wenn sich der Schwibbogen dreht:
Eulen & Eichhörnchen, Greifvögel & Tauben... ♥


Arbeit, Aufklärung & Solidarität

Jenseits aller viel zu oft verklärten arbeitsgeschichtlichen Nostalgie und damit verbundenen, auch schönen kulturellen Traditionen wie dem Schwibbogen ist es in Zeiten der Klimakrise höchste Zeit, dass die nach Stein- & Braunkohle buddelnden Berg- und Tagebauarbeiter*innen – analog zu denen der Atomindustrie (2019 geht das nächste deutsche Atomkraftwerk vom Netz, 2022 ist endlich endgültig Schluss) – ihre tödlichen Arbeitsstätten für immer verlassen (in diesen Tagen wurde zum Jahresende 2018 endlich der Steinkohlenbergbau in Deutschland endgültig eingestellt, was leider nicht bedeutet, dass nicht weiter importierte Steinkohle verbrannt wird) und sich entweder in erneuerbaren Energien verdingen, umschulen oder der Arbeitslosigkeit frönen, was nicht das Schlechteste sein muss. Denn ich bin ohnehin der Meinung, dass ein viel zu großer Teil der kapitalistischen Arbeit nichts Gutes ist, sondern nur Schaden anrichtet (denken wir nur an die Rüstungsindustrie, die Autoproduktion oder all die so genannten, komplett überflüssigen "Bullshitjobs" (David Graeber)) und es besser wäre, manche Leute würden einfach gar nicht arbeiten! Das werden die blind arbeitsfetischistischen SPD und DGB zwar nie verstehen, aber es wäre manchmal sinnvoller, die Nicht-Arbeit zu subventionieren, dann hätten auch Deich- und Dammbauer, ehrenwerte Feuerwehr- und Rettungsleute und alle anderen, die die Klimakatastrophe in Atem halten wird, weniger zu tun, um die Schäden der Arbeit ihrer 'Kolleg*innen' in der Kohleindustrie zu bekämpfen. Insofern muss die "Sehnsucht der Bergleute nach dem Sonnenlicht" (aus dem Wikipedia-Zitat von oben) eine ganz neue Bedeutung bekommen.

Die Sehnsucht nach Licht kann also auch als Metapher für die Sehnsucht nach einem besseren Leben verstanden werden, und auch als Metapher für das Licht der Aufklärung.
In wenigen Tagen geht endlich wieder die Sonne auf, die Zeit der größten Finsternis ist vorbei und so hat sich Eure fleißige und doch arbeitsmuffelnde und auch traditionell ein wenig wintermuffelnde Magenta dazu entschlossen, meiner (keineswegs arbeitsfetischistischen) "Lieblingsgewerkschaft" (wie ich sie immer liebevoll nenne), der Freien Arbeiter*innen Union FAU Berlin, zumindest eine kleine aufmunternde Aufmerksamkeit zukommen zu lassen (mehr wird aktuell noch nicht verraten). Deren selbstorganisierte Arbeiter*innen-Solidarität erstreckt sich im Unterschied zu den DGB-Gewerkschaften nicht nur auch auf Illegale, Flüchtlinge und andere migrantische Arbeiter*innen, sondern auch auf alle Arten von arbeitenden 'Selbstständigen' und Prekären, auf Nicht-Arbeitende ("Erwerbslose") und sie ist auch nicht von den Inhalten der Arbeit entkoppelt (einen Streik für mehr Kohleabbau oder noch mehr Panzer würde sie nicht unterstützen, wohl aber die Arbeiter*innen selbst). Mehr dazu ein anderes Mal wieder in einem eigenen Blog-Post.

Passend dazu habe ich mir bei meinem Besuch im Buchladen zur schwankenden Weltkugel (siehe den Post "Make Rojava Green Again") die letzte Ausgabe meiner linken Lieblingszeitung wildcat gekauft, ein Zeitungskollektiv, das die Welt des globalen Kapitalismus aus der Perspektive der globalen Kämpfe von #unten beleuchtet und wie die FAU darin interveniert. Viele Texte, darunter hochwertige Übersetzungen von Texten aus aller Welt, sind auch online auf www.wildcat-www.de zugänglich. Aber nur in der Printform kommt die stets hübsch gelayoutete Zeitung mit ihren oft genialen Covern zu ihrer vollen Pracht!

Und schließlich habe ich im Sinne einer unabhängigen Presse und Bildung noch eine Kleinspende an Wikipedia in Höhe von 5 € angefügt, da ich das größte Lexikon der Welt doch recht oft benutze und auch hier immer wieder verlinke (auch die FAU und wildcat haben übrigens eigene Lexikoneinträge, wobei ich über beide dann doch lieber selbst berichte).
Das Geld wird für die Aufrechterhaltung der technischen Infrastruktur verwendet und dafür, dass Wikipedia werbefrei bleiben kann.
Damit mal der nervig aufpoppende Spendenaufruf auf Wikipedia verschwinden kann, könnt Ihr gerne auch noch ne symbolisch-praktische 'Tasse Kaffee' überweisen an:
Wikimedia Foerdergesellschaft
IBAN DE33 1002 0500 0001 1947 00


Frosty the Snowman

Damit ich vor lauter Solidarität nicht erfriere (ich war immer noch nicht für mich selbst shoppen, suche unter anderem einen neuen Wintermantel und neue Wäsche) mache ich für heute Schluss mit dem zuckersüßen "Frosty The Snowman" von The Ronettes, wie immer aus Phil Spectors legendärem Christmas Album (1963/1972):

☆♪♪ thumpetty thump thump ♪♪☆


Magenta the Snowgirl

Magenta the Snowgirl
had to hurry on her way,
but she waved goodbye,
saying "Don't you cry
I'll be back again some day"

Auf dem Weihnachtsmarkt am Berliner Alexanderplatz (2013)
Videofilmstill © Näd Mika / Gramke / Hecht & Magenta Netzwerk / Style! It! Takes! Berlin
(this indeed is a bit complicated, maybe you just leave this pic to our lovely all-girl-team who worked so hard to make this possible without earning any money from anybody)

Das auf dem Videoscreenshot oben bin übrigens ich, Ende 2013 frierend videodrehend neben vielen anderen Drehorten auch auf dem an jenem Abend von stürmendem, eiskaltem Schneeregen begossenen Weihnachtsmarkt am Berliner Alexanderplatz (daher, trotz aller Bemühungen auch die nass gewordenen Haare). Der wärmende Pelzmantel aber gehört mir leider nicht, weil Magenta ein armes Mädchen ist. Aber unser wundervolles All-Girl-Team (Sängerin & Musikerin Näd Mika, das Filmteam Gramke & Hecht, unsere Make-up-Künstlerin, ich als Hauptdarstellerin und eine weitere schauspielende Freundin) haben gemeinsam tolle, unvergessliche Kunst geschaffen!

