YPJ-Kämpferinnen (kurdische Frauenverteidigungseinheiten) lachen in den Feldern des Kantons Kobanê
im kurdischen Rojava (Nord-Syrien)
Female Kurdish YPJ fighters (Women's Defense Units) laughing in the fields of the Canton of Kobanî
in Kurdish Rojava (Northern Syria)
Photo via ANF 16 April 2015
[English below]
Seit meinem Bericht "
Mit Pferdeschwänzen gegen Terroristen" vom März 2015 zur Lage in Nord-Syrien hat die in der Region gegen die dschihadistischen Mörderbanden des 'Islamischen Staates' (Daesh) kämpfende Allianz erstaunliche Fortschritte gemacht, so dass es Zeit für eine Fortsetzung ist*. Hier also eine Zusammenfassung in vier Kapiteln zum insgesamt erfreulichen Kriegsverlauf in den Kantonen
Kobanê und
Cizîrê (zusammen mit dem Kanton
Efrîn bilden sie die selbstverwaltete kurdische Region
Rojava) von Januar bis Juni diesen Jahres anhand
von — wie immer sorgsam ausgewählten
— Karten und Photos.
* Meine bewusst zeitverzögerte Berichterstattung hat übrigens Vorteile. Nicht alles, was oft am nächsten Tag bereits wieder von den Ereignissen überholt, eventuell gar eine korrekturbedürftige Falschmeldung, ist, muss in diesem Blog gepostet werden. Für tägliche Updates gibt es Twitter, wo Ihr über meinen Style! It! Takes! Account "Magenta Netzwerk" (Twitter@magentanetzwerk) neben schönen Mode- & Beauty-Photos auch regelmäßig mit kulturell-politischen Nachrichten und aktuellen Tweets zur Lage in Syrien, Irak und der Türkei versorgt werdet. Dafür biete ich hier den etwas nachhaltigeren Service einer kontinuierlichen Zusammenfassung der wichtigsten Geschehnisse.
The shortest way to Tell Abyad
Since my report "
With Ponytails against Terrorists" from March 2015 about the situation in Northern Syria, the alliance fighting in that region against the jihadist ISIL (Daesh) gang of killers has made such striking advances that it's time for a continuation.* So here is a summary in four chapters about the generally positive course of the war in the Cantons of
Kobanî and
Cizîrê (which make up together with the Canton of
Afrin (Kurdish: Efrîn) the self-governed Kurdish region of
Rojava) from January to June this year by means of
— like always carefully selected
— maps and photos.
*
By the way, my deliberately delayed coverage has advantages. Not everything which often is already on the next day
overtaken by events (perhaps even a canard in need of correction) needs to be posted in this blog. For daily updates there is Twitter, where at my Style! It! Takes! account "Magenta Netzwerk" (Twitter@magentanetzwerk) — beside beautiful fashion & beauty photos — you are regularly provided with cultural & political news and current tweets about the situation in Syria, Iraq and Turkey, too. Instead here I provide the a bit more lasting service of a continuous summary of the most important incidents.
Der Abgrund, aus dem wir kommen
Die Befreiung von Kobanê und die Rückeroberung der ländlichen Region bis zum Euphrat
(Kanton Kobanê / Rojava, Januar bis Mitte März 2015)
The Abyss we come from
The liberation of Kobanî and the recapture of the rural region down to Euphrates
(Canton of Kobanî / Rojava, January till mid-March 2015)
Karte 1: Situation in der Stadt Kobanê (18. Januar 2015)
Die grün gefärbten Teile der Stadt waren im Januar 2015 alles, was vom gesamten Kanton Kobanê bloß eine Woche vor der Befreiung der namengebenden Stadt von den imperialistischen IS-Dschihadisten übrig geblieben war! Eine von Daesh (rot gefärbte Bereiche) überrannte, zertrümmerte Stadt, eingezwängt an der türkischen Grenze (oben). Die Revolution von Rojava stand dort kurz vor dem Ende.
Map 1: Situation in the city of Kobanî (18th of January 2015)
The green-colored parts of the town had been everything left from the whole Canton of Kobanî in January 2015 just one week before the liberation of the
eponymous city from the imperialistic IS jihadists!
A city overrrun,
smashed by Daesh (red-colored parts), wedged on the Turkish border (above).
The revolution of Rojava was close to face its end there.
Map by Chuck Pfarrer, Twitter @ChuckPfarrer
Erinnern wir uns zurück, in welcher ausweglos erscheinenden Situation wir uns noch im Januar befanden. Der kurdische Kanton Kobanê war komplett von den dschihadistischen Terroristen des 'Islamischen Staates' (Daesh) überrannt, die Stadt Kobanê bildete ein letztes, verzweifeltes Widerstandsrefugium ähnlich dem 'Gallischen Dorf' bei Asterix und Obelix, nur mit dem Unterschied, dass die Stadt in Trümmern lag (und größtenteils bis heute liegt) und zudem bereits fast zur Hälfte von den Daesh-Mörderbanden kontrolliert wurde. Während Hunderttausende (hauptsächlich, aber nicht nur kurdische) Zivilist*innen das Land bereits als Flüchtlinge verlassen mussten, tobte ein erbitterter Straßenkampf um jede Straße, jedes Gebäude, jedes Haus zwischen den Dschihadisten und den entschlossenen, verbliebenen kurdischen Verteidiger*innen der Stadt:
den Volksverteidigungseinheiten YPG und den Fraueneinheiten YPJ (Aufmacherphoto), die dabei einzig von der Guerilla HPG der türkisch-kurdischen Arbeiterpartei PKK und vergleichsweise kleinen, aber mit moderneren Waffen ausgestatteten nachbarstaatlichen Einheiten der irakisch-kurdischen Peschmerga unterstützt wurden.
Ansonsten hatten alle Kobanê schon aufgegeben: die Medien, der Westen, der Kurden-hassende türkische Präsident Erdogan sowieso, sogar die
USA, die sich in ihrem 'Kampf gegen den Terror' nur aufgrund des wachsenden moralischen Drucks der Weltöffentlichkeit dazu entschlossen hatten, mit Bombardierungen von Daesh-Stellungen auf Seiten der Kurd*innen einzugreifen, was
— wie wir sehen werden
— eine gute Entscheidung war. Am
26. Januar 2015 siegten die kurdischen Kräfte, die Stadt Kobanê wurde zur Überraschung der Weltöffentlichkeit befreit (siehe meinen Post: "
Befreiung & Wiederaufbau der Stadt Kobanê" vom Februar 2015). Wie ich bereits im November 2014 in diesem Blog '
vorgeschlagen' hatte, ist Kobanê schließlich tatsächlich zum '
Stalingrad' der IS-Terroristen geworden!