Und, um noch einmal einen Gesamtbogen zu schlagen, wenn auch die Kohlearbeiter*innen aufhören zu arbeiten, haben sie mehr Zeit, um mit Kindern und Freund*innen lustige Schneefiguren zu bauen und auch unserem ersten Pin-up und ihren Pinguinen schmilzt nicht das Eis davon! Und wir sitzen trotzdem weiter im Warmen, denn auch diesmal gehen nicht "die Lichter aus" (wie es uns die Atommafia jahrelang weiß machen wollte).

Schließlich, und daran erinnern sowohl die Lebenslust der Elvgren-Models als auch die Fröhlichkeit der Musik der The Ronettes, aber auch unser gemeinsames All-Girl-Video-Team und viele andere schöne Projekte, geht es im Leben vielleicht letztlich darum, dem angeblichen wie dem realen 'Ernst des Lebens' möglichst aufmüpfig aus dem Wege zu gehen:

Le problème est que nous recherchons quelqu'un avec qui "vieillir ensemble" alors que le secret est de trouver quelqu'un avec qui "rester des enfants".
[Das Problem ist, dass wir jemanden suchen, mit dem wir "gemeinsam altern" können, während das Geheimnis darin besteht, jemanden zu finden, mit dem man "Kinder bleiben" kann.]
Originalquelle unbekannt, via auf Twitter 15 Dec 2018

In diesem Sinne mit gar nicht frostigen, sondern sehr optimistisch-warmherzigen Grüßen

Eure Magenta


Die ersten beiden Teile meines fünfteiligen

Merry Xmas Charity Pin-up Calendar 2018


   

I ~ II

Wednesday, September 7, 2016

Eine phänomenal-bunt-chaotische Kissenschlacht – ganz ohne mich! ★ #Blockupy II

:)
~ model & photographer unknown ~
Photo via Twitter @Jenab_Sarvan

"Es gibt kein richtiges Leben im falschen"
(Ihr wisst schon, von wem das ist... oder?)

Eigentlich sollte es in meinem kleinen Rückblick auf das vergangene #Blockupy-Wochenende in Berlin nach dem einleitenden Schwerpunkt ‚Arbeit - soziale Spaltungen - Klassenkampf’ (mit den Mode-relevanten Exkursen zur Mall of Berlin und dem H&M-Streik in Italien, siehe Teil I: Krisenherd Berlin) heute mit der Rojava-& Kurdistan-Solidaritätsdemo "gegen die schmutzigen Deals mit dem AKP-Regime der Türkei" vom Freitag Nachmittag weitergehen, einem Themenkomplex, der uns bekanntlich seit 2014 nicht mehr losgelassen hat.

Beim diesbezüglichen Stöbern auf der Blockupy-Seite bin ich gestern – also erst im Nachhinein – dann zufällig auf einen haarsträubenden Aufruf von Berliner Studierenden gestoßen, der mich beim ersten Lesen noch erheitert (es geht – zumindest vordergründig – um eine Kissenschlacht), mit jedem Lesen aber mehr erbost hat, so dass ich mich entschlossen habe, diesen gänzlich ungeplanten Post noch als Reaktion und Kommentar dazwischen zu schieben, weil er thematisch mit dem ersten Teil zusammenhängt und gut an diesen anknüpft. Aus der Verärgerung über den Aufruf resultiert ein hoffentlich nicht zu ätzender Tonfall, wofür ich mich gegebenenfalls vorab entschuldigen möchte.

Da ich ungern über Ereignisse schreibe, an denen ich gar nicht teilgenommen habe (wobei ich oft auch froh bin, wenn ich nicht dabei war, etwa wenn ich an den Krieg in Syrien denke...), beziehe ich mich dabei ausschließlich auf den veröffentlichten Aufruf-Text, nicht auf die Grundidee und Aktionsform als solches oder gar den tatsächlichen und konkreten Ablauf (ich war zu dieser Zeit noch auf der Rojava-Demo). Es ist auch nicht meine Absicht, die Verfasser*innen und / oder das Plenum (?), das den Text verabschiedet hat, in irgendeiner Form zu beleidigen, sondern hoffe vielmehr, dass meine Anmerkungen als konstruktive Kritik brauchbar sind und vielleicht zum Nachdenken – und gerne auch zum Schmunzeln (das kann nie schaden!) – anregen.
Schließlich geht es um eine Kissenschlacht – oder? Ok., fangen wir an.

Nicht fair:
Kissenschlachten sollten grundsätzlich auf Fairness achten. Sich hinter einem Stuhl als 'Schutzschild' zu verschanzen und dann auch noch von oben herab, ist ein klarer Verstoß dagegen.
Typisch 'männlich'? Typisch 'studentisch'? Oder ist es einfach nur lustig???

Taktische, strategische und theoretische Überlegungen:
es könnte sein, dass das Mädchen (?) links gleich ihr Kissen auf den Boden fallen läßt und in einem Überraschungsangriff ihren Bruder (?) zum Fallen bringt, in dem sie die Stuhllehne zum Kippen bringt
(infofern die Kraft reicht, was ich in diesem Falle nicht hoffe),
um ihn dann mit ihrem Kissen zu bewerfen. Auch andere Taktiken sind denkbar.
(^.^)
Es steht allerdings in fast jedem Fall zu befürchten, dass am Ende
eine/r von beiden oder beide weinen müssen, etwa aufgrund von Verletzungen, und das ist nicht gut.

~ Photo by H. Armstrong Roberts ~


Von der Hochschulpolitik zu Staatsdiener*innen?

Mit einer phänomenal-bunt-chaotischen Kissenschlacht der neoliberalen Uni die Federn rupfen“ – dieser „hochschulpoltische Aufruf“ (alle Zitate in diesem Post entstammen eben diesem) sprach mich zunächst auch als Nicht-(Mehr)-Studentin sehr an, das klang gut, witzig und nett. Doch beim Lesen musste ich immer mehr heftig mit dem Kopf schütteln und mich ärgern. Am Ende fühlte ich mich nicht eingeladen, sondern fast schon explizit ausgeladen.

So überraschend kommt das alles nicht: Arroganz und Ignoranz gegenüber nicht-studentischen Bevölkerungsteilen – gepaart mit Selbstmitleid und dem ewigen Schwimmen im eigenen Saft – scheinen eine ‚spezifische Spezialität’ von Studierenden zu sein, wie ich auch aus meiner eigenen Uni-Zeit weiß (was mich schon 'damals' auf die Palme gebracht hat). Von Studierenden, die sich offenbar (auch das ist nichts Neues unter dem Himmel der 'Hochschulpolitik') – unter anderem aufgrund eigentlich erfreulich 'überfüllter' Seminarräume und Bibliotheken - als in dem „letzten Winkel unserer Gesellschaft“ (!) befindlich sehen, deren Traum aber erklärtermaßen darin besteht, „gute Arbeitsplätze nach dem Studium“ zu bekommen (!), „stets darauf hoffend, irgendwann einmal der oder die glückliche Inhaber*in einer unbefristeten Stelle zu sein“ (wie bereits erwähnt alles O-Ton!) – oder sich als Staatsdiener*innen gleich verbeamten zu lassen? Und das, obwohl durchaus verstanden wurde, dass zum Beispiel „Drittmittel“ gegen die „chronische Unterfinanzierung der Hochschulhaushalte“ nur erhält, „wer Privatwirtschaft und Militärforschung am hemmungslosesten die Tore öffnet.Auf Deutsch: Capitalism Sucks.

Öffentlich-chaotische Entmilitarisierung eines imperialistschen Symbols? Das ist doch was!

Kissenschlacht in Berlin
am "Internationalen Weltkissenschlachttag" (!!!), Ostern 2012
~ Photo by Jen Tse (Pencilprism - jentse.com) ~
[I hope it's ok. to use your pic in this context, if not, pls let me know!]


Ballett-Kurse statt Kissenschlachten!

Als Konsequenz werden nicht etwa die vielfältigen Zweige der 'Militärforschungen' boykottiert, sabotiert, bestreikt oder besetzt, die Uni wird auch nicht – viel besser als die bereits immer wieder stattgefundenen und meist eher wirkungslosen 'Uni-Streiks' – für andere, nicht-studentische Bevölkerungsgruppen geöffnet [z. B. für Obdachlose, auch Auswärtige hätten sich z. B. sicher über kostenlose Schlafplätze gefreut, wie sie etwa das „Bethanien“ in Kreuzberg zur Verfügung gestellt hat; ich hätte – um ein gänzlich persönliches Beispiel zu nennen – gerne mal wieder an einem preiswerten Uni-Ballett-Kurs teilgenommen, was für mich als uni-externe Prekäre absurderweise nicht nur weitaus teurer kommt als die Studierenden, sondern wofür ich aufgrund der zu wenigen Plätze (Regel: Student*innen zuerst!) als Externe nur theoretisch, aber nicht praktisch einen Platz bekommen kann], es werden also weder 'Barrikaden errichtet' noch (und seien es symbolische) 'Mauern eingerissen', nein: eine Kissenschlacht in der Bibliothek soll es sein. Ganz ohne Konkurrenzdruck, versteht sich!

Gesellschaftliche Bedürfnisse sind vielfältig:
Zusammen in der Ballett-Klasse?
Photo von Alfred Eisenstaedt: Lesson at La Scala’s Ballet School, Milan, Italy (1934)
via my Twitter friend @Brindille_


Zwischen Marx & Moritz

Damit mensch auch garantiert unter sich bleibt und der herrschenden Klasse nicht allzu sehr auf den Keks geht (wer weiß, wohin die Jobsuche noch führt!), wurde die Gaudi (ich hoffe, zumindest das war es!, wobei… siehe Ende dieses Artikels) der Kritiker*innen der

Massenstudierendenhaltung
[früher hieß das 'Bildung für alle!'; den grundsätzlich modern-anti-ständischen 'Hochschulreformen' der 1960er und 70er Jahre habe ich z. B. letztlich mein Studium an der einstigen „Marx & Moritz“-Universität Bremen (inzwischen zur „Exzellenzuni“ verstümmelt)
zu verdanken…]

im Jacob-und-Wilhelm-Grimm-Zentrum angesetzt, einer Großbibliothek, in die sich meines Wissens eher selten Nicht-Akademiker*innen verirren. Dass das kein Zufall ist, geht auch aus dem im Aufruf postulierten, im eigenen priviligierten Milieu und Blickwinkel verhafteten Irrglauben hervor, dass „früher noch die meisten Lohnabhängigen am Fließband standen“, während „die Arbeiter*innen in modernen Informationsgesellschaften zunächst einmal durch die Ausbildungsfabrik Universität geschickt (werden)“ – ähem ja, Klassenanalyse 2016. Erzählt das mal den Schüler*innen der ‚Rütli-Schulen’, den Textilarbeiter*innen in Bangladesh, den Flaschensammler*innen der Metropolen oder den rumänischen Bauarbeiter*innen der „Mall of Shame“ – womit ich keinesfalls ein Studium der Genannten ausschließen will, wohl aber die Behauptungen eines 'Endes von Fließbandarbeit' und einer überwiegend akademischen Zusammensetzung der Arbeiter*innenklasse in der sogenannten 'Informationsgesellschaft' (in gewisser Hinsicht ein Propagandabegriff wie einst die Rede von der 'Dienstleistungsgesellschaft', die angeblich ebenfalls das Ende der 'Fließbandarbeit' eingeläutet hat). Dies gilt erst Recht nicht im globalen Maßstab – und die kapitalistische Arbeitsteilung muss nun mal global gedacht werden.

Statt immer neue 'Begründungen' und Herleitungen für die herrschenden Hierarchien zu suchen (die Selbsteinordnung der Studierenden als "Humankapital" zähle ich ebenfalls dazu, denn gab es jemals eine Arbeitskraft, die kein 'Humankapital' der kapitalistischen Ausbeutung gewesen wäre? Und ist der nicht-akademische Teil der Klasse nicht 'human'???), wäre es doch viel interessanter von den realen Punkten auszugehen, in denen viele Studierende zumindest während des Studiums (und eben oft auch danach) klar Teil der Arbeiter*innenklasse sind, von den jobbenden Kellner*innen und am Fließband (!) schuftenden Student*innen über Sexarbeiter*innen zu den Supermarkt-Kassierer*innen und Lagerarbeiter*innen in Versandhäusern usw. usf. und darüber hinaus Wissen und Bildung aus den Universitäten gesellschaftlich zu verbreiten und die Einrichtungen weiter zu demokratisieren und zu öffnen. Wer sich vor allem über 'Überfüllung' oder gar 'Massenstudierendenhaltung' beklagt, tut das Gegenteil und ruft – auch wenn es nicht intendiert ist – selbst nach neuer Elitenbildung!

Die einst in den (Straßen-) Kämpfen, Streiks und Besetzungen des global gewordenen Pariser Mai 1968 überwundenen (oder überwunden geglaubten) Trennungen zwischen Uni und Fabrik, zwischen Student*innen, ‚Vorstadt-Kids’, Arbeiter*innen, Frauen und Migrant*innen, zwischen akademischem und nicht-akademischem Proletariat wie auch die Kritik an der eigenen Rolle und anderen Herrschaftshierarchien, vom Vorarbeiter auf dem Bau, den Vorgesetzten im Büro, der Tankstelle, Werkstatt oder dem Handwerksbetrieb über Lehrer*innen und Professor*innen in den staatlichen Bildungseinrichtungen bis zu alt- oder auch neumodischen 'Chefs' in der 'blauen', 'weißen' (Krankenhaus / Gesundheitsindustrie) oder anderweitig kolorierten Fabrik – vergessen und wie die Federn alter Kissen vom Wind hinfort geblasen? Puh.