Nicht vergessen werden darf in beiden Fällen das damit einhergehende unermessliche Leid für die schließlich siegreichen Bewohner*innen und Verteidiger*innen der Stadt. Ein Leid, welches ich mir als Außenstehende nicht anmaße es auch nur annähernd beschreiben zu können und dessen Schilderung auch nicht ohne blutige und schmerzliche Bilder auskommen würde, die ich in diesem Blog bekanntlich zu vermeiden versuche (wenn Ihr die Schäden an den Gebäuden seht, könnt Ihr Euch den Rest wahrscheinlich vorstellen).
Kobanê nach den Angriffen von Daesh (2015)
Große Teile von Kobanê sind zerstört, aber symbolischerweise überlebte der Adler auf dem
"Platz der Freiheit" (Qada Azadî) im Zentrum der Stadt die schwersten Gefechte
Kobanî after the attacks of Daesh (2015)
"The eagle on Qada Azadî (Freedom Square) is still standing,
the destruction around the square is close to complete."
Photo & English quote by free journalist Fréderike Geerdink
Let's think back in which hopeless appearing situation we still had been in January. The Kurdish
Canton of Kobanî had been
completely overrun by the jihadist terrorists of the 'Islamic State' (
Daesh), the
City of Kobanî
set up a last, desperate refuge of resistance just like the
'Gallic Village' at Asterix and Obelix, only with the difference that the town lay in ruins (and largely still is) and further almost the half of it had been controlled already by the Daesh gang of killers. While hundreds of thousands of people (mainly, but not only Kurds) already had to leave the country as
refugees, a fierce
street fight
between the jihadists and the determined remaining Kurdish defenders of the
city raged for every street, every building, every house. Those defenders were the Kurdish People's Defense Units
YPG and the Women's Defense Units
YPJ (lead photo) who at it solely have been supported by the guerilla HPG of the Turkish-Kurdish Workers Party
PKK and relatively small
neighboring state units of the Iraqi-Kurdish
Peshmerga — of which only the latter had been equipped with modern weapons at least.
Beside that, everybody already had given up Kobanî: the media, the West, Kurd-hating Turkish president Erdogan anyway, even the
USA who in their 'war against terror' had only chosen to intervene on the side of the Kurds (with air strikes against Daesh positions) due to the increasing moral pressure by the global public, something which
— as we will see — had been a good decision. On
26th of January 2015 the Kurdish forces prevailed, to the surprise of the world public the City of Kobanî was liberated (see my post: "
Liberation & Reconstruction of the City of Kobanî" from February 2015). As I already had '
suggested' in
November 2014 in this blog, indeed Kobanî finally turned to be the '
Stalingrad' of the IS terrorists!
In both cases, we must not forget the untold suffering of the finally victorious people and defenders of the city which came along. A suffering which I as an outsider don't arrogate to be able to describe it even approximately and whose description also wouldn't get along without bloody and bitter pictures which I try to avoid in this blog as you know (when you see the damages on the buildings you might imagine the rest).
Karte 2: Die Rückeroberung der ländlichen Umgebung von Kobanê schreitet rasch voran (31. Januar 2015)
Map 2: The recapture of the rural surroundings of Kobanî advances rapidly (31st of January 2015)
Map by Chuck Pfarrer, Twitter @ChuckPfarrer
Danach aber ging es recht rasant weiter: am 8. Februar standen die Kurd*innen zusammen mit mittlerweile verbündeten Einheiten der gegen das Assad-Regime kämpfenden FSA (Freie Syrische Armee) bereits erstmals am östlichen Ufer des Euphrat, das sie bis Mitte März von der syrisch-türkischen Grenze bis hinunter zur (mittlerweile teilweise zerstörten) Qara Qawzaq-Brücke unter ihre Kontrolle brachten, über die sich die Dschihadisten dann zurückzogen:
But after that, everything proceeded quite rapidly: on 8th of February, the Kurds — along with now allied units of the FSA (Free Syrian Army, fighting against Assad's regime) — already reached the eastern banks of Euphrates for the first time, which they brought under their control until mid-March
from the Syrian-Turkish border down to the Qara Qawzaq bridge (by now partly destroyed),
over which the jihadists withdrew then:
Karte 3: Mitte März ist schon ein guter Teil des Kantons Kobanê befreit:
im Westen bis zum Euphrat, im Süden bis zur Autobahn M 4, im Osten Richtung Girê Spî (Tall Abyad). Innerhalb von nur eineinhalb Monaten vergrößerten sich die Kartenausschnitte des US-amerikanischen Kartographen Chuck Pfarrer vom Stadtplan zur einen Großteil des Kantons umfassenden Landkarte.
(11. März 2015)
Map 3: In mid-March, a huge part of the Canton of Kobanî is liberated already:
in the West down to Euphrates, in the South to the M 4 expressway, in the East close to Girê Spî (Tell Abyad). During only a month and a half, the map sections by US-American mapmaker Chuck Pfarrer enlarged from a city map to a map comprising a large portion of the Canton. (11th of March 2015)
Map by Chuck Pfarrer, Twitter @ChuckPfarrer
Glückliche kurdische Kämpfer*innen am östlichen Ufer des Euphrat.
Happy Kurdish fighters on the eastern bank of Euphrates.
Photo: ANF (via kurdishdailynews.org, 31 March 2015)
Und Daesh? Wo sie sich zurückziehen müssen, hinterlassen sie nichts als Zerstörung:
von den IS-Terroristen gesprengte Brücke nach Dscharabulus (kurdisch: Kaniya Dil,
im Hintergrund zu sehen und auf Karte 3 ganz oben links).
And Daesh? Where they have to retreat, they leave nothing but destruction:
ISIL terrorists blew up the bridge to Jarabulus city (Kurdish: Kaniya Dil,
to be seen in the background and on map 3 to the very top left).