Pferdchen-Fußnote zur "Massenstudierendenhaltung":

Hätte ich nicht bereits früh im Jahr (in meinem Post "Alle faschistischen Deutschen (AfD)...") schon "Protestwähler" zum "Unwort des Jahres" gewählt, "Massenstudierendenhaltung" müsste es sein!

(ich hoffe inständig, das war es dann auch für 2016, ansonsten gehe ich mit Elke Wittich @Elquee den Rest des Jahres Pferdchen spielen!).

[Letzteres eine Art 'Insider' aus unserem bisweilen erheiternden 'Twitter-Leben' und ich möchte betonen, dass ich meine wunderbar rosa-prinzessinnenhafte, journalistische (Jungle World!), pferdchenspielende Kollegin hier nicht vereinnahmen möchte. Wie viele von uns hat sie in letzter Zeit außerdem viel durchmachen müssen, von Puddinghaut essenden Twitter-Ekeln über Cyber-Mobbing bis zur Eselpflege im Pferdchenspiel (wenn er Probleme macht, lass ihn einfach, denn Esel sind cool und mögen keinen Stress). Ich werde ihr daher gleich Bescheid geben! *lach*]

Avantgarde?
Vermutlich weniger studentisch-geprägte Kissenschlacht 'für alle' (?)
~ Kissenschlacht der Trachtenkapelle Göschweiler, Schwarzwald 2009 ~
Screenshot von der Webseite des www.suedkurier.de


Keine Sieger im Wettbewerb!

Das alles ist nicht nur schade, weil ich private und erst recht öffentliche Kissenschlachten durchaus eine feine Sache finde, sondern auch, weil in dem Aufruf weit mehr Erkenntnisse stecken, als die Schlüsse vermuten lassen: etwa die begrüßenswerte Kritik an „Anwesenheitspflichten“, „unkritischen Lehrinhalten“ oder „der marktorientierten Hochschule im Kapitalismus“ als Ort der „Ausbildung unternehmerischer Subjekte“ (= Kapitalist*innen (?)).

Das „Elend im Studentenmilieu“ (Situationistische Internationale) wird vermutlich auch deshalb nicht in seinem ganzen Drama erfasst, weil sich die Protagonist*innen selbst noch gar nicht ganz sicher sind (wer kann das im neoliberalen Kapitalismus schon sein?), ob es wie gewünscht (!?) dafür reichen wird, ein erfolgreiches ‚unternehmerisches Subjekt’ mit „einer unbefristeten Stelle“ oder auch mehr (zum Beispiel einer ‚Führungsposition’) zu werden, oder ob sie sich einreihen müssen (oder dürfen) in die anderen „Arbeitskräfte, die möglichst profitabel vom Kapital eingesetzt werden können“ (= Arbeiter*innen (?)). Ich finde übrigens – da bin ich sicher selbst ganz 'neoliberales Subjekt' – weder das eine noch das andere grundsätzlich 'erstrebenswert' oder 'verwerflich'. Kommt – ja, genau so funktioniert der neoliberale Kapitalismus! – eben drauf an, was mensch (allein oder mit anderen) draus macht. Und ob mensch es sich überhaupt aussuchen kann.

Vor diesem Hintergrund erhält der gutgemeinte Aufruf zu einem "Anti-Wettbewerb-Wettbewerb" einen fahlen Beigeschmack. Wenn ich es richtig verstanden habe, sollten dann konsequenterweise doch noch Sieger*innen der Anti-Wettbewerb-Kissenschlacht gekürt werden, denn so ganz ohne Wettbewerb macht ein studentischer Wettbewerb ja keinen Spaß!
Ist das die "hochschulpolitische" Theorieproduktion 'im Herzen der Bestie' anno 2016? Dann gute Nacht! Auf 'der Straße' ist mensch jedenfalls schon weiter: nicht nur in Frankreich (#NuitDebout), sondern auch in den Kooperativen Rojavas, Basisgewerkschaften und Flüchtlingsinitiativen Berlins und anderswo...

"Nachmacher! Hosenkracher!"?
Flashmob 'Kissenschlacht' in Frankfurt am Main 2010
Laufstegatmosphäre und sexistische Mackersprüche

I-Tüpfelchen des Aufrufes ist eine in ihrer Intention für mich allerdings etwas undurchsichtig bleibende Stelle, in der die Zentralbibliothek als ein Ort kritisiert wird, „in der Laufstegatmosphäre und sexistische Mackersprüche den verbliebenen Spaß an der wissenschaftlichen Betätigung komplett verderben“. Als (auch) Mode-Bloggerin, die „sexistische Mackersprüche“ allzu oft gehört hat, sei mir der Hinweis gestattet, dass Laufstege (also Modenschauen) meiner Erfahrung nach nicht gerade der typischste Ort für diese sind, ganz abgesehen davon, dass sich für das Feld der Mode meist mehrheitlich (wenn auch natürlich keinesfalls ausschließlich) Frauen interessieren.
Es scheint fast, als sollten mit dem Satz ‚binär-aufgespaltet’ (sofern wie ich vermute: 'gender-zuschreibend') sowohl feminin-schick(sig)e Repräsentationsformen (wie wir sie etwa von Laufstegen kennen, und, was mich betrifft, oft auch mögen) etwa von ‚femininen’ Student*innen gleichermaßen (!) kritisiert werden wie sexistische ‚Reaktionen’ männlich kodierter Macker: beides doof. Ist es das, was damit gesagt werden soll?

 
"Enjoying the luxuries of an in home library with all of my faves - Intellect is SEXY"
Ph & text via our Tweep @Met4morphoses
(www.camelotfantasy.com - camelot-poetry-palace)
Original source, model & photographer unknown.

Oder nehmen 'schick gekleidete' Kommiliton*innen den weniger schick gekleideten die „Arbeitsplätze“ in der Bibliothek weg? Sind sie gar selbst schuld an den „sexistischen Mackersprüchen“, weil sie sich kleiden und in der ‚Bibo’ bewegen wie auf dem Laufsteg? Evil.
Oder verspüren Studierende Druck, sich für die Bibliothek schick zu machen, nur weil andere es tun? Ist es schon soweit gekommen, dass sich kein Mensch mehr in einem Ramones-Shirt, mit zerfetzter Jeans und Nietengürtel in die Grimm-Bibliothek traut? Fragen über Fragen. Studentische Probleme allemal. Our bodies, our lives!

 
Laufstegatmosphäre in der Bibliothek?

links:
Model Oktyabrina Maximova in the library by Moscow-based photographer Maxim Guselnikov,
from the series "Vanity-Exposition" (!)
rechts:
Model & Photographer unknown, from the Blog "El Erotismo de las Bibliotecas" (!),
passed along via Twitter by Tweep Jessica Redhead

Oder irre ich mich, und die Kritik an der "Laufstegatmosphäre" hat mit einer oberflächlich-verkürzten 'Sexismus-Kritik' (Mode und / oder 'Sexiness' als einfache Feindbilder zum Abnicken; quasi als Pendant einer verkürzten Kapitalismus-Kritik, die z. B. Banken für alles Böse in der Welt verantwortlich macht) nichts zu tun? Und es handelt sich um eine verkürzte Architektur-Kritik der Sichtbarkeit? Nun, die offiziell Verantwortlichen des Aufrufes heben jedenfalls auch 'kritisch' hervor, dass die Bibliothek "(s)ymbolisch (...) zwischen Bahnhof Friedrichstraße und dem Hauptgebäude der HU (thront) [sic!]", ein Tempel der Bildung also zwischen einem historisch recht 'wilden' Ort der Ankunft und Trennungen, Tränen, Flüchtlinge, Gefangenenaustausche und Spionage (mit vermutlich recht 'feschen', im 'Secretary-Look' gekleideten, beinharten 'russischen Agentinnen'... *lol*) und der besten Uni Berlins, ganz allein deshalb, weil sie jede und jeden Besucher*in mit dem in Marmor gemeißelten Zitat von Karl Marx begrüßt:

"Die Philosophen haben die Welt nur verschieden interpretiert,
es kommt aber darauf an, sie zu verändern."

Das ist doch eigentlich kein so schlechter Ort und ein guter Ratschlag.

 
Die richtige Richtung:
Wandzettel gegen Grenzverletzungen aller Art in Toilette und am Tresen des Bethanien am Mariannenplatz, Berlin-Kreuzberg. Allerdings müssen diese eigentlich selbstverständlichen Regeln auch entschieden durchgesetzt werden - das gilt auch für Bars, Clubs, die Grimm-Bibliothek und jeden anderen Ort.
Kissenschlachten dürften dafür gänzlich ungeeignet sein - "Bildet Banden!" schon eher.
~ von mir photographiert am Abend des 2. Sept. 2016 ~
#Blockupy #Macker #Homophobia #Rassismus #Antisemitismus ...
Photo-Credit: STYLE! IT! TAKES! Blog Berlin

Und was die sexistischen Macker betrifft, gehören sie – wie überall sonst – hochkant aus der Bibliothek geworfen (zumindest in diesem Punkt dürften wir uns einig werden). Denn die und ihre widerlichen Sprüche und / oder Anmachen sind – oder sind auch die 'Slut Walks' schon in Vergessenheit geraten? – keine Frage der Bekleidung, sondern eine des Respekts.

Es bleibt also eine fragwürdige Kissenschlacht – ganz ohne mich.

Hochschulpolitisch vermutlich nicht gern gesehen:
Freundinnen von Kissenschlachten in Unterwäsche sollten die Grimm-Bibliothek weiträumig meiden und ihren Vorlieben besser im Privaten fröhnen. Schade.
Photo "feathers" via electru.de


Studentische Dramen:
Entweder zu voll oder abgesperrt!

Passende Fußnote dieser fast schon lustigen Geschichte (ich mag lustig, lustig ist gut und nicht schlecht!) ist, dass die Kissenschlacht im Grimm-Zentrum anscheinend letztlich nicht stattfinden konnte, da die Polizei diese Aktion als so staatsgefährdend betrachtete, dass die Kissen (!!!) konfisziert wurden und das Gebäude abgeriegelt wurde (siehe Photo unten). Mit Kissen freilich ist so ein Polizeikordon nicht zu durchbrechen, und so war es fast wie immer: kein Mensch kommt mehr in die Bibliothek. Schon gar keine Nicht-Student*innen.

"Polizei verhindert #Blockupy-Kissenschlacht an der HU, konfisziert Kissen als 'Gefahrengut' (...)"
Photo & Text by Tim Lüddemann @timluedde 2 Sept 2016


Die Bibliothek stürmen!

Wie mir auffällt, war auch ich noch nie in der Bibliothek. Ich werde das nachholen. Und mir die höchsten Stöckelschuhe und den kürzesten Rock anziehen, die sich in meiner Garderobe befinden. Vielleicht sind ja auch ein paar nette Bücherwürmer da.

Pink T-Strap Pumps with cute glitter ribbons
by Sophia Webster (2014)

xxx
Eure
‚Mode-Bloggerin’ Magenta,
die von den wahrlich unerträglichen Verhältnissen ständig genötigt wird,
über etwas anderes zu schreiben.
Immerhin ist es mir heute gelungen, einen smarten weißen Body, zwei todschicke modische Outfits (und eine tolle Brille!), Lingerie ('Unterwäsche') und ein Paar niedliche rosa HighHeels unterzubringen.
Ich habe mich also zumindest bemüht.
(die schöne Sonne macht irgendwie albern!).
(^.^)

Das nächste Mal in #Blockupy III wird es aufgrund des Themas leider alles andere als lustig, denn dann geht es 'endlich' (this time for real!) um die Rojava-Solidaritäts-Demo vom Freitag, auch wenn sie – soviel sei vorweggenommen – jenseits des bitteren Inhalts als Demonstration betrachtet sehr schön war...


Links
Bilder vom 1. Mai in Berlin (1. Mai 2015)
La Beauté est dans la Rue (1. Mai 2014)
Eine Linkliste zu meiner umfassenden Syrien-Türkei-Kurdistan-Berichterstattung
folgt im nächsten Teil dieser kleinen #Blockupy-Serie.

The STYLE! IT! TAKES! Gender Series:
Girls Loving Girls (2015, #III)
Red My Lips (Sexual Assault Awareness Month) (2015, #II)
Style! It! Takes! Manifesto (2013)

Wer nach schönen Kleidern etc. sucht, am Ende meiner Photo-Artikel
Blumenmädchen * Flower Girls ⊰1⊱ & ⊰2⊱ gibt es eine kleine Linkliste.

Sunday, January 24, 2016

Photo des Jahres 2015 ...und andere Auszeichnungen

Photo des Jahres 2015:
"Freedom Portrait"
"A woman takes off blackness* after reaching safety in #Kurds #YPG controlled area, west #GireSipi, Rojava"
von
Shervan Derwish & Jack Shahine
2. Juni 2015
Westlich von Tall Abyad (Girê Spî) / Rojava (Nördliches Syrien)
Beide Titel von Jack Shahine @jackshahine
* blackness:
Eine interessante Wortwahl des oft sehr poetischen Jack Shahine,
da "blackness" nicht nur "Schwärze", "Dunkelheit" oder "Finsternis" bedeutet,
sondern auch "Niedertracht", "Verderbtheit" (corruptness) und "Abscheulichkeit".