Photo via kurdishdailynews.org (7 March 2015)
Ein zähflüssiger Frühling
Der lange Kampf um die ländlichen Regionen und die Lafarge Zement Fabrik,
ein schwerer Abschied und verbrannte Erde,
viele Tränen und ein gar nicht so schlechter Sommeranfang
(Kanton
Kobanê / Rojava, Mitte März bis Anfang Juni 2015)
Komplett zerstörtes ehemaliges Restaurant in der Nähe der Lafarge Zementfabrik, südöstlich von Kobanê
"A restaurant by #Aleppo-#Hasakah road near Lafarge cement plant
south-east of #Kobani 55 km #TwitterKurds"
Twitter @jackshahine (13 April 2015)
Dieses erstaunliche Tempo konnte dann zunächst nicht fortgeführt werden, es ging entschieden langsamer voran
— und leider manchmal auch zurück. Ein Beispiel sind die Dörfer Sal und Jil (siehe Mitte von Karte 3), die schon Ende Februar befreit waren, dann aber aufgrund von Daesh-Gegenattacken im März immer wieder die 'Besitzer' wechselten und erst im April (
nun hoffentlich endgültig) von den Kurd*innen zurückerobert werden konnten.
A viscous spring
The long struggle for the rural regions and the Lafarge Cement Plant,
a heavy farewell and scorched earth,
many tears and a not so bad beginning of summer
(Canton of Kobanî / Rojava, Mid-March till early June 2015)
Ehemalige Tankstelle, im Hintergrund die Lafarge Zementfabrik
"Destroyed Petrol Station with Lafarge Plant in Background"
Pic via Jack Shahine April 2015
For the moment, it was not possible to keep up this astonishing tempo then, everything proceeded much more slowly
— and unfortunately sometimes even backwards. An example are the villages Sal and Jil
(see center of map 3), which had been liberated already by the end of February, but due to counterattacks by Daesh in March 'changed hands' then again and again — and could have been finally retaken by the Kurds not until April (
now hopefully permanently).
Langer Kampf um die Lafarge Zementfabrik
Long battle for the Lafarge Cement Plant
Collage aus zwei verschiedenen Schaubildern zur Lafarge Zementfabrik
(das weiße umrandete Inlet ist von Chuck Pfarrer, der Rest von Mark Monmonier),
die von der YPG-YPJ-FSA am 12. April 2015 erobert werden konnte.
Collage of two different maps of the Lafarge Cement Plant
(the white surrounded inlet is by Chuck Pfarrer, the rest by Mark Monmonier),
captured by YPG-YPJ-FSA on 12 April 2015.
Ein Drama war auch der wochenlange Kampf um die Lafarge Zementfabrik, einem großen, isolierten Industriekomplex, wichtig für die Infrastruktur des Kantons. Daesh-Terroristen hatten sich dort verschanzt, waren aber ab dem 21. Februar wochenlang von kurdischen Einheiten eingekreist (siehe den roten Fleck in grüngefärbtem Territorium rechts unten auf > Karte 3 oben), so dass im Internet schon spekuliert wurde, ob sich die #daeshbags (Twitter-Slang für den IS aus Daesh & englisch für Trottel (douchebags)) dort mittlerweile wie Termiten von Stein und Beton ernähren. ;-) Ein Angriff auf dem unübersichtlichen, von Daesh zu einer Festung ausgebauten Industriegelände schien dennoch halsbrecherisch. Auch Bombardierungen durch US-Luftangriffe als einfachste Lösung erfolgten nur sporadisch und zurückhaltend, um das wichtige Areal nicht komplett zu zerstören. Beides wollte man verständlicherweise vermeiden. So kam es schließlich dazu, dass im Zuge eines Gegenangriffes die kurdische Umzingelung aufgesprengt und die verschanzten Terroristen versorgt oder ausgetauscht werden konnten, bevor der kurdische Ring wieder geschlossen wurde. Nachdem schon am 17. März voreilig / fälschlicherweise eine Befreiung verkündet wurde, gelang es dem "
Burkān al-Furāt" (auf deutsch:
Vulkan des Euphrats) genannten Bündnis aus YP
G/YPJ und FSA dann schließlich erst am 12. April, die Fabrik zu erobern. Dieses Beispiel (es gibt zahlreiche ähnliche Fälle, meist bezogen auf infrastrukturelle Bauten wie Zementfabriken, große Getreidesilos, wichtige Straßen und Brücken) zeigt abermals, dass der Krieg erbittert um jeden Quadratmeter geführt wird, sich die Kurd*innen aber auch nicht auf von Daesh gestellte Fallen einlassen und im Gegensatz zu den mörderischen Dschihadisten eine insgesamt sehr nüchterne, konzentrierte Kriegsführung betreiben. Schließlich erfolgreich, sei nach fast zweimonatigem Drama dann auch eine kräftige Portion Pathos erlaubt, wie in folgendem verlinkten YPG-Video...
Another drama had been the week-long fight for the Lafarge Cement Plant,
a huge, isolated industrial complex, important for the infrastructure of the Canton. Daesh terrorists had entrenched themselves there, but were encircled since 21st of February by Kurdish units for several weeks (see the red patch in green-colored territory on the bottom right of > map 3 above), so it already had been speculated on Twitter if the #daeshbags there subsist in the meantime eating stone and cement like
termites. ;-) Nevertheless, an attack of the unclear industrial complex, built out to a fortress by Daesh, seemed to be hazardous. Also bombardments
through US-air strikes as most simple solution happened only sporadically an
d
reluctantly in order to not completely destroy the important area.
Understandably one
wanted to avoid both. So it eventually happened that — in the course of a counterattack — Daesh managed to burst the Kurdish encirclement and supply or swap the entrenched terrorists before the Kurdish circumvallation was closed again. After already on the 17th of March prematurely
a liberation
had been reported,
only on the 12th of April the alliance of YPG/YPJ and FSA named "
Burkān al-Furāt" (in English:
Euphrates Volcano or
Vulcano of Euphrates)
finally succeeded to take over the plant then. This example shows once again (there are many similar cases, mostly related to infrastructural buildings like cement plants,
huge grain silos, important streets and bridges) that the war is fought fiercely for every inch of ground, but also that the
Kurds don't embark on traps set by Daesh and — in opposite to the homicidal jihadists — all in all conduct a very sober, focused warfare. When finally successful, after a nearly two-month-long drama, a big portion of pathos like in the following linked YPG video should be allowed then, too, ...
Kämpfer*innen des Burkān al-Furāt-Bündnisses (FSA & YPG/YPJ) auf dem Weg zur Lafarge Zementfabrik
"#Syrian Burkan Firat (#FSA-#YPG) members on their way to Lafarge Cement Plant, partially destroyed, #Kobane #TwitterKurds"
Photo via Twitter @BosnjoBoy
Hier der etwas pathetische offizielle YPG Video mit Szenen von & nach der Befreiung dieser Zementfabrik:
Here's the a bit pathetic official YPG video with scenes from & after the liberation of Lafarge Cement Plant:
Abzug der Peschmerga
Departure of the Peshmerga
Ende April kam es zu einem traurigen Rückschlag, denn aufgrund von Bedingungen, die die
Türkei für eine Erlaubnis gestellt hatte, mussten die den Kobanê-Kurd*innen im Winter zur Hilfe geeilten irakisch-kurdischen
Peschmerga-Einheiten Rojava mitsamt ihrer (deutlich moderneren) Waffen wieder auf dem gleichen Weg verlassen auf dem sie gekommen waren: über die Türkei. Trotz der guten Zusammenarbeit zwischen den syrischen und irakischen Kurd*innen siegte dann doch die Loyalität zur Türkei (die Regierung der
Autonomen Region Kurdistan im Irak bemüht sich traditionell um ein gutes Verhältnis zur Türkei, der wiederum eine syrisch-kurdische Selbstverwaltung vor ihrer 'Haustür' ein Dorn im Auge ist!), was (teils hinter vorgehaltener Hand) durchaus auch für verständlichen
Unmut nicht nur in Rojava sorgte:
A sad setback occurred at the end of April, since due to conditions
Turkey had set for a permission, the Iraqi-Kurdish
Peshmerga units who went to the rescue of the Kobanî Kurds in the winter had to leave Rojava again
— along with their (distinctly more modern) weapons
— the same way as they had come: through Turkey. Despite the good collaboration between the Syrian and Iraqi
Kurds, the loyalty to Turkey finally won after all (the government of
Iraqi Kurdistan traditionally seeks a good relationship to Turkey, which 'in turn' sees a Syrian-Kurdish self-government right on its 'doorstep' as a thorn in its flesh!), something which (partly on the quiet) indeed caused comprehensible
discontent not only in Rojava, too:
Ausschnitte aus der Diskussion zum Tweet des Journalisten Jack Shahine (Twitter, 28. April 2015)
Outtakes from the discussion about the tweet of journalist Jack Shahine (Twitter, 28th of April 2015)
Aber Jack berichtete auch, dass die Peschmerga erklärten, wenn es notwendig sein sollte zurückzukommen und dass sie von den Menschen in Kobanê ebenso ehrenvoll verabschiedet wurden, wie sie empfangen worden waren. Erfreulicherweise hatte der
Abzug der irakisch-kurdischen Peschmerga-Einheiten — abgesehen von der wichtigen symbolischen und diplomatischen Bedeutung einer Zusammenarbeit der syrischen und irakischen Kurd*innen
— allerdings keine für Außenstehende erkennbaren negativen Auswirkungen auf das Voranschreiten der kurdischen Einheiten in Rojava. Unvergessen bleibt, dass sie für die Menschen in Kobanê da waren, als sie dringendst gebraucht wurden.
But Jack also reported, that "#Peshmerga ready to be back when it's necessary" and that "Kobani ppl gathered honoring their brothers as they welcomed them" (Twitter @jackshahine, 28 April 2015). Fortunately — apart from the important symbolic and diplomatic meaning of a cooperation between the Syrian and Iraqi Kurds — for outside observers the departure of the Iraqi-Kurdish Peshmerga units however hadn't perceptible negative impacts on the advances of the Kurdish units in Rojava. That they have been there for the people of Kobanî when they were urgently needed will remain unforgotten.
Nächtlicher Abschied - Nocturnal Farewell
"Sipas, thank u to our #Peshmerga brothers!
#Kobani would never been victorious without u! #Kurdistan"
(by Jack Shahine, 29 Apr 2015)
Brennende Felder, verbrannte Erde
Burning fields, scorched earth
Während in
Kobanê selbst langsam und unter großen Anstrengungen das
zivile Leben zurückkehrte (siehe dazu meinen Post "
Die Rückkehr des zivilen Lebens in Kobanê" vom Mai 2015), kam es in den
ländlichen Gebieten zu weiteren schrecklichen Ereignissen. So setzten die Daesh-Terroristen auf ihrem schleichenden Rückzug im Süden Erntefelder und Baumplantagen in Brand, eine
Politik der 'verbrannten Erde'.
Als 'Strafe' für die Befreiung von Zivilist*innen setzen die IS-Terroristen Felder in Brand
"#IS terrorists burning agricultural crops as punishing civilians were freed by #YPG #FSA S E #Kobani"
V. @abulssaraqqa via Jack Shahine, 21 May 2015
"#ISIL terrorists burning crops & trees in #Kobani outskirts
#FSA Cmdr trying to extinguish fire, #QeraQuzak area"
Photo from Jack Shahine, 22 May 2015
While in
Kobanî itself the
civil life returned slowly and with great efforts (thereto see my post "
The Return of Civil Life in Kobanî" from May 2015), in the
rural regions further terrible incidents occurred. So, on their creeping retreat, in the South the Daesh terrorists set crop fields and tree plantations
on fire, a
policy of 'scorched earth'.
Einheimische versuchen von den IS-Terroristen in Brand gesteckte Getreidefelder in Rojava zu löschen
Locals trying to extinguish burning crop fields in Rojava, set on fire by IS terrorists
Photos by Twitter @mustefaebdi 26 May 2015
Zahlreiche Kurd*innen und freiwillige Unterstützer*innen aus aller Welt
starben in den erbitterten Kämpfen, immer wieder starben auch Zivilist*innen in den
Städten, Dörfern und auf Feldern durch Minen und explodierende
Bombenblindgänger, nachdem die
internationale Gemeinschaft (die von Deutschland dominierte EU, UNO etc.) trotz wiederholter Aufrufe
— auch in diesem Blog
— versagt hatte, bei der Entschärfung der Bomben mit Spezialist*innen und moderner Technik auszuhelfen. Eine Schande.
Many Kurds and voluntary supporters from all over the world died in the fierce battles, again and again also civilians died in the towns, villages and fields through mines and exploding
blind shells, after
the international community (Germany-dominated EU, UNO etc.) — despite repeated calls for help with the bomb disposal (also in this blog)
— had
failed to help out with specialists and modern technics. A shame.