[here you can switch to the English version of this post]

Ich weiß, ich bin spät dran. Aber wie können Photopreise für 2015 schon im Laufe des Dezembers vergeben werden, wenn das alte Jahr noch gar nicht vorüber ist? Geschweige denn Zeit war, es zu reflektieren? Antwort: Weil die kommerzielle Presse ihre Artikel zu einem – möglichst frühen – Zeitpunkt veröffentlichen will, wenn sie am Verkaufsträchtigsten sind, in diesem Fall also zu Weihnachten oder zum Jahresende. Glücklicher- oder traurigerweise, manchmal weiß ich das selbst nicht so genau, habe ich (fast) nichts zu verkaufen.

Auch nach Sichtung anderer Vergaben blieb für mich schließlich das nicht nur bewegendste, sondern auch erfreulichste Bild des letzten Jahres obiges "Freedom Portrait" aus Rojava in Nordsyrien. Es ist Teil eines kurzen Videos, festgehalten am 2. Juni 2015 von dem Kameramann und Sprecher der von den kurdischen Volksverteidigungseinheiten YPG gegründeten, multi-ethnischen Dachorganisation Euphrates Volcano (inzwischen: Syrian Democratic Forces, SDF) Shervan Derwish in Zusammenarbeit mit dem Photographen und freien Journalisten Jack Shahine, von dem ich schon öfters Photos in diesem Blog veröffentlich habe.

Frauen, die dem Einzugsgebiet des mörderischen Kalifats der IS-Terroristen (Daesh) entkommen waren, rissen sich auf Ladeflächen von Fluchtautos lachend die in 'Daeshistan' zwangsweise vorgeschriebenen schwarzen Burkas vom Leib und ließen sie im Wind davon fliegen... darunter kamen farbenprächtige und knallbunte Kleider zum Vorschein... was für ein Bild!
Es steht nicht nur für den notgedrungen heimlichen Widerstand und die Befreiung von der bleiernen Unterdrückung im Kalifat, es steht auch für unzerstörbare Lebenslust, optimistischen Aufbruch und die säkulare Revolution im kurdisch-geprägten Rojava (Nordsyrien), in der die Emanzipation der Frauen eine zentrale Rolle spielt. Damit vereint es eine ganze Reihe der wichtigsten Themen des Jahres 2015 (etwa Krieg, Terror, Unterdrückung und Flucht) mit überraschend positiven Aspekten (Flucht, Widerstand, Revolution, Emanzipation, Mode und nicht zuletzt: Lachen!). [Weiteres zum Thema bald unter dem Titel "When Fashion returned to Rojava".]

Trotz der situations- und ausstattungsbedingt sicherlich nicht perfekten Bildqualität (wir befinden uns in einem der blutigsten Kriegsgebiete der Welt!) würdigt meine Wahl die beeindruckende Intensität und allegorische Ikonographie dieses Bildes und ich verstehe sie auch als Dankeschön an die von mehrheitlich kurdischen, letztlich aber aus allen Ethnien, Religionen, Schichten und Nationen kommenden Kräften unter endlosen Opfern und lebensgefährlichem Einsatz ermöglichten Befreiungen des Jahres 2015 von den barbarischen Daesh-Dschihadisten. Dies gilt insbesondere auch für die vielen Menschen, die – insbesondere von Deutschland und der EU komplett im Stich gelassen – die Verteidigung der Menschheit vor der Barbarei mit ihrem Leben bezahlt haben.

Letztlich war meine Liste 2015 in vielen Belangen schnell gemacht und über das Meiste habe ich auch im Blog berichtet (siehe Links unter den 'Preisgewinner*innen').
Gekürt wurden nur eindeutige 'Sieger*innen' (darunter allerdings – nicht zufällig auf der rechten Seite meiner Liste – auch ebensoviele Negativpreise), da wir ja schon früh in unserem Manifest versprochen haben, niemals mehr arbeiten zu wollen (dabei tun wir dies permanent...).
Also keine nachträglichen Recherchen, keine Vergleiche, nur für mich eindeutige Ergebnisse:


GESCHICHTE MACHEN

Gewinner*innen 2015:
YPG & YPJ
Die kurdischen Volks- und Frauenverteidigungseinheiten haben 2015
die IS-Dschihadisten (>Daesh) aus weiten Teilen Nordsyriens (Rojava)
vertrieben und Tausende von ihnen in die Hölle geschickt. Danke! ♥

Siehe meine Artikel:

Zwei Kämpferinnen der kurdischen Frauenverteidigungseinheiten YPJ in Rojava (Syrien)
Photo via YPJ @DefenseUnitsYPJ


Looser 2015:
Daesh
(auch bekannt als
#daeshbags, IS, ISIL oder Igittigitt)

Es gibt keinen speziellen Artikel für #daeshbags in diesem Blog,
weder 2015 noch 2014.
Für 2016 sind bei uns verschiedene Nachrufe in Planung. *lach* (^.^)

Auch wenn wir zu vermeiden versuchen, überhaupt über sie zu sprechen
(Gleiches gilt für die deutsch-rassistische Bewegung >Pegida, siehe weiter unten),
müssen wir diese Dreckskerle manchmal erwähnen, um sie zu bekämpfen:
Pac-Man gegen #daeshbags (Nov 2015)
Das Letzte Massaker der Dschihadisten (Juni 2015)
 Je suis Charlie... je suis Ahmed... je suis juif... (Jan 2015)
The Politics Of The Past * (Nov 2014)
* In letzterem Artikel, Teil III meiner frühen Serie "Von H&M nach Kobanê",
werden die #daeshbags zusammen mit ihrer deutsch-rassistischen 'Spiegel-Bewegung'
(den "Hooligans gegen Salafisten", einer Vorläuferorganisation von >"Pegida") vorgestellt,
die sich aus Protest gegen eine linke Solidaritätskundgebung für die Kurd*innen in Rojava gegründet hatte!


POLITIKER*INNEN

Terrorist des Jahres:
Recep Tayyip Erdogan
Präsident der Türkischen Republik (auch bekannt als #TerroristTurkey);
sagt seinen Bluthunden wie dem AK-Parteikollegen, Premierminister Ahmed Davutoğlu,
der türkischen Polizei, Armee, Medien, Gerichten etc.
und selbst den USAEU & Deutschland wo's lang geht.