Ein Mann gräbt in Kobanê einen Bombenblindgänger von Hand aus
A man manually excavates a blind shell in Kobanî
كوباني# (Kobanê#) @mustefaebdi (3 June 2015)
Optimistischer Sommeranfang
Optimistic beginning of summer
Doch am Ende dieses mühseligen Frühlings und schwerer, leider oft auch verlustreicher Kämpfe stand eine Stabilisierung der größtenteils bereits bis Mitte März befreiten Gebiete (siehe Karte 3) und eine weitere Ausdehnung des befreiten Territoriums im Süden und Osten des Kantons Kobanê:
But at the end of this cumbersome spring and heavy battles — unfortunately often also involving heavy losses — there was a stabilization of the mainly already until mid-March liberated areas (see map 3) and a further expansion of the liberated territory in the South and East of the Canton of Kobanî:
Karte 4: Kanton Kobanê Anfang Juni 2015:
Rückeroberungen südlich der M 4, die Dschihadisten-Hochburg Sarrin am Euphrat unter Belagerung, im Osten stehen die Kurd*innen vor der zentralen Grenzstadt Girê Spî (Tall Abyad) (4. Juni 2015)
Map 4: Canton of Kobanî early June 2015:
Recaptures south of M 4 highway, the jihadist stronghold Sarrin at Euphrates under siege, in the east the Kurds are standing in front of the central border city of Girê Spî (Tell Abyad) (4th of June 2015)
Map by Chuck Pfarrer, Twitter @ChuckPfarrer
Viele #TwitterKurds (auch ich) waren davon ausgegangen, dass das nächste große Ziel die Dschihadisten-Hochburg
Sarrin am Euphrat sein würde (siehe Karte 4), auf die es schon seit Ende Februar mit der YPG/YPJ-koordinierte US-amerikanische Luftangriffe gab und das seit Mitte März unter dauerhafter kurdischer Belagerung steht, aber von Daesh (unter anderem mit permanenten Nachschub-Flussüberquerungen von der westlichen Euphrat-Seite aus) so erbittert verteidigt wird, dass es noch nicht eingenommen werden konnte. Doch zur Überraschung von uns allen kam es anders
— und sogar noch besser!
Many #TwitterKurds (me too) had assumed that the next big goal would be the jihadist stronghold
Sarrin
at Euphrates (see map 4), on which there had been US-American air strikes coordinated with the YPG/YPJ already since the end of February and which is under permanent Kurdish siege since
mid-March, but is defended by Daesh so doggedly
(among other things with permanent river crossings with supply and ordnance starting from the western side of Euphrates) that it couldn't be captured right now. But, to the surprise of all of us, things turned out different
— and even much better!
Der schnellste Weg nach Tall Abyad
Die Befreiung von Tall Abyad und eine neue Grenzsituation
(Verbindung der Kantone Kobanê & Cizîrê / Rojava, Mai bis Mitte Juni 2015)
The fastest way to Tell Abyad
The liberation of Tell Abyad and a new border situation
(Connection of the Cantons of Kobanî & Cizîrê / Rojava, May till mid-June 2015)
Auch Berge mussten unter großen Opfern befreit werden: YPG-Fahne auf dem Berg Abdülaziz
(Cizîrê Kanton, Rojava, Nord-Syrien)
Even mountains had to be liberated at great sacrifice: YPG flag @ Mount Abdulaziz
(Canton of Cizîrê, Rojava, Northern Syria)
"Liberation of Mount Abduleziz (Kizwanan) in Hesekê countryside, #Rojava (YPG Rojava)"
via Cahida Dersim, Twitter @dilkocer (20 May 2015)
Aller Terror der Dschihadisten nützte letztlich nichts: der Vormarsch der Kurd*innen konnte nicht gestoppt werden. Wer nur (oft frustriert) auf die Karten vom mittlerweile zähflüssigen Voranschreiten im Kanton Kobanê schaute, konnte leicht übersehen, dass sich gleichzeitig im Rekordtempo Einheiten der YPG & YPJ vom östlich gelegenen
Cizîrê aus (dem größten Kanton Rojavas, nördlich an die Türkei angrenzend, (süd-)östlich an der Grenze zur
Autonomen Region Kurdistan im Irak) in Richtung Kobanê auf den Weg gemacht hatten. Im Kanton
Cizîrê hatten die Kurd*innen schon immer größere Gebiete zur Verfügung und auch weniger Terrain an die Daesh-Terroristen verloren. Bereits Ende
Februar waren dort dann auch die kurdischen Städte
Tal Hamis &
Tal Brak
aus den mörderischen Klauen von Daesh entrissen und befreit worden (siehe
"
Mit Pferdeschwänzen gegen Terroristen"). Und das war noch lange nicht das Ende. Ende Mai konnten Teile der großen Gouvernement-Hauptstadt
Al-Hasaka (kurdisch: Hesîçe) befreit werden (
vollständig von Daesh befreit am 1. August 2015!), gleichzeitig rückten andere YPG/YPJ-Einheiten immer weiter
nach Westen Richtung Kobanê vor... Wie Ihr seht, brauchen wir jetzt noch größere Kartenausschnitte Rojavas:
In the end, all terror by the jihadists had been of no use: it couldn't stop the advance of the Kurds. Those who only (often frustrated) gazed at the maps of the meanwhile viscous progress in the Canton of Kobanî could easily overlook that simultaneously units of YPG & YPJ hit the road in record pace from eastern
Cizîrê (the biggest Canton of Rojava, at the North adjacent to Turkey, (south)east at the border to
Iraqi Kurdistan) in the direction of Kobanî. In the Canton of
Cizîrê the Kurds always had major territories and also lost less terrain to the Daesh terrorists. Already in the end of
February then also the Kurdish towns
Tal Hamis &
Tal Brak
had been wrested and liberated from the murderous claws of Daesh there (see
"
With Ponytails against Terrorists"). And it had been far from over. At the end of May, parts of the huge capital city of the Governate,
Al-Hasakah (Kurdish: Hesîçe), could be liberated (
fully liberated from Daesh on 1st of August 2015!), at the same time other YPG/YPJ units moved forward on and on
to the west in the direction of Kobanî... As you see, we need even bigger map sections of Rojava now:
Karte 5 (Rojava am 3. Juni 2015): YPG & Alliierte rauschen durch das Gouvernement Rakka.
Die in einem etwas dunkleren Braunton gefärbten Areale westlich der Linie Serekaniye - Tel Tamir - Hasakah (rechte Kartenhälfte) sind die kurdischen Gebietsgewinne vom 6. Mai bis zum 3. Juni 2015, eine Fläche etwa so groß wie die gesamten seit Januar 2015 im Kobanê Kanton befreiten Gebiete (beige, links oben auf der Karte). Genau dazwischen sehen wir die zu diesem Zeitpunkt noch vom IS (Daesh, grau gefärbte Gebiete) gehaltenen größeren Städte Suluk (befreit am 13. / 14. Juni 2015), Tall Abyad an der türkischen Grenze (befreit am 15./16. Juni 2015) und Ayn Issa im Süden (befreit am 23. Juni 2015).