Permanent verantwortlich für... ohje, das wird zuviel:
...Unterstützung islamistischer Terroristen wie >Daesh,
... Angriffe, Verhaftungen, Inhaftierungen oder Erschießungen von demokratischen Zivilist*innen, Politiker*innen, Bürgermeister*innen, Anwält*innen, kritischen Journalist*innen
& selbst von Kindern auf täglicher Basis
... Krieg gegen die eigene Bevölkerung
... militärische Angriffe im Nordirak und auf die >YPG&YPJ in Syrien

Unterstützt von der >EU und besonders >Deutschland (CDU/CSU/SPD-Regierung)
als eine 'Alternative' zu >Assad und um Flüchtlinge des Syrischen Bürgerkriegs daran zu hindern, nach >Europa zu flüchten!
Partners in crime: die deutsch-rassistische Bewegung >Pegida

Siehe meine Artikel:
#TurkeysWarOnKurds (Jan 2016)
K(l)eine Lehren aus Paris (Nov 2015)
Das Letzte Massaker der Dschihadisten (Juni 2015)
Der kürzeste Weg nach Tall Abyad (Juni 2015)






Kriegsverbrecher des Jahres:
Baschar Hafiz al-Assad
Präsident von Syrien seit 2000.
Hat ein paar Argumente auf seiner Seite, aber schmeisst sie in Form von Fassbomben in Stadtviertel und auf Zivilist*innen, Kinder, jeden in seinem verlorenen Land.
Verantwortlich für mehr Kriegsverbrechen als IRGENDJEMAND in diesem abscheulichen Krieg.
Hauptsächlich unterstützt von extrem-rechten Bewegungen & Parteien der ganzen Welt,
vom Iran und von dem Putin-regierten Russland,
einem weiteren Diktator, vor dem ich Euch schon Ende 2013 gewarnt habe
(in meinem Artikel über das russische feministische Punk-Kollektiv Pussy Riot).

Assad ist in meinem Blog zugegebenermaßen unterrepräsentiert,
aber er hat seine Rolle in meinem Artikel über Musik & Flüchtlinge:
Pop & Elend (Okt 2015)

Was Putin betrifft, siehe den erwähnten Artikel:
Willkommen zurück, PUSSY RIOT! (Dez 2013)


Heuchler des Jahres:
EU / Deutschland
Behaupten beide zu kritisieren, unterstützen sie in Wirklichkeit aber beide:
>Erdogan direkt, >Assad durch Nichtstun.
Leitwölfin:
(die ansonsten manchmal nicht so falsch liegende, siehe >"Wahrheit des Jahres")
Bundeskanzlerin >Angela Merkel.

Siehe meine Artikel:
#TurkeysWarOnKurds (Jan 2016)
K(l)eine Lehren aus Paris (Nov 2015)
Das Letzte Massaker der Dschihadisten (Juni 2015)


Wahrheit des Jahres:
"Wir schaffen das!"
Bundeskanzlerin Angela Merkel zur Aufnahme von Flüchtlingen in Deutschland.

Natürlich schaffen 'wir' das in einem der reichsten Länder der Welt!
Nicht zuletzt auch dank der engagierten Arbeit Tausender von Menschen,
die sich in der ein oder anderen Form für und mit Flüchtlingen engagieren.
Diesen Engagierten und Hilfsbereiten möchte auch STYLE! IT! TAKES!
ganz herzlich danken. Weiter so! ♥
Da sich Frau Merkel ihren Preis leider verspielt hat (siehe rechts),
geht die Auszeichnung symbolisch an all diese ehrenamtlichen Helfer*innen,
die ihn sich mehr als verdient haben. :-)

Willkommenskarten für Flüchtlinge #RefugeesWelcome
Eine von vielen Aktionen des auch von uns unterstützten Projektes
#BloggerfürFlüchtlinge
www.blogger-fuer-fluechtlinge.de

Siehe auch meine Artikel:
Pop & Elend (Okt 2015)
Nacht über Tempelhof: Libertines, Refugees, Katie & Lolla (Sept 2015)
Wie Toyah Diebel in 3 Minuten Pegida abschminkte (Febr 2015)


Dummheit des Jahres:
Merkel unterstützt Erdogan
Wir hätten es ganz nett gefunden, als revolutionärer Blog überraschenderweise sogar mal CDU-Bundeskanzlerin Angela Merkel eine Anerkennung (siehe links) zukommen zu lassen. Leider hat sie es sich (nicht nur bei uns) gleich wieder komplett verscherzt, als sie mitten im türkischen Wahlkampf (siehe folgenden Preis für die kurdische >HDP) den türkischen Staatsterroristen >Erdogan traf und ihm neben dieser skandalösen Wahlkampfhilfe auch noch 3 Milliarden Euro versprach, damit er syrische Bürgerkriegsflüchtlinge davon abhält, in die EU zu flüchten!
Davon kann sich der Kriegsverbrecher jetzt ein paar neue Panzer kaufen, mit denen er auf seine eigene Bevölkerung schießen lässt (siehe #TurkeysWarOnKurds).
Dümmer geht's nimmer. Schade.

3 Milliarden €uro für einen Staatsterroristen und Kriegsverbrecher:
Okt. 2015:
Bundeskanzlerin >Merkel trifft den türkischen Präsidenten, Sultan >Erdogan in Istanbul
Photo PA-AA (via welt.de)


GESELLSCHAFT

Bestes politisches Ereignis international:
Beide Wahlerfolge der HDP in der Türkei
am 7. Juni 2015 (13,1 %) & am 1. November 2015 (10,8 %).

Die neue 'kurdische' Partei steht für demokratischen, sozialen & ökologischen Wandel,
Minderheiten-, Frauen- & LGBTQ-Rechte und einen neuen Friedensprozess in der Türkei.
Sie war 2015 zum ersten Mal bei landesweiten Wahlen angetreten.

Die beiden Co-Vorsitzenden der linken kurdischen HDP (türkisch: Halkların Demokratik Partisi, kurdisch: Partiya Demokratîk a Gelan, Demokratische Partei der Völker), Figen Yüksekdağ & Selahattin Demirtaş, machten Wahlkampf mit Friedenstauben. Der Frauenanteil der Parlamentsabgeordneten der feministischen Partei liegt bei über 40 Prozent. Hauptgegner: Kriegstreiber >Erdogan.
Parteilogo & Photo via HDP @HDPenglish


Bestes politisches Ereignis in Deutschland:
Stilllegung des AKW Grafenrheinfeld
am 27. Juni 2015 in Bayern.

Damit sind jetzt noch 8 Atomkraftwerke in vier deutschen Bundesländern in Betrieb
(Anfang 2011 waren es noch 17 AKWs in Deutschland!).
Drei von ihnen werden vom E.ON-Konzern betrieben, drei von RWE, zwei von der EnBW.
Als nächstes geht 2017 Gundremmingen B, ebenfalls in Bayern, vom Netz.
Erst Ende 2022 ist es mit dem Spuk in Deutschland endlich ganz vorbei.
Dann muss der atomare Müll – so sieht es das deutsche Gesetz vor nur noch
ca. 1 Million Jahre lang sicher aufbewahrt werden. :-p

Siehe auch:
Kernkraftwerk Grafenrheinfeld (Wikipedia)
Liste der Kernreaktoren in Deutschland (Wikipedia)


"Atomkraft ins Technikmuseum!" (Transparent links)
Anti-AKW-Demo in Berlin, 18. September 2010
Trotz Verbot versammelten sich Hunderte auch direkt vor dem 'Reichstag'. Ich war auch da. ;-)
Schon seit etwa 10 Jahren benutze ich in meinem Haushalt keinen Atomstrom mehr.
Photo via tagesschau


LEBEN

Beste Umgebung:
Keine Ahnung.
Vielleicht mein recht friedlicher Kiez in Berlin?