Original title:
"YPG & allies sweeping through #Raqqa. Less than 20km to #AynIssa #Suluk #TelAbyad"
Map by Twitter @sylezjusz 3 JUN 2015
Map 5 (Rojava on the 3rd of June 2015):
The areas west of the line Serekaniye - Tel Tamir - Hasakah (right half of the map) — colored in a bit darker shade of brown — are the Kurdish territorial gains
from the 6th of May till the 3rd of June 2015, an area about as big as the whole areas liberated in the Canton of Kobanî since January 2015 (beige-colored area on the top left of the map). Exactly in between we can see the — at that time still ISIL/Daesh-held (grey-colored areas) — bigger towns Suluk (liberated on the 13th / 14th of June 2015), Tell Abyad at the border to Turkey (liberated on the 15th/16th of June 2015) and Ayn Issa in the South (liberated on the 23rd of June 2015).
Der
schnellste Weg in die viel zu lange von den #daeshbags gehaltene,
strategisch zentrale türkisch-syrische Grenzstadt Tall Abyad
(arabischer Name; kurdisch: Girê Spî) führte also nicht über die wenigen (aber offensichtlich schwer
zu durchbrechenden) trennenden Kilometer an der 'Ostfront' Kobanês
(siehe Karte 4 vom 4. Juni 2015), sondern über die noch kurz zuvor mehr als 100
Kilometer "Daeshistan" (treffende Bezeichnung des französischen Twitter-Kurden Cahit Storm für das Kalifat der Massenmörder), die die Cizîrê-Kurd*innen von der Stadt trennten. In einer
klassischen Zangenbewegung der nun erstmals vereinten Verteidigungseinheiten der
beiden kurdischen Kantone (YPG und YPJ-Frauen aus Kobanê und Cizîrê) konnte die Stadt dann am 15. Juni 2015 zur
Überraschung aller befreit werden:
So the fastest way to the strategically central Turkish-Syrian border city Tell Abyad (Arab name; Kurdish:
Girê Spî) — much too long held by the #daeshbags — didn't lead through the few (but obviously hard to break) separating kilometers on the 'eastern front' of Kobanî
(see map 4 from 4th of June 2015), but through the just shortly before more than 100 kilometers of "Daeshistan" (apposite term by French Twitter Kurd Cahit Storm for the caliphate of mass murderers) which separated the Cizîrê Kurds from the city. In a classical pincer movement by the now for the first time united defense units of the two of the Kurdish Cantons (YPG and women of the YPJ from Kobanî and Cizîrê), the city could be liberated then on the 15th of June 2015 to the surprise of everybody:
Karte 6: Die Zange schnappt zu: südlich von Tall Abyad vereinigen sich die Kobanê-Kurd*innen mit den aus dem Osten kommenden YPG/YPJ-Einheiten und schneiden die Versorgungswege von Daesh ab, Tall Abyad wird vom Osten aus angegriffen und am 15. Juni 2015 befreit. Die IS-Terroristen fliehen in die Türkei!
Map 6: The pincers click:
the YPG/YPJ units coming from the West and the East are uniting south of Tell Abyad and cut the supply routes of Daesh, Tell Abyad is attacked from the East and liberated on the 15th of June 2015. The ISIL terrorists flee into Turkey!
Map by Chuck Pfarrer, Twitter @ChuckPfarrer 15 JUN 2015
Karte 7 (Rojava am 18. Juni 2015, lila gefärbte Gebiete wieder unter kurdischer Kontrolle):
Map 7 (Rojava on 18th of June 2015, purple colored areas under Kurdish control again):
The YPG Campaign for Tel Abyad and Northern ar-Raqqa Province
Map by Institute for the Study of War via Twitter @zaidbenjamin, 18 JUN 2015
Mit der am 6. Mai 2015 begonnenen Tall Abyad / Girê Spî-Offensive gelang es endlich, den dringend
notwendigen (militärischen wie humanitären, in diesem Fall beinahe
gleichbedeutend) Korridor zwischen Kobanê und Cizîrê herzustellen, den
in Richtung Türkei der dort diktatorisch regierende Präsident Erdogan nicht willens ist zuzulassen (aus aller Welt eintreffende Hilfskonvois müssen oft tagelang warten oder werden erst garnicht über die türkische Grenze gelassen) und den auch die internationale Gemeinschaft nicht in der Lage war
herzustellen.
So konnten drei Fliegen mit einer Klappe geschlagen werden:
- die Befreiung der unter dem Daesh-Terror leidenden Zivilbevölkerung in Tall Abyad,
- das Kappen einer zentralen Verbindung der langen IS-Handels-, Schmuggel- und Nachschubwege vom Irak über
Rakka bis in die Türkei (und zurück!) und
- das Herstellen einer Verbindung zwischen zweien der drei
kurdischen Kantone in Rojava.
The Tell Abyad / Girê Spî offensive which had been started on the 6th of May 2015 finally succeeded to establish the both militarily as well as humanitarian (in this case almost synonymous) urgently needed corridor between Kobanî and Cizîrê, which in the direction of Turkey the dictatorial ruling president Erdogan is unwilling to accept there (aid convoys arriving from all over the world often have to wait for days or are not allowed to cross the Turkish border at all) and which also the international community had been incapable
to create.
So with one offensive three goals could be achieved:
- the liberation of the civilians in Tell Abyad suffering the Daesh terror,
- cutting off a central connection of ISIL's long trade, smuggling and supply routes from Iraq over
Raqqa to Turkey (and back again!) and
- the creation of a connection between
two of the three Kurdish Cantons in Rojava.
Nicht unbedingt kurz, aber ging halt schneller!
Jubelnde Kämpferinnen der YPJ (Frauenselbstverteidigungseinheiten)
Not exactly short, it just worked faster!
Cheering female fighters of the YPJ (Women Self Defense Units)
Ein Silberstreif und graue Wolken am Horizont des Nachbarlands Türkei
Die Parlamentswahlen in der Türkei und eine Warnung
(Juni 2015)
A silver lining & black clouds on the horizon of bordering country Turkey
The parliamentary elections in Turkey and a warning
(June 2015)
Der Juni wurde auch aus einem anderen Grund zu einem zunächst höchst
erfreulichen Durchbruch für die kurdische Bewegung: bei den
Parlamentswahlen in der Türkei
am 7. Juni 2015 konnte die erstmals angetretene (nicht nur) kurdische, säkulare,
linke, feministische und erfreulicherweise auch für die Rechte von anderen ethnischen Minderheiten und die wachsende
LGBTQ-Gemeinschaft eintretende Partei
HDP
(Partei der Völker;
türkisch:
Halkların Demokratik Partisi, kurdisch:
Partiya Demokratîk a Gelan) die undemokratische 10 % Hürde locker überschreiten
und mit sensationellen
13 % in das Parlament einziehen und damit der
regierenden AKP-Partei von Präsident Erdogan die absolute Mehrheit
nehmen, die dieser für seine geplante, noch undemokratischere Verfassungsänderung
(hin zu einem Präsidialsystem) gebraucht hätte.
June turned out to an initially highly
encouraging breakthrough for the Kurdish movement for some other reason, too: the (not only) Kurdish, secular,
left-wing, feminist and fortunately also advocating for the rights of other ethnic minorities and the growing
LGBTQ community
HDP
party (Peoples' Democratic Party; Turkish:
Halkların Demokratik Partisi,
Kurdish:
Partiya Demokratîk a Gelan), running for the first time at the
parliamentary elections in Turkey
on 7th of June 2015, easily could pass the undemocratic 10% threshold and move into the parliament with sensational
13 % and with this take away the absolute majority of the governing AKP party of president Erdogan, which he would have needed for his planned even more undemocratic amendment of the constitution (to a presidential system).
Logos der HDP (türkisch: Halkların Demokratik Partisi, kurdisch: Partiya Demokratîk a Gelan)
HDP - Partei der Völker / Peoples' Democratic Party
Es war allerdings absehbar, dass diese beiden weiteren Sensationserfolge nach der Befreiung von Kobanê
einem
NATO-Mitglied und westlichen Verbündeten überhaupt nicht schmecken
würden: der
Türkei von Präsident Erdogan, dem schon lange vorgeworfen
wurde, heimlich mit Daesh zu kooperieren.
Tall Abyad diente dem IS sowohl "als Operationsbasis" wie auch "als logistische Verbindung" (Zitate des stellvertretenden 'Außenministers' Kobanês, Idriss Nassan) zur Türkei,
da über den Grenzübergang
Personen (verletzte IS-Kämpfer ließen sich zum Beispiel zur Empörung der dort arbeitenden Krankenschwestern in
türkischen Krankenhäusern pflegen und kehrten dann in ihren 'Dschihad' zurück, auch
Nachschub an internationalen Dschihadisten konnte immer wieder die Grenze passieren),
Waffen und
Sprengstoffe (nach Syrien),
Öl (in die
Türkei) und anderes transferiert wurden und werden konnten. Schon Ende Mai warnte eben dieser
Idriss Nassan:
"Die Türkei will diesen
Grenzübergang eben nicht aufgeben, denn damit wäre auch die Verbindung
zu den Terroristen gekappt und das wollen sie auf keinen Fall.“
(das lesenswerte Interview ist hier nachzulesen:
Es war leider
eine traurig-wahre Warnung.
But it had been foreseeable that these two further sensational successes after the liberation of Kobanî would not fit the concept of
one
NATO member and western ally at all: the
Turkey of president Erdogan who has been accused since a long time to secretly cooperate with Daesh.
Tell Abyad served ISIL both "as a base of operations" as well as a "logistic connection"
to Turkey (translated quotes by the deputy 'foreign minister' of Kobanî, Idriss Nassan),
since over this border crossing
people (for example, injured ISIL fighters let groom themselves in
Turkish hospitals
— to the disgust of the nurses working there
— and returned to their 'jihad' then, also
replenishment of international jihadists could pass the border again and again),
weapons and
explosives (to Syria),
oil (into Turkey) and other things have been and could be transferred. Already in the end of May just this
Idriss Nassan issued the warning:
"Turkey precisely doesn't want to give up this border crossing, since therewith the connection to the terrorists would be cut off, too, and they don't want that by any means.“
(translated; you can check the interview worth reading here (in German):
Leider nicht der letzte Beerdigungsumzug in Kurdistan.
Unfortunately not the last funeral procession in Kurdistan.
"Funeral of fallen YPG hero. Neither IS nor Turkey can defeat Kurdish people! #KürdistanŞehitleriniUğurluyor"
via Twitter @middleeast_24 (Summer 2015)
★
Editorische Anmerkung der Autorin:
Auch um die mittlerweile doch recht große Anzahl meiner Berichte zu
Rojava in diesem (Künste & urbanes Leben, Mode & Beauty!!!)
Blog ein bisschen zu begrenzen, wollte ich ursprünglich mit meiner
Zusammenfassung der Ereignisse bis zur absehbaren
Befreiung von Sarrin* warten, die dann erst am
27. Juli 2015 erfolgte (demnach wäre dieser Artikel dann im August erschienen).
* Mit Hilfe dieses Artikels wisst Ihr nun, wo Sarrin liegt und wie wichtig diese weitere Befreiung ist, auf die auch ich (meinem Twitter nach zu urteilen: besonders ich ^.^) schon fast ein halbes Jahr — sorgenvoll auf den hässlichen kleinen, aber gefährlichen roten Fleck auf Chuck Pfarrers Kriegskarten starrend — sehnsüchtig gewartet habe, obwohl klar war, dass Daesh es ebenfalls früher oder später verlieren würde.
Doch leider ist
nach der Befreiung von Tall Abyad durch die vollkommen durchgedrehte Reaktion sowohl von
Daesh (siehe dazu meinen Ende Juni veröffentlichten, endlos traurigen
nächsten Post) als auch von dem deutschen NATO-Partner Türkei unter Präsident
Erdogan eine komplett neue, schreckliche Entwicklung eingetreten (siehe
#TurkeysWarOnKurds von Anfang Januar 2016), die mich schließlich dazu veranlasst hat, die Darstellung der bis dato im Gesamten erfreulichen Entwicklungen in Rojava / Nord-Syrien der ersten Jahreshälfte 2015 hier vorerst abzubrechen und
— für alles Folgende — eine andere politische und journalistische Form, vielleicht auch einen anderen Tonfall zu suchen. Daher schiebe ich diesen Artikel nachträglich hier in den späten Juni (dessen Stand er reflektiert) und mache im Juli & August eine Sommerpause, um den Kopf frei zu bekommen für neue Bemühungen und Initiativen.
Bleibt dran, ich tue es auch!
Biji Rojava (Es lebe Rojava)!