Photo: STYLE! IT! TAKES! Blog Berlin

Siehe auch meine Artikel:
3qm Berlin - Ein Zaubergarten (Juli 2015)
Am Weißen See in Weißensee (Aug 2015)
Friendly Society (Dez 2012)


Unsympathischste Stadt international:
Dresden* (Dunkeldeutschland)

Unsympathischste Stadt Deutschlands:
Dresden*

* Hochburg der >'Pegida'-Bewegung,
wo sie etwa wöchentlich rassistische
und nationalistische 'Proteste' abhalten


KULTUR

Übelste Satire (international):
Pegida 
Eine deutsch-rassistische Bewegung, die beweist,
dass die britische Boulevardpresse schon immer Recht hatte
mit den 'hässlichen Deutschen'!
Gegründet in >Dresden.


Beste Satire (Deutschland):
Toyah Diebel
Eine großartige Radio-Moderatorin aus Deutschland,
die sich über eine damalige >Pegida-'Führerin' lustig machte:



Siehe meinen Blogpost:
Wie Toyah Diebel in 3 Minuten Pegida abschminkte (Febr 2015)



Widerlichstes Theater (international):
Siehe >Erdogan


Bestes Theater / Aktionskunst (Deutschland):
Zentrum für Politische Schönheit
Hat sich einem wohltuend "aggressiven Humanismus" verschrieben und
macht großartige 'Guerilla-Aktionen' gegen die Festung Europa und zu
Themen wie dem syrischen Bürgerkrieg, Flüchtlingen usw.

Einige der Aktionen:


"Ändern Sie den Hintergrund dieses Kindes"
Fingierte "Kindertransporthilfe des Bundes", um Druck auf
Familienministerin Manuela Schwesig (SPD) zu machen,
55.000 syrische Kinder in Deutschland aufzunehmen (1 von 100, die es benötigen würden!).





2015 'entwendeten' Aktivist*innen des Zentrums für politische Schönheit 'Mauerkreuze'
im Berliner Regierungsviertel und brachten sie dorthin, wo sie dringend hingehören:
an die tödliche EU-Außengrenze, hier in Melilla, einer zur EU-gehörenden,
spanischen Enklave an der Nordküste Afrikas. Damit protestierten sie gegen die Tatsache,
dass dort jedes Jahr weitaus mehr Menschen sterben (laut Jean Ziegler etwa 36.000!) als in den ganzen
28 Jahren der Existenz der Innerdeutschen Grenze, der Berliner Mauer und des Eisernen Vorhangs zusammen.
Mehr zur Aktion: "Erster Europäischer Mauerfall"




Jüngster Protest gegen die Festung Europa:
Die Rettungsplattformen sind ausgerüstet mit: Fahnen (Masthöhe 10 m), Positionslichtern, Lebensmittelreserven, Notrufgerät, Photovoltaikmodulen, Fahnenmast, Rettungsringen, Kamera, Radarreflektor zur Erkennung (Schifffahrt), Ankern und einer Einstiegsleiter.

Alle Photos von der offiziellen Webseite:
Zentrum für Politsche Schönheit


Bestes Soziales Medium:
Twitter

War so effektiv, Maulkörbe & Nachrichtensperren in Ländern ohne Pressefreiheit wie der Türkei
zu durchbrechen, dass 2015 der Zugang von der türkischen AKP- / >Erdogan-Regierung
mehrere Male komplett blockiert werden musste. Es hat nichts genutzt. ;-)
Außerdem reagiert Twitter ziemlich schnell auf Beschwerden über dschihadistische Propaganda-Accounts (>Daesh) und löscht sie. Sie könnten 2016 allerdings engagierter sein, das Gleiche auch bei anderen rassistischen & sexistischen Hassreden zu tun.



Hier ist unser STYLE! IT! TAKES! Twitter.
Schlechtestes Soziales Medium:
Facebook

Wird immer kommerzieller.
Versucht, Fanseiten immer mehr zu ökonomisieren.
Zwingt selbst Künstler*innen dazu, ihre bürgerlichen Namen für ihre Profile zu benutzen.
Hat nicht gegen den ganzen rassistischen Dreck interveniert, der 2015 geschrieben wurde.
Erlaubt Frauen immer noch nicht, ihre eigenen Brüste zu zeigen, wenn sie das wollen...

Hier ist unser STYLE! IT! TAKES! Facebook.



Beste Band um das alles zu überleben:
The Libertines


Wiedervereinigt, aggressiv & sensibel und engagieren sich für Flüchtlinge.
Was wollen wir mehr. ♥

Siehe meine Artikel:
Song of the Day: You're My Waterloo (Nov 2015)
Nacht über Tempelhof: Libertines, Refugees, Katie & Lolla (Sept 2015)
Der NS-Tempel wird zum bunten Lolla-Schmetterling (Sept 2015)
Time For Heroes! THE LIBERTINES @ Lollapalooza Festival (Sept 2015)


Hoffnung für 2016:
Frieden
ist mein Hauptwunsch.
Aber ich habe eine Menge Wünsche für uns alle.
Ihr könnt sie hier nachlesen:
Happy New Year's Eve

PS:
Übrigens ist es neu, dass es überhaupt so eine Liste in diesem Blog gibt.
Erstmals haben wir 2014 zwei Preise vergeben:

(an Electro-Musiker Patokai & die Mode-Designer*innen Vibradios, Yan Hats u. a. / Argentinien)

(an die kurdische Popsängerin Helly Luv aus dem Irak, im verlinkten Artikel recht weit unten)

Auch wenn die vergebenen Kategorien immer wieder wechseln werden (*Überraschung*),
werden wir diese neue 'Tradition' wohl künftig weiter ausbauen...

Liebe & Wut
schickt
Magenta
xxx


Anmerkung zur Rechtschreibung:
Die Vergabe eines Photo-Preises ist sicherlich ein passender Anlass, noch einmal unsere (inzwischen leider ungewöhnliche) Schreibweise zu erklären. Bei unserer im Blog durchgehend praktizierten Schreibweise ("Photographie" statt Fotografie, "Photographin" statt Fotografin etc.) handelt es sich (natürlich) nicht um Rechtschreibfehler, sondern schlicht um die Weigerung, dieses schöne Wort und seine semantische Herkunft (aus altgriechisch φῶς phōs, im Genitiv: φωτός photós, „Licht“ und γράφειν graphein „schreiben, malen“, also „malen mit Licht“) dem Regulierungswahn deutscher Rechtschreibreform-Behörden zu opfern. Auch sieht es schöner aus und ist kosmopolitischer (z. B. Englisch: photography). Auch die schöne Phantasie (altgriechisch φαντασία phantasía – „Erscheinung“, „Vorstellung“, „Traumgesicht“, „Gespenst“)
gibt es – zum Leidwesen eines bekannten Herstellers von Orangenlimonade – bei uns noch. ♥