Berlin, Ende Juni bis September 2015
Kurdische Kämpferinnen der YPJ überbringen eine Hilfslieferung an (arabische) Zivilist*innen
in den Dörfern um das befreite Tall Abyad (Girê Spî)
"Pictures of the Day -
Female fighters of #YPJ provided humanitarian aid to civilians in the villages of #GirêSpî"
via Cahida Dêrsim @dilkocer, Twitter 19. Juni 2015
Editorial note by the author:
Also in order to limit the
meanwhile indeed quite large number of my reports about
Rojava in this (arts & urban life, fashion & beauty!!!)
blog a bit, originally I wanted to wait with my
summary of events until the foreseeable
Liberation of Sarrin* which then took place not until the
27th of July 2015 (according to that, this article would have been published in August then).
* With the help of this article you now know where Sarrin is located and how important this next liberation is. Even me (judging from my Twitter: especially me ^.^) has yearningly waited for it — anxiously gazing at the ugly little (though dangerous) red dot on Chuck Pfarrer's war maps for nearly half a year — though it had been clear that sooner or later Daesh would loose it, too.
But unfortunately
after the liberation of Tell Abyad — due to the
totally crazy reaction both of
Daesh (concerning this, see my
endlessly sad
next post, published in late June)
as well as from the German NATO partner Turkey under president
Erdogan — a completely new, terrible development occured
(see #TurkeysWarOnKurds from early January 2016), which eventually caused me to cut the depiction of the hitherto all in all encouraging developments in
Rojava / Northern Syria of the first half of the year 2015 here for now and
to seek for everything following another (both political and journalistic) form, maybe also another tone.
That is why I place this article retroactively here in the late June (whose state it reflects) and make a summer pause in July & August to clear my mind for new attempts and initiatives.
Stay tuned, I do the same!
Biji Rojava (Long live Rojava)!
Berlin, late June till September 2015
♥
YPJ-Hilfslieferungen an die Zivilbevölkerung nach der Befreiung von Tall Abyad
YPJ aid supplies to civilians after the liberation of Tell Abyad
- siehe Bildunterschrift und Quelle auf vorherigem Photo -
- see caption and source of the previous photo -
Besonderer Dank an
die Kämpfer*innen der
YPG/YPJ, allierten Teile der
FSA,
PKK,
Peschmerga und ihre
internationalen Unterstützer*innen für ihren aufopferungsvollen Kampf gegen das mörderische 'Kalifat' der imperialistischen IS-Dschihadisten! ♥
alle Kriegskartographen, die sinnvolle Arbeit verrichten, besonders an
Chuck Pfarrer & sein Team (USA; auffallend verlässlich fundierend auf Informationen von
Jack Shahine, '
Iron Eye' und den offiziellen Stellungnahmen der
YPG/YPJ), dessen Karten in jenem Zeitraum nicht nur für mich die nützlichsten und übersichtlichsten waren. ♥
Bezüglich der lokalen Photos und Informationen (insbesondere aus dem Kanton Kobanê) war (und ist!) sicherlich der wundervolle
Jack Shahine die verlässlichste und authentischste Quelle, ohne den kein einziger 'Vor Ort'-Artikel über den Krieg gegen Daesh in Rojava /
Syrien in diesem Blog hätte veröffentlicht werden können. ♥
Dank auch an Cahida Dêrsim, Fréderike Geerdink, Cahit Storm, Mark Monmonier und die Twitter-Accounts von @mustefaebdi, @mutludc, @BosnjoBoy, @middleeast_24, @sylezjusz, @zaidbenjamin und die vielen anderen, die (indirekt) zu diesem Artikel beigetragen haben. ♥
Special thanx to
the fighters (of either sex) of
YPG/YPJ, allied parts of the
FSA,
PKK,
Peshmerga and their
international supporters for their self-sacrificing struggle against the murderous 'caliphate' of the imperialistic ISIL jihadists! ♥
all war cartographers who do useful work, especially to
Chuck Pfarrer & Team (USA; strikingly reliable based on informations by
Jack Shahine, '
Iron Eye' and the official
YPG/YPJ statements) whose maps had been the most useful and lucid (guess not only for me) during that period. ♥
Regarding the local photos and informations (especially from the Canton of Kobanê), wonderful
Jack Shahine surely had been (and is!) the most reliable and authentic source without whom not one single 'on-site' article about the war against Daesh in Rojava / Syria could have been published in this blog. ♥
Thanx also to Cahida Dêrsim, Fréderike Geerdink, Cahit
Storm, Mark Monmonier and the Twitter accounts of @mustefaebdi, @mutludc, @BosnjoBoy,
@middleeast_24, @sylezjusz, @zaidbenjamin and everybody else who (indirectly)
contributed to this article. ♥
Danke Euch allen - Thanx to all of you!
Nieder mit dem Pseudo-Kalifat - Down with the pseudo-caliphate!
Zerschlagt Daesh - Smash Daesh!
Wir alle wollen Sommer & Frieden - We all want summer & peace!
♥
Von der kurdischen YPG heruntergerissene IS-Plakate vor Tall Abyad
"#YPG fighters taking down ISIS flags and signs from Tal Abyad city #TwitterKurds"
Photo via Twitter@mutludc 19 Jun 2015
Was Ihr tun könnt:
Lasst wenn möglich Euer Auto stehen, an Öl klebt immer Blut!
(es ist grundsätzlich sogar möglich, dass Euer Benzin von Daesh kommt)
Solange Erdogan an der Macht ist: Kein touristischer Urlaub in der Türkei!
✔ Bundeswehr raus aus der (IS/Daesh-unterstützenden) Türkei! ✔
Weg mit dem Verbot der PKK (der Schwesterorganisation der YPG / YPJ)!
Flüchtlinge willkommen!
♥
What you can do:
Leave your car at home if possible, oil always comes along with blood!
(principally it's even possible that your fuel originates from Daesh)
As long as Erdogan stays in power: No touristic holidays in Turkey!
✔ German armed forces 'Bundeswehr' out of (ISIL/Daesh supporting) Turkey! ✔
Lift the ban of the PKK (sister organisation of the YPG / YPJ)!
Refugees welcome!
✔ = erledigt / done (2015)
Nächster Post über Rojava in diesem Blog: Das Letzte Massaker der Dschihadisten
Next post about Rojava in this blog: The Last Massacre of the Jihadists
Mehr zu diesen Themen in diesem Blog (Auswahl):
More about these topics in this blog (selection):
The Politics of the Future (English Version) (Jan 2015)
Background article about the Kurdish liberation struggle in Syria, Iraq & Turkey
About the incomplete liberation of the Kurdish Cantons of Kobanê, Cizîrê and Efrîn (Northern Syria)
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